Duisburg. Heizung aus: Seit vier Wochen frieren Mieter trotz Winterjacken in 40 Wohnungen in Duisburg. Wie Vermieter LEG zum Thema Mietminderung steht.
Genau 16 Grad zeigt das Thermometer an der Sterneckstraße 30 bis 36 am 5. November 2023 in Duisburg-Buchholz. Gemessen allerdings in den Wohnungen und nicht draußen.
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In dem hellgrauen, gepflegten Gebäudekomplex mit gelben, grünen und türkisfarbenen Rechtecken ist es kalt. Richtig kalt. Denn seit Anfang der Heizperiode am 1. Oktober ist Heizen ein frommer Wunsch. „Die Heizung funktioniert jetzt schon seit über vier Wochen nicht“, erklären die Anwohner.
Und Kommunikation mit den Mietern scheine für den Immobilienriesen LEG ein Fremdwort zu sein. Allein der frühere Feuerwehrmann Klaus Heiß (67) hat „mindestens zehnmal bei der LEG angerufen“, sagt er. So wie viele andere Nachbarn auch. Hilfe: Fehlanzeige.
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„Hier in den Häusern wohnen viele ältere Menschen“, erzählt Julia Schäfer (51). „Vor allem, wenn man sich nicht viel bewegen kann, weil man körperlich eingeschränkt ist, wird die Kälte zur Qual.“ So wie für Ingrid Steller. Die 85-Jährige wünscht sich nur noch eins: „Es soll wieder warm werden in meiner Wohnung.“ Die eigentlich fröhliche Dame sitzt in ihrem Wohnzimmer – eingemummelt in eine warme Wolldecke. „So geht das jetzt schon seit Wochen“, sagt sie. „Und niemand ist zu erreichen, kein Mensch kümmert sich. Es scheint einfach niemanden zu interessieren, dass hier 40 Wohnungen keine Heizung haben.“
Keine Hilfe von der LEG: Mieter nur noch in Winterjacken in den Wohnungen
Geduld gezeigt haben sie alle. „Wir haben direkt Kontakt zur LEG aufgenommen. Aber entweder es läuft nur ein Band, oder man bekommt im Call Center die Antwort, dass das Problem bekannt ist. So kann man doch mit seinen Mietern nicht umgehen, die immer pünktlich die Miete bezahlen“, ärgert sich auch Ursula Wenzel. Die 86-Jährige, die zurzeit nur noch mit Winterjacke in ihrer Wohnung anzutreffen ist, wohnt mittlerweile seit 50 Jahren in dem Haus und ist eigentlich glücklich. „Es ist viel Grün um uns herum, die Fenster sind neu gemacht, es ist wirklich schön hier. Aber so etwas wie seit Wochen hab ich noch nicht erlebt“, sagt sie.
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Viele sind langjährige und größtenteils zufriedene Mieter, die seit Jahrzehnten schon da wohnen. Auch Klaus Heiß, der noch unter dem Besitzer Kupferhütte vor 40 Jahren dort eingezogen ist, schätzt die Lage. „Wir sind in 50 Metern im Wald, wo wir mit dem Hund prima spazieren gehen können“, sagt er.
LEG hat Heizstrahler an die Mieter verteilt
Aber so eine Ignoranz wie zurzeit habe man in den ganzen Jahren noch nicht erlebt. In der Wohnung von Ingrid Steller haben sich am Sonntagnachmittag Marija Peranovic (60), Julia Schäfer (51), Ursula Wenzel (86), Klaus Heiß (67) und dessen Frau versammelt, um über die Problematik zu berichten.
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Nach einer dreiviertel Stunde mit so vielen Personen in dem kleinen Raum hat sich das Thermometer im Wohnzimmer von 16 auf 17 Grad hochgearbeitet. „Vor einiger Zeit haben wir alle je zwei Heizstrahler von der LEG bekommen, das mussten wir auch unterschreiben. Aber wer soll denn die Stromrechnung bezahlen, die über Wochen massiv in die Höhe getrieben wird?“, fragt Ingrid Steller. „Außerdem schaffen es die kleinen Strahler überhaupt nicht, die Wohnungen durchzuwärmen“, sagt sie. „Selbst unser Hund friert, kein Witz“, schildert Klaus Heiß die Lage.
„Wir bedauern den Heizungsausfall in der Sterneckstraße 30 bis 36 in Duisburg im Sinne unserer betroffenen Mieter und möchten uns auch an dieser Stelle dafür entschuldigen“, schreibt die LEG auf die Frage dieser Zeitung. „Zum Hintergrund: Bei der Anlage handelt es sich um eine Fernwärmeanlage, die durch die Firma EGC betrieben wird. Die Anlage wurde Mitte September komplett erneuert. Seitdem kommt es leider immer mal wieder zu kurzzeitigen Störungen aufgrund von Wassermangel“, heißt es.
Nach Anfrage der Redaktion bei der LEG: Monteure sind vor Ort
„Selbstverständlich sind alle Beteiligten, also insbesondere die Kollegen der EGC als auch wir selbst, jeweils sofort nach Meldung des jeweiligen Ausfalls tätig geworden“, teilt die Wohnungsgesellschaft mit. Inzwischen habe die LEG ein verstärktes Augenmerk auf die Anlage, die nun seitens der EGC unter Beobachtung stehe. „Zudem haben wir eine Fachfirma beauftragt, die Anlage auf Herz und Nieren zu prüfen und sich gezielt das Thema Wassermangel anzusehen und die Störung langfristig abzustellen.“ Erste Prüfungen hätten jedoch keine Undichtigkeiten in der Anlage feststellen können.
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Weiter schreibt die LEG am Dienstag auf Anfrage unserer Zeitung: „Die Monteure sind aktuell vor Ort, kümmern sich und nehmen die Anlage wieder in Betrieb. Wir werden selbstverständlich für die Zeit des Ausfalls von unseren betroffenen Mietern Mietminderungen im gesetzlich üblichen Umfang akzeptieren.“
Um kurz vor 17 Uhr am Dienstag meldet sich Klaus Heiß und berichtet erfreut, aber auch völlig erstaunt, dass Techniker im Haus seien und die Heizung jetzt nach über vier Wochen plötzlich wieder blubbere und laufe. „Ein Wunder“, sagt er erleichtert.