Emmerich. . Jochen Kemkes, der Leiter des Fachbereichs Stadtentwicklung, geht nach über 40 Jahren bei der Stadt Emmerich in Rente. Er war ein Brückenbauer.
Er hat sicher nicht den leichtesten Job bei der Stadt Emmerich: Stadtplaner. Es ist der Leiter des Fachbereiches Stadtentwicklung, der häufig die Brücke zwischen Wunschdenken und den rechtlichen Rahmenbedingungen schlagen muss. Jochen Kemkes ist ein Vermittler. Und er hat es gerne gemacht. Doch Altweiber ist sein letzter Arbeitstag. Ab 1. März ist er Rentner.
Nach dem Studium der Architektur mit dem Schwerpunkt Stadtplanung und Regionalplanung und zwei Jahren bei der Stadt Wesel kam der Emmericher am 1. August 1978 in die Verwaltung seiner Heimatstadt. Den Fachbereich Stadtentwicklung hat Jochen Kemkes nie verlassen. 1993 wurde er Amtsleiter, davor war er auch schon stellvertretender Leiter.
Für eine Kleinstadt arbeite Emmerich konzeptionell gut
Der 65-Jährige hat sich allem gewidmet, was mit der „Bauerei“ zu tun hat. Den Bau ganzer Siedlungen wie etwa in den 80ern in Elten in den Bereichen Am Dudel und Wasserstraße habe er in der Entwicklung begleitet. „Es ist schön, wenn man dann das Ergebnis irgendwann sieht“, sagt Kemkes.
Ob die Rahmenplanung für die Rheinpromenade, für die ehemalige Kaserne oder jüngst das Integrierte Stadtentwicklungskonzept, die konzeptionelle Arbeit in Emmerich sei sehr ausgeprägt: „Für eine Kleinstadt ist das schon sehr gut.“
Oft lagen Konzepte fertig in der Schublade
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Gerne hätte es nach Kemkes auch mal schneller in der Umsetzung gehen können, nicht nur am Neumarkt: „Es gab Zeiten, in denen wir viel geplant hatten und die Pläne lagen dann lange fertig in der Schublade. Etwa bei der Umgestaltung der Rheinpromenade.“ Politik und Bürgerschaft sorgten sich um womöglich zu hohe Hochwasserschutzwände. Mit dem Endergebnis ist auch Jochen Kemkes sehr glücklich.
Es war häufig ein Ringen um die richtige Lösung: „Im Rat sitzen ja auch ganz viele ‘Stadtplaner’“, sagt Kemkes mit einem Schmunzeln. Den Weg des Kompromisses zu finden, „das ist nicht uninteressant“. Die vielen Herausforderungen zu meistern, „das geht nur mit einem vernünftigen Team im Hintergrund. Und das gilt fachbereichsübergreifend für das ganze Rathaus“, unterstreicht Kemkes.
Straßenausbau kommt für die Anwohner nie gelegen
Gut nachempfinden könne Kemkes die Sorgen mancher Anwohner, wenn ihre Straße ausgebaut werde und sie recht hohe Anliegerkosten zahlen müssen: „So ein Ausbau kommt immer zum falschen Zeitpunkt.“
Wenn sich dann auf der Bürger-Information jemand im Ton vergriffen habe, dann könne er das gut einordnen und verstehen. „Aber sie kriegen auch etwas dafür. Ein vernünftiges Wohnumfeld steigert den Wert der eigenen Immobilie“, erinnert Kemkes.
Jochen Kemkes freut sich auf Zeit mit der Familie
So langsam stellt sich bei Jochen Kemkes die Vorfreude auf den neuen Lebensabschnitt ein: „Ich freue mich auf mehr Zeit mit der Familie. Es wird angenehm, die Terminsteuerung selbst in der Hand zu haben“
Mit der Ehefrau wird es sicher die ein oder anderer Reise mehr geben. Beide Töchter und deren Familien mit insgesamt vier Enkelkindern werden mehr haben von ihrem Vater bzw. Großvater. Die rote Asche des Tennisplatzes wird häufiger unter seinen Schuhen haften.
>> JENS BARTEL WIRD DER NEUE LEITER
Der Nachfolger von Jochen Kemkes steht auch schon fest. Jens Bartel, der bisherige Stellvertreter, rückt auf. Seine Stelle wird entsprechend neu besetzt. Damit wird für den Fachbereich ein ziemlicher Wandel eingeläutet. Denn im Mai und Juni 2020 werden zwei erfahrene Kollegen in den Ruhestand gehen.
Wird zudem der CDU-Antrag gebilligt, wonach zwei weitere Stellen im Fachbereich hinzu kommen sollen, um den zahlreichen anstehenden Projekten gerecht zu werden, dann sind auch diese Stellen erstmal zu besetzen.
Es wird nicht leicht, Bewerber zu finden
Fünf geeignete Bewerber, gerade für den technischen Bereich, für den Fachbereich zu finden, wird nicht leicht. Stichwort: Fachkräftemangel. „Bauingenieure sind in der freien Wirtschaft begehrt. Es gibt im Moment keinen Drang in den öffentlichen Dienst“, sagt Kemkes. Etwas Idealismus sei da schon gefragt, denn bei der Verwaltung verdienen sie weniger.
Und: „Die Zeit, in der man im öffentlichen Dienst immer pünktlich Feierabend hat, ist längst vorbei. Immerhin ist der Job hier relativ sicher“, wirbt Kemkes.