Duisburg. Für die Gegner des Neubaugebiets Rahmerbuschfeld in Duisburg-Rahm steht fest: Beschließt die Politik das Bauprojekt, werden sie dagegen klagen.
Zu Ende ist der Kampf gegen das Neubauprojekt für die Bürgerinitiative „Naturerhalt Rahmerbuschfeld“ noch lange nicht. Das wurde diese Woche beim erstmalig veranstalteten Stammtisch der 2019 gegründeten Initiative und des Duisburger Bündnisses Klimaentscheid mehr als deutlich. Man ist entschlossen, den Kampf bis zur Klage zu führen.
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Thomas Anthonj ist Sprecher der Rahmer Bürgerinitiative, wohnt seit 2012 in unmittelbarer Nähe der von der Bebauung bedrohten naturnahen Pferdewiese. Ob der Stadtrat letztendlich sein Okay zur Bebauung geben wird, weiß er nicht. Jedenfalls hat die Bürgerinitiative in den vergangenen Jahren alles dafür getan, um mit Argumenten gegen das Projekt vorzugehen. „Wir haben schon frühzeitig zu Themen wie Natur- und Artenschutz, Klima, Nahversorgung und Verkehr Arbeitsgruppen gebildet, um belastbare Argumente für unseren Protest zu erarbeiten. Zeitgleich haben wir uns an die Politik gewandt, das ging bis zu Kontakten zu EU-Politikern.“
Politik im Duisburger Süden ist mehrheitlich gegen Neubaugebiet Rahmerbuschfeld – folgt der Rat?
Dabei war jede Menge Überzeugungsarbeit zu leisten. Und die zeigte Erfolg, wie der Sprecher der BI Naturerhalt nicht ohne Stolz erwähnt: „Wir konnten die Grünen auf unsere Seite bringen, die anfangs für die Bebauung waren. Auch die Mehrheit in der Bezirksvertretung Süd hat sich gegen eine Neuauslegung der geänderten Planungen ausgesprochen und sieht die beabsichtigte Bebauung mittlerweile kritisch.“
Hoffnungen macht Anthonj die Aussage von Oberbürgermeister Sören Link anlässlich der „SPD-Wohnzimmergespräche“, dass der Rat der Stadt „in der Regel den Anträgen der Bezirksvertretung folgt“.
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Die rund zehn Hektar große Wiese wird vom benachbarten Ventenhof als Pferdekoppel genutzt. Ungefähr die Hälfte dieser Fläche soll zur Angermunder Straße hin Platz für insgesamt 95 unterschiedlich konzipierte neue Häuser und einen großen Supermarkt machen. Ein Investor steht zu diesem frühen Planungszeitpunkt nach Aussagen der BI allerdings noch nicht fest. Derzeit ist die aktuelle Fassung des Flächennutzungsplans noch ausgelegt, Einwände gegen die Planungen können noch bis zum 29. Oktober geltend gemacht werden. Anschließend muss die Verwaltung zu den Einwänden Stellung nehmen.
Abstand zum Naturschutzgebiet: Misst Duisburg mit zweierlei Maß?
Ein großes Pfund in der Argumentation aufseiten der Gegner einer Bebauung ist der nicht eingehaltene Abstand zum nach EU-Recht besonders schützenswerten FFH-Gebiet „Überanger Mark“. Das Flora-Fauna-Habitat sieht eine Schutzzone von 300 Metern zum nächsten Wohngebiet vor, die nach Realisierung des Wohnbauprojektes auf keinen Fall eingehalten wird. Der Abstand zum FFH-Gebiet wird im günstigsten Fall 200 Meter betragen, beim geplanten Supermarkt wären es nur 70 Meter.
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Anwohner Anthonj gibt zu bedenken: „Ob es durch die nicht eingehaltenen Grenzen zu Beeinträchtigungen für die dort lebenden Arten kommt, entscheidet allerdings die Verwaltung.“ Dabei sind auch bereits im Vorfeld erstellte Gutachten und Gegengutachten zu beachten.
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Der Rahmer hat zum Thema Abstand auch persönliche Erfahrungen gemacht: „Als ich beantragt habe, mein Grundstück nur um einen Meter in Richtung Wiese zu erweitern, wurde mir das mit dem Hinweis auf den einzuhaltenden 300-Meter Abstand zum FFH-Habitat verweigert.“
Nahversorger in Rahm: Gibt es eine Wende beim kleinen Edeka-Supermarkt?
In Sachen Nahversorger scheint sich eine Entwicklung anzubahnen, die von der Bürgerinitiative und den Rahmer Bürgern mit Interesse verfolgt wird. Sah der Vorbesitzer des Edeka-Marktes im Zentrum Rahms keine Perspektive mehr, so scheint der neue Pächter – der Markt firmiert jetzt unter Edeka Tonscheidt – das anders zu sehen. Immerhin wird der kleine Supermarkt am Rahmer Bach gerade erweitert.
Auf etwaige weitere Schritte, sollte an der Bebauung des Rahmerbuschfelds von städtischer Seite festgehalten werden, ist die Naturerhalt-Initiative bereits vorbereitet. Dazu Thomas Anthonj kurz und bündig: „Dann wird geklagt.“
Der Stammtisch trifft sich einmal im Monat im Restaurant Chargé. Interessierte sind willkommen. Genauere Infos gibt es hier: naturerhalt.rahmerbuschfeld@gmx.de
>> NATURSCHUTZ AUF EU-EBENE: WAS SIND EIGENTLICH FFH-GEBIETE?
- FFH-Gebiete sind spezielle europäische Natur- und Landschaftsschutzgebiete. Sie dienen dem Schutz von Pflanzen (Flora), Tieren (Fauna) und Lebensraumtypen (Habitaten).
- FFH-Gebiete sind ein Teil des Natura-2000-Netzwerkes, ein zusammenhängendes Netz von Schutzgebieten innerhalb der Europäischen Union. Dessen Zweck ist der länderübergreifende Schutz gefährdeter wildlebender heimischer Pflanzen- und Tierarten und ihrer natürlichen Lebensräume.