Hüthum. . Martin Schirdewan, Linken-Europaabgeordneter, sah sich das Naturschutzprojekt Emmericher Ward an. EU-Mittel werden hier effektiv eingesetzt.

Wie bestellt flog ein Flussregenpfeifer an der Besuchergruppe vorbei. Besser hätte es Naturschutzbund NRW bei der Besichtigung des Naturschutzgebietes Emmericher Ward mit seiner Rhein-Nebenrinne und dem Auenwald mit dem Linken-Europaabgeordneten Martin Schirdewan, der sein Regionalbüro in Emmerich hat, kaum bekommen können.

Für selten gewordene Vogelarten wie diese möchte die EU durch das Life-Projekt Lebensräume schaffen. „Das ist für uns ein Leuchtturm-Projekt. EU-Gelder werden unfassbar effektiv und nutzbar eingesetzt“, freute sich Sebastian Strumann, Campaigner für Agrarpolitik und Landwirtschaft beim Nabu-Bundesverband. Mit diesen Mitteln werde Naturschutz in Deutschland umgesetzt.

Martin Schirdewan zeigte sich beeindruckt

Nach dem trockenen Sommer 2018 haben sich die Wasserstände in der Nebenrinne in der Emmericher Ward noch nicht richtig erholt. Christian Creon left Martin Schirdewan zeigte sich beeindruckt von den Ergebnissen in Emmerich. „Es ist fünf nach zwölf, wenn sich die aktuelle Politik so fortsetzt. Wir setzen uns für eine nachhaltige, umweltverträgliche Landwirtschaft und konsequenten Umweltschutz ein“, sagte Schirdewan, der es begrüßt, dass die Dringlichkeit der Debatte derzeit wieder stärker wahrgenommen werde.

Klaus Markgraf-Maué von der Nabu-Naturschutzstation Niederrhein begrüßt die Förderung durch die EU ausdrücklich: „Mit diesem Volumen und den Laufzeiten kann man schon etwas bewegen.“ 50 Prozent des Projektvolumens von 3,1 Millionen Euro trägt die EU. Der Rest komme vor allem vom Land NRW.

Life-Projekt in Emmerich wird früher fertig

Aus ökologischer Sicht schafft die Nebenrinne einen stromtypischen Lebensraum, wie er direkt am heutzutage begradigten Rhein seltener geworden ist. Mulden am Rande ermöglichen temporäre Gewässer. Gefährdete Fischarten wie Maifische und Vogelarten wie das Blaukehlchen, auch Insekten, siedeln sich hier an und finden Brutstätten vor.

Bis 2021 läuft das Projekt offiziell: „Wir werden aber früher fertig sein“, prognostiziert Markgraf-Maué. Er zeigte die extensiven landwirtschaftlichen Flächen, wo die Kühe gleich mal neugierig auf die Besuchergruppe zu trabten. „Lebensraumvielfalt ist maßgeblich für Artenvielfalt“, erklärte Christian Chwallek, Nabu-Landesvorstand NRW.

Stirbt eine Art aus, startet der Dominoeffekt

Vier Paare des Flussregenpfeifers habe er jüngst auf dem Areal nahe des Kiesbaggersees gezählt. Wer jetzt frage, was man davon hat, dem entgegnet er: „Man muss es ganzheitlich sehen. Stirbt eine Art aus, hat es einen Dominoeffekt. Es sind komplexe ökologische Zusammenhänge.“

Übrigens steht das Wasser in der Nebenrinne derzeit sehr tief. „Das sind noch die Folgen der Trockenheit in 2018“, schildert Markgraf-Maué. Solche Projekte würden immer wichtiger, wenn es nun geregelt so eine Trockenheit geben würde. Aber dann müsste man die Gewässer wohl noch tiefer ansetzen.

Martin Schirdewan wollte noch wissen, wie es sich mit dem bürokratischen Aufwand gestaltete. „400 bis 500 Stunden sind für den Antrag allein zu rechnen gewesen“, erstaunte Markgraf-Maué. Aber hier habe die EU schon nachgebessert. Jetzt reicht es für den Antrag, eine Skizze einzureichen. Gibt es grundsätzlich grünes Licht, dann gehe es in die Details.

>> NABU WIRBT FÜR DIE EUROPAWAHL

Der Nabu wollte auch diesen Termin dafür nutzen, dass möglichst viele Bürger sich an der Europawahl beteiligen. „Naturschutz geht nur gemeinsam auf europäischer Ebene“, sagte Strumann.

Außer mit Die Linke sei der Nabu im Austausch mit allen demokratischen und nicht den Klimawandel leugnenden Parteien, unterstrich Christian Chwallek, Nabu-Landesvorstand NRW.

Von den 65 Milliarden Euro, die in gemeinsame Agrarprojekte fließen, dürfe aus Sicht des Nabu gerne mehr in den Naturschutz investiert werden: „Das ist unser Herzensthema“, so Strumann.