Haldern. . Lautester Applaus: Beim Lindengeflüster 4.0 Poetry Slam im Gasthof Tepferdt in Haldern gewann Tobias Beitzel mit einem Plädoyer für Europa.

Der Wettstreit der Worte geht in die nächste Runde. Zum vierten Mal mittlerweile holt der Gasthof Tepferdt den Poetry Slam nach Haldern. Da wurde am Samstagabend Kultur und Unterhaltung vereint.

Größen der Poetry Slam Szene traten im modernen Dichterwettstreit gegeneinander an – und das Publikum durfte über Siegerin oder Sieger entscheiden. Am Ende siegte Tobias Beitzel, der sich im Finale gegen Anke Fuchs durchsetze. Das Publikum stimmte per Applaus ab.

Was Poetry Slam ist, ist gar nicht so einfach in Worte zu fassen. „Poetry Slam ist mitreißende gelebte Poesie in allen möglichen Facetten. Von ernst bis lustig ist für jeden was dabei“, fasste Lara Huying, die von ihr ins Leben gerufene Veranstaltung in Worte. Der Poetry Slam sei auf dem Land noch nicht so etabliert. „Aber wir haben ja hier einen Gasthof, also warum nicht den Poetry Slam ins Dorf bringen?“, schmunzelte sie.

Zwergriese führte gekonnt durchs Programm

So fand sich an diesem Abend ein noch recht kleines, aber dafür umso begeisterteres Publikum für die mitreißenden, lustigen und nachdenklich stimmenden Texte zusammen.

Und doch hat der Poetry Slam Regeln: Die Vortragenden haben sechs Minuten Zeit, um ohne Requisiten und mit einem selbst geschriebenen Text, ihre Zuhörer zu überzeugen. So führte Marius Hanke alias Zwergriese gekonnt als Moderator durch die Veranstaltung.

Da, wo man Poseiden und Käpt’n Blaubär anbetet

Erik Jansen, eine rheinische Frohnatur, war beim Lindengeflüster 4.0 dabei.
Erik Jansen, eine rheinische Frohnatur, war beim Lindengeflüster 4.0 dabei. © Gerd Hermann

Fünf weitere Poetry Slammer waren angereist. Zuerst stand Erik Jansen auf der Bühne. Die rheinische Frohnatur erzählte humorvoll über seine Sucht nach Lesen und die Gefahren von übermäßigem Literaturkonsums. „Ich konsumiere täglich 100 Seiten und am Wochenende an die 1000“, beichtete er den lachenden Zuhörern.

Auch Jann Wattjes konnte die Gäste unter anderem mit seiner Parodie der Ostfriesländer begeistern. So erzählte er von der täglich erscheinenden „Briefrobbe“ und dass in Ostfriesland eher Poseidon und Käpt’n Blaubär angebetet werden.

Tobias Beitzel macht Bilder im Kopf lebendig

Jann Wattjes parodierte den Ostfriesländer.
Jann Wattjes parodierte den Ostfriesländer. © Gerd Hermann

Bei Tobias Beitzel wurde es dann trotz lustigem Anfang sehr ernst. „Ich schreibe meine Texte gerne aus Aggressionen heraus“, kündigte er an. Doch das Schmunzeln hielt nicht lange. Er erzählte in drei Teilen über Europa.

„Erst wenn man wieder Waffen zieht und die Jugend in den Gräben liegt“, dichtete er, würde man den Wert eines vereinten Europas wieder zu schätzen wissen. Eine rauchige Stimme, die Bilder im Kopf lebendig macht und Gänsehaut zaubert. Einer von einigen Auftritten, die furiosen Applaus bekommen.

Anke Fuchs slammte über den grausamen Alltag

Dagegen trat die erfahrene Poetry Slammerin Anke Fuchs an. Sie ist seit über zwölf Jahren in der Szene unterwegs und verpackte an diesem Abend die Grausamkeit des Alltags in wunderschöne Worte. „Was wisst ihr denn schon davon?“, fragt sie in ihrem Text die Menschen, die freifertig über andere urteilen.

Der letzte im Bunde war Andreas Weber. Er erzählte sehr humorvoll von Kirche und Sippschaft im Hinterland. „Da, wo man nur mit zweimal Umsteigen und ganz viel Beten hinkommt“, witzelte er.

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Wer jetzt Lust auf Poetry Slam bekommen hat, kann sich unter www.zwergriese.com oder www.poetry-slam-essen.de über die nächsten Termine und Orte informieren.