Emmerich/Isselburg. . IG Metall verschob den Warnstreik in Emmerich, um Mitarbeiter aufzuklären. In Isselburg legten knapp 100 Mitarbeiter bei Novoferm Arbeit nieder.
Keine Protest-Banner, keine bunten Fahnen, kein Arbeitskampf. Bei den Probat-Werken in Emmerich passierte am Dienstagmorgen überraschender Weise gar nichts. Der angekündigte Warnstreik fand nicht statt.
Der Geschäftsführer hatte seinen Mitarbeitern mitgeteilt, er halte alle Streiks in dieser Tarifrunde für illegal, berichtete Betriebsratsvorsitzender Gerhard Gertsen der NRZ: „Wir haben den geplanten Warnstreik gestern erstmal abgesagt. Er wird nachgeholt.“
Denn rechtlich zulässig, das haben die Juristen der IG Metall überprüft, sei der Warnstreik auf jeden Fall. Man wolle aber die Kollegen erstmal aufklären, um ihnen jegliche Unsicherheit zu nehmen, zumal in der Fertigung auch einige Neue in diesem Monat angefangen hätten.
Der Streik ist nicht illegal
Die Stimmung an der Reeser Straße 94 dürfte schon mal besser gewesen sein: „Die Vorgehensweise ist mit dem Streikrecht nicht vereinbar“, sagte Gertsen in Bezug auf den Einschüchterungsversuch seitens der Geschäftsführung. Zur Erinnerung: Probat-Chef Wim Abbing ist auch Vorstandsvorsitzender des Unternehmerverbandes Metall Ruhr-Niederrhein.
Was fordert die Industrie-Gewerkschaft Metall? „Sechs Prozent mehr Einkommen und Ausbildungsvergütung“, sagt Cornelia Leson-Griesbeck, Gewerkschaftssekretärin der IG Metall Bocholt.
Befristete Arbeitszeit-Verkürzung ist ein Streitpunkt
Ein großer Streitpunkt ist auch die Forderung nach befristeter Verkürzung der Arbeitszeit auf 28 Stunden pro Woche, um etwa einen Angehörigen zu pflegen oder sich um die Kinderbetreuung zu kümmern.
Dabei soll auch die Rückkehr auf die Vollzeitstelle nach maximal zwei Jahren garantiert werden. Ferner wird hierfür ein Teilentgeltausgleich gefordert – Verhandlungsbasis seien derzeit 200 Euro im Monat, so Leson-Griesbeck. Im Schichtdienst – betrifft Probat nicht – fordert die IG Metall eine Zulage von etwa 750 Euro im Jahr.
Welche Forderung Probat-Mitarbeiter hart treffen würde
Die Arbeitgeber böten derzeit zwei Prozent mehr Lohn an – ab April über 15 Monate und Einmalzahlungen von 200 Euro für Januar bis März. Zudem sollen möglichst viele Mitarbeiter von der 35-Stunden- auf die 40-Stunden-Woche wechseln.
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Heikel für Probat-Mitarbeiter ist die Forderung der Arbeitgeber, Überstundenzahlungen für Kollegen zu streichen, die ihre Arbeitszeit frei wählen können: „Wir arbeiten in Gleitzeit. Die Kollegen fangen zwischen 6 bis 9 Uhr an und hören zwischen 15 und 19 Uhr auf. Da gibt’s viele Überstunden. Wir wären massiv betroffen“, so Gertsen.
Auch in Isselburg wurde der Druck erhöht
Protestbanner, Fahnen und Trillerpfeifen: In Isselburg standen am Morgen bei gleich zwei Betrieben die Zeichen auf Streik. Bei Isselguss an der Minervastraße waren 100 Arbeiter aufgerufen, die Arbeit niederzulegen. Bei der Fertigung von Novoferm an der Schüttensteiner Straße in Werth ebenfalls weitere 100 Gewerkschaftsmitglieder. Diese kamen auch, zur Freude von Novoferm-Betriebsrat Christoph Möllmann, zahlreich nach der Frühstückspause aus den Fertigungshallen auf das Werksgelände gezogen.
Vor zwei Jahren wurde hier zuletzt für mehr Lohn gestreikt. Schals der IG-Metall sorgten für die nötige Wärme bei der klirrenden Kälte. Kämpferisch und mit Megafon verdeutliche Uwe Meyer von der IG Metall Bocholt, was 2018 gefordert wird und warum. Vorbeifahrende Lkw verliehen dem Streik mit Hupen Nachdruck. Klatschen und zustimmendes Pfeifen seitens der Arbeiter beendete den Warnstreik nach knappen 25 Minuten.
>> WEITERE STREIKS AM MITTWOCH
- Die Warnstreiks der Metall- und Elektroindustrie 2018 gehen auch am Mittwoch weiter, wie die Gewerkschaft IG Metall mitteilt. So wird bei einem weiteren Betrieb in Isselburg gestreikt.
- Bei der Firma Trox in Anholt wird ab 9.15 Uhr am Mittwochmorgen gestreikt. Rund 300 Beschäftigte an der Gendringer Straße sind aufgerufen, die Arbeit niederzulegen.