Haldern. . Die schwersten, aber auch gefühl- und hoffnungsvollsten Texte brachte Theresa Sperling mit. Es ging um Genitalverstümmelung. Ob sie gewonnen hat?
Abwechslung, Comedy und die ganz großen Gefühle lieferten die Künstler des dritten „Lindengeflüster”-Poetry Slam in der Gaststätte Tepferdt in Haldern am Samstagabend.
Moderator Marius Hanke erklärt die“Spielregeln“
Der Moderator und „fachliche Leiter“ des Abends, Marius Hanke, erklärte den Poetry Slam so: Wichtig seien drei Dinge. Der Text müsse selbst geschrieben sein, ein gewisses Zeitlimit müsse eingehalten werden und Kostüme und Requisiten seien nicht erlaubt. „Ansonsten können sich die Künstler völlig frei fühlen bei Thema, Textart und – ob überhaupt Wörter benutzt werden“, sagte er. Am Ende allerdings werden die Vorträge noch vom Publikum bewertet und nach einer Finalrunde ein Sieger gekürt. Die steigende Beliebtheit der Veranstaltung im Gasthof Tepferdt liegt wohl auch an der starken Auswahl der Künstler. Fünf sehr verschiedene, aber auch sehr gute Künstler hat Hanke für das Event organisiert.
Theresa Hahl kam als „Eisbrecher“ auf die Bühne
Theresa Hahl startete den Abend mit „Das Heidelbeer-Mahl”, womit sie den Konflikt irgendwo zwischen Traumwelt schweben zu wollen und nicht völlig passiv und kritiklos zu werden, schilderte. Mit im wahrsten Sinne wunderbaren Bildern nahm sie das Publikum mit in ihre fantastischen Gedanken wie „vielleicht tanken Luftschiffe Luftsprünge”.
Training für die Lachmuskeln und die grauen Zellen
Bereits als Legende gilt Lasse Samström, der Erfinder der Schüttelprosa, bei der Silben innerhalb eines Satzes vertauscht werden. So heißt es im Text beispielsweise „Mein Weltbild-Beltwild“ dann „will nicht nur die Welt verbessern, auch wie sie bellt verwässern“ – Training für die Lachmuskeln und die grauen Zellen.
Recht politisch wurde Johannes Floehr, der in seinen Beiträgen immer wieder seine Apathie gegenüber rechtem Gedankengut schlau verpackte. Indem er aus seinem neuen Buch mit dem schlichten Titel „Buch” vorlas, bewies er, dass er nicht nur ernst kann, sondern auch weiß, wie man leichter unterhält.
Oscar Malinowski unterhielt mit Geschichten aus seinem Alltag
Oscar Malinowski unterhielt ebenso kurzweilig mit Geschichten aus seinem Alltag. Als Sohn polnischer Immigranten oder als Dorfkind in der Großstadt, manchmal zynisch, meistens heiter erzählte er von seinem Leben und wie er verheiratete Männer mit Damenparfüm einsprüht.
Beiträge waren vielschichtig und bewegend
Die schwersten, aber auch gefühl- und hoffnungsvollsten Texte brachte Theresa Sperling mit. Es ging um Genitalverstümmelung, einem jungen Mädchen im Koma und den Lebensweisheiten, die zu schrecklich seien, sie ihren eigenen Söhnen zu sagen. Beiträge so vielschichtig und bewegend, dass sie am Ende als Siegerin des Wettbewerbs gekürt wurde.
<<<TERMIN FÜR VIERTE RUNDE STEHT FEST
Der vierte Lindengeflüster-Poetry Slam findet statt am Samstag, 27. April.
Karten für das Event können im Gasthof Tepferdt (VVK und AK) und unter Eventim erworben werden.
Mehr Infos zum regionalen Poetry Slam unter poetry-slam-essen.de.