Millingen/Empel. . Nach wie vor gibt es Verdrossenheit bei den Bürger bezüglich der Betuwe. Warum das so ist, berichten die Ortsvorsteher von Millingen und Empel.
- Die Lösung für Millingen ist weit entfernt von der Ideallösung, sagt Millingens Ortsvorsteher Klug
- Cornelius Meyboom, Ortsvorsteher von Empel, hält weiterhin an seiner Meyboom-Variante fest
- Die Betroffenheit der Bürger sei bei der Bahn zu wenig im Blick, kritisiert Klug
Die Zufriedenheit der Reeser Bürger in Sachen Betuwe-Trasse ist eher gering. Ein Drittel der beim NRZ-Bürgerbarometer Befragten äußert sich indifferent, rund 40 Prozent sind unzufrieden oder gar sehr unzufrieden.
Das ist besonders spürbar in den Dörfern Nord, wie die von der NRZ in Auftrag gegebene repräsentative Umfrage ergab. „Ja, die Verdrossenheit ist merklich“, sagt Hans-Jürgen Klug, Ortsvorsteher von Millingen.
Cornelius Meyboom: „Wir leben in einer demokratischen Diktatur“
Sein Empeler Amtskollege Cornelius Meyboom drückt es drastischer aus. „Wir leben in einer demokratischen Diktatur“, schimpft der Empeler Ortsvorsteher. Alles sei reglementiert, die guten Vorschläge und
Argumente der Bürger würden einfach nicht gehört. Entsprechend schlecht sei die Stimmung bei den Bürgern.
Nach wie vor hält Meyboom seine Variante, der nach ihm benannten Variante Meyboom, die von der Straße Am Bogen unter die Gleise führen würde, für eine solide Planung. Die würde einerseits eine Pkw-Unterführung für Empel sicherstellen. „Welche auch von Millingenern genutzt würde auf dem Weg nach Haldern und Bocholt“, sagt Meyboom.
Hans-Jürgen Klug sieht Konsens als Fehlentscheidung
Auch die Kosten für diese Variante wären verhältnismäßig gering, fährt er fort. Obendrein müssten bei dieser Trassenführung Versorgungsleitungen für Gas- und Abwasser nicht gekappt werden.
Die jetzt angedachte Lösung für Millingen sei weit entfernt von der Ideallösung, ist sich Klug bewusst und er erinnert an die immensen Bemühungen der Millinger Vereine und auch seines Amtsvorgängers Günter Boland, eine Pkw-Unterführung für Millingen durchzusetzen.
„Wir haben versucht, alle Leute zu erreichen und ich denke, dass das auch auf 70 bis 80 Prozent der Leute zutrifft“, sagt Klug. Eine Zäsur sei der Konsensbeschluss vor zwei Jahren gewesen. „Eine Fehlentscheidung, man hätte das Planfeststellungsverfahren abwarten müssen“, ist Meyboom nach wie vor überzeugt.
Der Rat hatte kaum eine Alternative
Klug sieht das anders. „Dass der Rat so entschieden hat, ist nachvollziehbar“, meint er vor dem Hintergrund, dass bei fehlendem Konsens die Finanzierung nicht gesichert gewesen sei und die Stadt Rees sehenden Auges in die Haushaltssicherung gerutscht wäre. Dennoch bleiben für ihn Fragen.
Wie auch für Meyboom. Zum Beispiel, wieso ein teures Brückenbauwerk für das Überspannen des relativ kleinen FFH-Gebiets so selbstverständlich gebaut werde, andererseits aber stets die Kosten ins Feld geführt würden. Das seien zwar verschiedene Blickwinkel auf das Projekt, „das ist dem Bürger aber nicht vermittelbar“, so Cornelius Meyboom.
Beiden ist bewusst, dass die jetzige Betuwe-Umsetzung Tatsachen für Generation schafft und unumkehrbar ist. „Wenn wir die Weichen besser stellen wollen, dann geht das nur jetzt“, so Meyboom.
Um Zugeständnisse an die Bürger sollte nicht gefeilscht werden
Die Konsenslösung sei eine demokratische Entscheidung, so Klug. Die man daher nicht einfach aushebeln dürfe. „Wo kommen wir sonst hin?“, fragt er rhetorisch. Dennoch müssten Nachbesserungen einfließen.
„Ob Bürger nun nur an einer Seite Doppel- oder Dreifachverglasung bekommen ist doch hinsichtlich der Gesamtkosten des Projekts unerheblich. Daher sollte um solche Zugeständnisse nicht gefeilscht werden, so Hans-Jürgen Klug. Überhaupt sieht er die Betroffenheit der Bürger zu wenig im Blickfeld der Bahn.
Klug hofft zumindest auf transparente Wände, die seitens der Bahn jüngst in Aussicht gestellt wurde. „Sonst gibt es neben der Zerschneidung der Verkehrsader auch noch eine optische Zerschneidung des Dorfes“, fürchtet Hans-Jürgen Klug.
>> 55 % MILLINGER UND KNAPP 40 % HALDERNER SIND UNZUFRIEDEN
Insbesondere die Befragen aus dem Reeser Norden, aber auch die Befragten aus Haldern sind mit dem Verlauf der Betuwe-Linie unzufrieden. Fast 40 Prozent sind in Haldern unzufrieden oder sehr unzufrieden, in Millingen sind dies rund 55 Prozent.
Die Befragten im Alter von 20 bis 39 Jahren und die im Alter von 50 bis 59 Jahren sind am häufigsten mit der Routenplanung unzufrieden. Die Stimmung bei Frauen und Männern ist ähnlich, Frauen sind bei der Frage aber etwas mehr indifferent.
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