Emmerich. Nach 75 Jahren soll der Emmericher Ehrenfriedhof umgekrempelt werden. Die Grabsteine stehen zur Diskussion, eine Stele wäre denkbar.
Die Steine verwittern, die Namen sind nur noch schwer zu lesen, das Unkraut bricht sich immer wieder Bahn und viele Menschen können mit diesen Gräber eigentlich auch nicht mehr viel anfangen: 75 Jahre nach der Bombardierung Emmerichs am 7. Oktober 1944 diskutiert die Stadt über eine neue Form des Gedenkens. Immer seltener sind es Oma oder Opa, Tante oder Onkel, die hier begraben liegen: Die Schrecken des Zweiten Weltkrieges verschwinden aus der unmittelbaren Betroffenheit der Emmericher Familien. Jetzt folgen Generationen, die keine unmittelbaren Erlebnisse oder Erinnerungen mit diesem Krieg verbinden.
Ehrenfriedhof deutlich verändern
Geht es nach dem Willen der SPD soll der Ehrenfriedhof an der Friedensstraße nun deutlich verändert werden: „Ich stelle mir eher eine Parkanlage vor“, sagt die Fraktionsvorsitzende Andrea Schaffeld im Gespräch mit der NRZ. Sie hat Neugestaltung angeregt, mit der sich nun eine Arbeitsgemeinschaft beschäftigen soll. Schaffeld ist es wichtig, dass auch jüngere Menschen über eine neue Gedenkkultur Gedanken machen.
Was soll die Veränderung bringen?
Aber was heißt das, den Ehrenfriedhof neu gestalten? Andrea Schaffeld kann sich vorstellen, dass die bisherigen Grabplatten in der jetzigen Form verschwinden und neu angeordnet werden. Sie wünscht sich eine Stele, auf der man vielleicht die Namen aller Opfer anbringen könnte. Um die große Anzahl der Verstorbenen zu verdeutlichen, könne man die Platten neu anordnen. „Die Sandsteine sind von Moos und Flechten überzogen. Sie sind nicht mehr ansehnlich“, sagt Schaffeld.
Auf dem Emmericher Ehrenfriedhof liegen 857 Menschen begraben, darunter Soldaten, aber vor allem Zivilisten. Auf den eingelassenen Grabplatten sind zum Teil zwei oder drei Namen zu lesen. Der Rat der Stadt Emmerich zeigte sich von der Notwendigkeit einer Veränderung überzeugt. Der Antrag der Sozialdemokraten soll jetzt im Kulturausschuss beraten werden, um den Erinnerungsort auch für die kommenden Generationen zu erhalten.
Ideen für einen neuen Friedhof sammeln
Pflegeleichter gestalten
Die NRZ hatte über den schlechten, pflegerischen Zustand des Friedhofes berichtet. Dies liegt zum Teil auch daran, dass der Ehrenfriedhof dem Personal viel Arbeit bereitet. Die Steine liegen dicht beieinander, so dass das Unkraut nur händisch entfernt werden kann. Durch die Trockenheit und den sandigen Boden vertrocknen die Pflanzen schnell.
Eine Neugestaltung des Friedhofes sollte dem Rechnung tragen. Eine parkähnliche Fläche sei leichter zu pflegen.
Andrea Schaffeld wünscht sich jetzt eine Arbeitsgruppe: „Ich denke, dass wir uns externen Rat für die Gestaltung einholen müssen.“ Die Federführung sollte die Verwaltungsspitze übernehmen und es sollte ein ausführlicher Austausch- und Planungsprozess erfolgen - gemeinsam mit Mitgliedern des Geschichtsvereins, des Vereins Pro Kultur und Vertretern der Schulen sollen Ideen ausgetauscht werden.
Auch interessant
Andrea Schaffeld sagt, dass auch die Angehörigen der Verstorbenen eine neue Art des Gedenkens wünschen.