Emmerich. . Die Historie der Probat-Werke in Emmerich ist geprägt von starken Unternehmer-Persönlichkeiten und den persönlichen Umgang mit den Mitarbeitern.
Es ist ein etwas sperriger Name, den sich die Gründer der Probat-Werke 1868 – vor 150 Jahren – ausgedacht haben: Emmericher Maschinenfabrik & Eisengießerei van Gülpen, Lensing & von Gimborn. Theodor von Gimborn, ein Ingenieur, gründete die Firma mit den Kaufleuten Alex van Gülpen und Johann Heinrich Lensing an der
Mennonitenstraße. Von Gimborn hatte für van Gülpen den ersten Röster konzipiert. So ergab sich die Gründungsidee für ein Unternehmen, das heute Weltmarktführer in der Herstellung von Kaffeeröstmaschinen ist. Zur Herstellung des Rösters wurde auch eine Eisengießerei errichtet, erklärt Tina von Gimborn-Abbing. Die Eisengießerei war nicht ausgelastet. Ob Pflüge, Zahnräder, Töpfe oder Schiffsschrauben: „Es waren Kapazitäten frei. Es wurde alles hergestellt, was die Menschen brauchten“, erzählt die Urenkelin von Theodor von Gimborn.
Die Umbenennung durchgesetzt
1870 entstanden die ersten Kugelröster. Dieser erreichte in den folgenden zehn Jahren eine Röst-Kapazität von bis zu 120 Kilogramm Kaffee. Um größere Mengen zu meistern, entwickelte Theodor von Gimborn den
Trommelröster, der 1884 patentiert wurde. Ein Meilenstein. Zu der Zeit wurde der Röster noch mit Koks befeuert. Ein gasbetriebener Kugelröster wurde 1889 der Kaffeebranche vorgestellt. „Der ist bis heute das Maß der Dinge“, sagt Tina von Gimborn-Abbing. Heute könne man mit Röstern dieser Art bis zu drei Tonnen rösten.
Theodors gleichnamiger ältester Sohn wurde einst nach Österreich geschickt, um dort ein Zweitwerk zu eröffnen. Bis zum Zweiten Weltkrieg gab es dieses auch noch. Der jüngste Sohn Carl studierte Maschinenbau und übernahm 1916 die Firmenführung. Auch Carl war nicht nur auf Kaffeeröster fokussiert, hatte ebenso einen Blick auf verwandte Produkte: Mühlen, Silos oder Waagen etwa. Die Mitarbeiter waren zu der Zeit sehr am Familienleben des Chefs beteiligt. Und umgekehrt.
Geradezu bekannt für seine Herzlichkeit war Hans von Gimborn, Tina von Gimborn-Abbings Vater, der in der dritten Generation das Unternehmen ab 1968 leitete. Er war nett zu den Leuten, so waren die Leute nett zu ihm. Der Baumfreund richtete hinter dem Werk einen Park an, in dem Mitarbeiter entspannen konnten. „Das war Anfang der 80er. Ihm war das wichtig“, erzählt von Gimborn-Abbing. Aus dem Teich durften die Mitarbeiter Karpfen angeln, die dann zugunsten eines guten Zwecks versteigert wurden.
Unter Probat ist der Name weltweit ein Begriff
Carl und Hans waren nicht gleich: „Sie sind aneinandergeraten.“ Hans war beim Aufbau nach dem Krieg schon tatkräftig mit dabei, bis 1949 der erste Guss nach dem Krieg erfolgte. „Er war eher ein Kaufmann, eine Unternehmer-Persönlichkeit mit Übersicht und Verantwortungsbewusstsein, der jeden im Betrieb kannte“, so Tina von Gimborn-Abbing.
1959 wurde die Firma umbenannt. Auch Probat-Werke von Gimborn Maschinenfabrik GmbH ist noch etwas sperrig. Aber unter Probat ist der Name weltweit ein Begriff. Hans war es, der über Jahre mit seinem Vater über die Umbenennung diskutierte. „Er war in den 50ern oft in den USA, wohin wir einen Drittel unserer Maschinen verkauften“, verrät Tina von Gimborn-Abbing. Ratterte er dort den langen Firmennamen herunter, erntete er ein Achselzucken. Das Schlagwort „Probat-Röster“ war aber allen ein Begriff: „Diese Erfahrung hat mein Vater mehrfach gemacht“, weshalb er für die Umfirmierung kämpfte.
Zweites Werk entstand 1972
Es gab auch Ortswechsel in Emmerich: Ein zweites Werk an der Mennonitenstraße wurde in der Nachbarschaft abgelehnt. So entstand dieses 1972 an der Reeser Straße. Forschung und Entwicklung fanden in der Schleipen-Villa gegenüber eine Heimat. 1978 zog die Verwaltung hinterher. 1981 wurde das alte Probat-Werk an der Mennonitenstraße abgerissen. Hier sollte das Altenzentrum Willikensoord entstehen. Das neue Probat-Technikum, das von der Straße aus ein Blickfang darstellt, eröffnete 2012.
Die Mitarbeiterzahl erlebte in 150 Jahren ein auf und ab. Aktuell sind es fast 500, 2013 waren es 260. Es waren auch mal deutlich weniger: „Ich habe als Kind auch schlechte Zeiten erlebt, geprägt von Existenzängsten“, erinnert sich die Tina von Gimborn-Abbing, die eine von 28 Gesellschaftern heute ist. Ein aktueller Altersdurchschnitt der Mitarbeiter von 41 Jahren entwickelte sich nach einem Generationswechsel vor etwa zehn Jahren. Probat hat aber schon oft Mitarbeiter für ihre langjährige Treue, auch über 50 Jahre, geehrt: „Das ist ein Zeichen für unsere Qualität. Es fließt in die Produkte ein, dass die Mitarbeiter hier zufrieden sind“, so von Gimborn-Abbing. Probat kümmert sich persönlich um seine Mitarbeiter. Zwischen 1966 und 1975 hat etwa der Landwirt Poen aus Uedemerbruch 1000 Sack Kartoffeln an Probat geliefert: für die Mitarbeiter.
Heute sind die Auftragsbücher voll
Mit Tina von Gimborn-Abbing sitzt die vierte Generation im Unternehmen. Aber nicht als Geschäftsführerin: „Ich leite das Museum“, sagt sie: „Ich kann mich ruhigen Gewissens darauf konzentrieren, da sich mein Mann um die Geschäftsführung kümmert.“ Die Rede ist von Wim Abbing. Er übernahm 2002 die Geschäftsführung, zunächst mit Stephan Lange, ab 2009 dann allein. 1999 kam das Ehepaar mit den gemeinsamen Kinder aus Oldenburg zurück nach Emmerich, wo Wim Abbing dann im Unternehmen die Assistenz der Geschäftsführung übernahm.
2003 starb Hans von Gimborn. In den schwierigen Jahren davor hatte er Zweifel, ob es für Probat gut weitergehen würde. Aber für die Tochter war es extrem wichtig, diese Zweifel beseitigen zu können: „Er hat noch gesehen, dass mein Mann den richtigen Weg geht.“ Auch Wim Abbing entpuppte sich als fairer, beliebter Chef, der den Geist des Familienunternehmens weiterlebte. Als Unternehmer stehe er unter großem Druck, auch für ihn gab es schon schwierige Zeiten, meint Tina von Gimborn-Abbing. Aber heute sind die Auftragsbücher voll. Die Probat-Maschinen sind gefragt in der Welt.
Weitere Infos auf der Jubiläumsseite
www.probat150.com
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