Emmerich. Ein Blick zurück und nach vorn. Emmerich-Praest wartet schon auf den Baubeschluss, die anderen Abschnitte erst noch auf die Erörterungstermine.
Für Irene Möllenbeck war die Betuwe eine „unglaublich zähe Veranstaltung“. Sie wurde früh mit dem umstrittenen Projekt konfrontiert: als Bürgermeisterin 1992 bis 1994, als SPD-Fraktionschefin in den 90ern und als Landtagsabgeordnete von 1998 bis 2000.
Die heute 66-Jährige erinnert sich an „fürchterliche Gespräche mit der Bahn“. Die Niederländer hätten sie angegangen, warum sich auf deutscher Seite nichts tue, sie kämen nicht durch das Nadelöhr Elten-Emmerich. Nun, zehn Jahre, nachdem die Niederländer den Vertrag von Warnemünde (1992) erfüllt haben, zieht die deutsche Seite mit dem symbolischen Spatenstich in Oberhausen nach.
Der Bau der Brücke über die Baumannstraße wurde vorgezogen
Wie ist der Planungsstand in Emmerich? Das Stadtgebiet ist in drei Planfeststellungsabschnitte eingeteilt worden. Ein Baubeschluss für den dreigleisigen Ausbau ist in keinem der drei Bereiche erfolgt.
Gebaut wird seit 2015 dennoch, und zwar die Straßenüberführung (Brücke) an der Baumannstraße in Praest als Ersatz für die Kerstenstraße; angepeilte Fertigstellung: 2017. Mit der Vereinfachung der unterschiedlichen Bahnstromsysteme in Deutschland und den Niederlanden wurde ein Ziel des Großprojektes bereits realisiert.
Planfeststellungsabschnitt 3.3 (Praest): Offenlage des Deckblattverfahrens lief bis 6. Dezember 2016 (Änderungen zwischen Offenlage und Baubeschluss). Hier wartet man bereits auf den Planfeststellungsbeschluss.
Planfeststellungsabschnitt 3.4 (Innenstadt/Schwarzer Weg bis Felix-Lensing-Straße): Offenlage wurde Juni 2014 eingeleitet; es gibt noch keinen Erörterungstermin.
Planfeststellungsabschnitt 3.5 (Elten): Pläne sind ebenfalls 2014 offengelegt worden. Auch da steht der Erörterungstermin an, zu dem alle Einwender eingeladen werden.
Im Falle Eltens ist nicht klar, wo und wie es weitergeht. Die Trasse ist umstritten. Die Bahn will die Bergfußvariante, die Bürgerinitiative (BI) Rettet den Eltenberg die bergschonendere Gleisbettvariante, die von den meisten Eltenern mitgetragen werden dürfte.
Zugpferd der BI ist Hans-Jörgen Wernicke (72). Schon in den 90ern wollte er in Elten eine BI gründen, aber man riet ihm, die Füße still zu halten, da gebe es schon die übergeordnete Bürgerinitiative Betuwe – so nicht mit Norbert Gies.
0 Cent für die Betuwe für die Kommunen hatte ihren Preis
Vor gut 20 Jahren blockierten Betuwe-Gegner den Bahnübergang am Löwentor und drohten damit, sich an die Gleise zu ketten. Seitdem wurde einiges erreicht. Das dritte Gleis wird mitsamt Lärmschutz auch zwischen Emmerich und Grenze verlegt.
Das hatte die DB zunächst nicht auf ihrem Radar. Und dann setzten sich die Kommunen mit ihrer 0-Cent-Forderung bei den Bahnübergängen durch, was sonst auch sämtliche Haushalte gesprengt hätte. Um den Preis der umstrittenen Konsens-Bildung. Für die BI in Elten dagegen geht der Kampf weiter.