Duisburg. Baupläne statt Grün: Naturschützer rufen Duisburger zu Widerspruch gegen den neuen Flächennutzungsplan auf. Zwei Projekte kritisieren sie stark.

„Man kann nicht mehr einfach alte Planungen fortschreiben, mittlerweile ist der Klimawandel für jeden spürbar, da hat sich etwas massiv geändert.“ Das sagt die Vorsitzende des Duisburger BUND, Kerstin Ciesla. Naturschutzverbände informierten jetzt über Bauprojekte, die der neue Flächennutzungsplan in Duisburg ermöglichen soll. An den Plänen für den Stadtsüden üben sie Kritik und rufen die Bürger zu Widerstand auf.

Neuer Flächennutzungsplan für Duisburg: Diese Projekte kritisieren Naturschützer

Zu den Projekten im Duisburger Süden, die in besonderem Maße den Klima- und Umweltanforderungen widersprechen, zählen die Naturschützer die beabsichtigte Golfplatzerweiterung in Huckingen. Die Anlage soll gleich um 16 Hektar vergrößert werden. Dafür würden naturnahe Grünflächen geopfert, zudem gingen geschützte Feuchtgrünlandflächen verloren.

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Auch mit der Bereitstellung einer fünf Hektar großen Fläche für eine Wohnbebauung in Rahm sei man nicht einverstanden. Hier würden bei einer Realisierung Baumschulflächen, Feldgehölz und der Waldmantel überbaut.

Musterschreiben und Telefon-Hotline helfen bei Widerspruch gegen Duisburger FNP

BUND-Frau Ciesla appelliert an die Bürger, sich in Form von Einzeleinwänden gegen die Pläne zu wehren. Es existieren Musterschreiben, über eine Telefon-Hotline wird Hilfestellung bei der Formulierung angeboten. Einwände aus der Bevölkerung können durchaus Erfolg haben, sagt die Umweltschützerin: „In der Vergangenheit wurden aufgrund von Einwänden Planungen oftmals noch verändert.“

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Die Bürgerinitiative Naturerhalt Rahmerbuschfeld protestiert schon lange gegen das geplante Neubaugebiet. Birgit Suhrmeyer nutzte die Veranstaltung, um noch einmal die Kritik an der Bebauung der landwirtschaftlichen Flächen in unmittelbarer Nähe des besonders streng geschützten Fauna-Flora-Habitat (FFH)-Gebiets „Überanger Mark“ deutlich zu machen. Auf dem Landschaftsschutzgebiet sollen 95 neue Häuser und Wohnungen gebaut werden, außerdem in unmittelbarer Nähe ein Supermarkt.

Bisher Landschaftsschutzgebiet, bald Neubaugebiet? Um das Rahmerbuschfeld kämpfen Naturschützer und Duisburgs Verwaltung.
Bisher Landschaftsschutzgebiet, bald Neubaugebiet? Um das Rahmerbuschfeld kämpfen Naturschützer und Duisburgs Verwaltung. © www.blossey.eu / FUNKE Foto Services | Hans Blossey

Die Bürgerinitiative sieht massiv den Artenschutz beeinträchtigt, spricht zudem von einer mangelhaften FFH-Verträglichkeitseinschätzung. Den vorgesehenen Supermarkt hält die Initiative für überflüssig; in unmittelbarer Nähe seien genug Einkaufsmöglichkeiten vorhanden. Damit liegt sie auf einer Linie mit den Umweltorganisationen, die auch in diesem Fall empfehlen, Einwände zu formulieren.

BUND fordert: keine weiteren Flächen in Duisburg versiegeln

Bei der Veranstaltung in der Kirche St. Franziskus am Donnerstagabend erläuterte Kerstin Ciesla, dass der Flächennutzungsplan, den die Duisburger Verwaltung derzeit neu aufstellt, „eine politische Absichtserklärung“ und die Vorstufe eines vom Rat zu beschließenden Bebauungsplans darstellt.

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Die Vorsitzende des BUND Duisburg machte klar, dass mit Blick auf die Planungsvorgaben endgültig Schluss sein müsse mit einer weiteren Versiegelung von Flächen. Sie verwies darauf, dass Duisburg zwar eine wasserreiche, aber im Vergleich zu anderen Städten in Nordrhein-Westfalen waldarme Stadt sei. Ebenso gebe es nur in geringem Umfang landwirtschaftlich genutzte Gebiete. Die Nutzung von Flächen durch die Industrie sei hingegen groß, ebenso gebe es eine große Bebauungsdichte durch den Wohnungsbau.

Zu der Veranstaltung fanden sich rund 100 Interessierte ein. Ciesla betont: Es gehe um mehr als darum, sich einfach nur zu informieren. Möglichst viele Bürger sollen Einwände gegen die städtischen Planungen erheben.

>> WIDERSPRUCH GEGEN DEN FLÄCHENNUTZUNGSPLAN: SO GEHT ES

  • Der Entwurf des neuen Flächennutzungsplans liegt im Stadthaus aus (neben dem Stadttheater). Online ist er einsehbar auf der Seite beteiligung.nrw.de
  • Bürger, die gegen den neuen FNP Einwände erheben wollen, haben dazu noch bis zum 29. Oktober Gelegenheit. Das Bündnis Klimaentscheid bietet Hilfe bei der Formulierung an: 0203 369 70 586, montags bis donnerstags zwischen 15 und 17 Uhr.
  • Einwände gegen den neuen FNP können auf beteiligung.nrw, per E-Mail an fnp@stadt-duisburg.de oder als Brief eingereicht werden: Stadt Duisburg, Amt für Stadtentwicklung und Projektmanagement 61-11, Friedrich-Albert-Lange-Platz 7, 47051 Duisburg.