Emmerich. Wegen extrem niedriger Pegel im Jahr 2018, konnte anderthalb Monate kein Schiff mehr KLK in Emmerich anfahren. Jetzt hat die Firma gehandelt.

Kaum etwas prägt die Silhouette von Emmerich neben der Martini- und Aldegundiskirche wie das oleochemische Unternehmen im Schatten der Rheinbrücke. Und das seit weit mehr als 100 Jahren. Die Lage direkt am Rhein war und ist ein wichtiger Faktor für KLK. „Der größte Teil der Rohstoffe kommt über den Fluss, es sind über 90 Prozent“, erklärt Ralf Ewering, der seit 14 Jahren am Standort tätig ist und seit sechs Jahren die Geschäftsleitung inne hat.

Pegel im Hafenbecken bei sieben Zentimetern

Die Abhängigkeit von der Rheinschifffahrt lässt sich folglich nicht von der Hand weisen. Während in früheren Jahren vor allem Hochwasserereignisse zu Hinderungen führten, kam es in 2018 zu einem neuen Phänomen. Die andauerende Trockenheit ließ den Pegel sinken, in Dimensionen, die so am Niederrhein Neuland waren. „In unserem Hafenbecken wurde damals ein Pegel von sieben Zentimetern gemessen“, erinnert sich Ewering.

Das hatte zur Folge, dass KLK in der zweiten Hälfte des Jahres 2018 zunächst nur von Schiffen angelaufen werden konnte, die nicht mehr voll beladen waren, um so nicht zu viel Tiefgang zu erzeugen. Im Herbst 2018 war aber auch diese Maßnahme nicht mehr von Erfolg gekrönt. „Wegen des Niedrigwassers waren wir anderthalb Monate gar nicht mehr erreichbar“, erläutert der Geschäftsführer.

60 Meter von der Schifffahrtsrinne entfernt

Die wirtschaftlichen Folgen waren entsprechend. Es musste gehandelt werden. Eine Auskiesung des Hafenbeckens kam dabei nicht in Frage. Stattdessen wurde eine andere Alternative ins Auge gefasst, die nun mittlerweile umgesetzt worden ist.

Die Verladebühne ist über einen 125 Meter langen Steg zu erreichen.
Die Verladebühne ist über einen 125 Meter langen Steg zu erreichen. © FUNKE Foto Services | Konrad Flintrop

An der bereits existierenden Verladebühne wurde ein 125 Meter langer Steg gebaut. An dessen Ende wurde eine neue Verlade- beziehungsweise Arbeitsbühne installiert. Dadurch müssen die Schiffe nun das Hafenbecken gar nicht mehr ansteuern. „Der Entladungsprozess findet jetzt nur noch 60 Meter von der eigentlichen Schifffahrtsrinne entfernt statt“, erklärt Raimund Bister, der bei KLK als Engineering Manager das Projekt begleitet hat.

Schiffsverladearme wiegen jeweils 20 Tonnen

Mittlerweile haben die drei Schiffsverladearme, die im Übrigen jeweils 20 Tonnen wiegen, ihre Arbeit aufgenommen. Jeweils immer nur ein Verladearm wird ans Schiff angedockt. 500 Kubikmeter pro Stunde können dann vom Schiff aus in die Tanks auf dem KLK-Gelände gepumpt werden.

Durch das Projekt Hafenerweiterung, wie es bei KLK intern genannt wird, ist nun gewährleistet, dass die Schiffe auch bei extremen Niedrigwasser noch abgepumpt werden können. Nach der räumlichen Verlegung in Richtung Rheinmitte wird es nur dann eine Einschränkung geben, wenn die Schifffahrt komplett auf behördliche Anweisung eingestellt wird.

Auch Hochwasser ist kein Problem

Ein Verladearm wiegt 20 Tonnen.
Ein Verladearm wiegt 20 Tonnen. © NRZ | tt

Das gilt genau so im umgekehrten Fall. Bei Hochwasser sind ebenfalls keine Probleme zu erwarten. „Wenn der Rest von Emmerich schon unter Wasser stehen würde, ist der Steg hier immer noch trockenen Fußes zu betreten“, meint Bister mit einem Schmunzeln.

Um das Projekt zu realisieren, mussten gleiche mehrere Genehmigungen beim Wasser- und Schifffahrtsamt Duisburg und bei der Bezirksregierung Düsseldorf eingeholt werden. Ralf Ewering war zuvor bei der NRW-Landesregierung vorstellig geworden, um auf die Dringlichkeit des Projekts hinzuweisen.

Über eine Million Euro investiert

Eine finanzielle Förderung aus Landes- oder Bundesmitteln gab es freilich nicht. KLK investierte eine Summe von über einer Million Euro. Wobei die Frage der Amortisierung relativ einfach zu beantworten ist. „Wenn wir die Hafenerweiterung schon im Jahr 2018 gehabt hätten, hätte es sich schon bezahlt gemacht“, gibt Ewering offen zu.

Arbeitsabläufe kaum berührt

Auch beim Bau des Steges wurde darauf geachtet, dass die Arbeitsabläufe im Unternehmen nicht arg in Mitleidenschaft gezogen wurden. So wurde zunächst die neue Arbeitsbühne gebaut und anschließend von der Flussmitte zur Kaimauer hin der Steg fertig gestellt. „Die Kunst“, so Bister, „ist ja nicht überhaupt so etwas zu bauen, sondern dass der Hafen nicht allzu lange geschlossen werden musste.“ Insgesamt gerade einmal 14 Tage konnte kein Schiff KLK während der Bauphase ansteuern. Im Vergleich zu den anderthalb Monaten Niedrigwasser-Pause in 2018 nur ein kleiner Tropfen.

>> Die Geschichte des Unternehmens

Das älteste noch vorhandene Gebäude auf dem Betriebsgelände erhält ein Relief. Dort ist zu lesen: „Anglo-Continentale vorm. Ohlendorffscheh Guäno Werke 1884“.

Ras alte Relief.
Ras alte Relief. © FUNKE Foto Services | Konrad Flintrop

Im Jahr 1911 wurde am Standort direkt am Rhein in unmittelbarer Nähe zur Martini-Kirche die Oelwerke Germania durch die Gebrüder Jurgens gegründet. Ein Jahr später wurde die industrielle Batch-Härtung in Betrieb genommen, ehe 1914 mit der Speiseölraffination und Katalysator-Produktion begonnen wurde.

Im Jahr 1930 erfolgte der Zusammenschluss zu Unilever. 1970 wurde dann aus den Oelwerken Germania die Unichema. Die Speiseölverarbeitung wurde in Emmerich 1993 eingestellt. Kurz vor der Jahrtausendwende erfolgte der Zusammenschluss zur Uniqema. Im Jahr 2006 kaufte dann Croda die Uniqema. Vor zehn Jahren wiederum erwarb KLK das oleochemische Werk von Croda.

Vor fünf Jahren kaufte die KLK Emmerich GmbH das oleochemische Geschäft von Emery Oleochemicals GmbH in Düsseldorf. Insgesamt sind aktuell 440 Mitarbeiter beschäftigt, wobei am Hauptstandort in Emmerich 280 Mitarbeiter gezählt werden.