Duisburg. Der Landschaftspark Duisburg-Nord bekommt barrierefreie Haltestellen. Die Bauarbeiten kommen voran, doch Bahnen können dort weiter nicht halten.
Der Landschaftspark Nord ist die wichtigste Event-Location in Duisburg und ein beliebter Ausflugsort mit alljährlich weit über einer Million Besucherinnen und Besucher. Für alle, die mit Linienbus und Straßenbahn zum Landschaftspark anreisen, sind die gleichnamigen Haltestellen die Visitenkarte des ehemaligen Meidericher Hüttenwerks. Diese baut die Duisburger Verkehrsgesellschaft (DVG) derzeit umfangreich neu.
Das große Bauprojekt wird den ÖPNV und den Straßenverkehr noch bis weit in den Spätherbst beeinträchtigen. Voraussichtlich im November sollen die Haltestellen benutzbar sein, die Baumaßnahme mit Nacharbeiten zum Jahresende abgeschlossen sein. Der Landschaftspark bekommt moderne und vor allem barrierefreie Haltestellen für die Straßenbahn 903 und für Busse. Es ist schon viel geschafft, wie auf der Baustelle an der Neumühler Straße zu sehen ist.
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Einer der beiden alten Seitenbahnsteige ist bereits verschwunden, dort fahren gerade Spezialbagger, die zusammen mit Bautrupps neue Gleise verlegen. Auf einer Strecke von rund 700 Metern werden insgesamt 1400 Meter Gleise erneuert. Das ist eine besonders große Baustelle für die DVG, die eine „jahrelange Vorarbeit“ benötigte, wie Unternehmenssprecher Felix zur Nieden bei einer Baustellenbegehung erläutert.
Anwohner am Landschaftspark Duisburg-Nord profitieren von den erneuerten Gleisen
Aktuell wird noch hauptsächlich am Austausch der Gleise gearbeitet. Unterguss, Vlies und Füllbeton sind noch an den neuen Schienen zu sehen. Auf dem anderen, dem alten Gleis fährt wieder die 903; ein- und aussteigen können Fahrgäste aber nur an den benachbarten Stopps. Dagegen stoppen die Buslinien 909 und 910 weiterhin am Landschaftspark.
Weichen an der Theodor-Heuss-Straße nahe der Auffahrt zur A 42 einerseits und an der Arnold-Dehnen-Straße andererseits ermöglichen, dass die 903 zumindest wieder eingleisig fahren kann und keine Ersatzbusse mehr braucht. Damit den Arbeitern bei diesen Durchfahrten nichts passiert, patrouilliert ein Mitarbeiter mit Warnhupen.
„Die neuen Gleise werden sich bemerkbar machen“, sagt Projektleiter Michael Heuer. Sie seien leiser als ihre alten, maroden Gegenstücke. In der Kombination mit den leiseren Straßenbahnen würden die Anwohner weniger Lärm mitbekommen. Mitte August soll die Linie 903 erstmals auf dem neuen Gleis fahren, während dann das zweite modernisiert wird. Um diesen Schritt zu ermöglichen, muss Schienenersatzverkehr eingerichtet werden; vorgesehen ist das vom 17. bis 20. August. Damit die Ersatzbusse möglichst kurz fahren, wird an dem Wochenende durchgearbeitet.
Die neuen Haltestellen für die Straßenbahn 903 und für Linienbusse werden barrierefrei
Das eigentliche Hauptziel der Gesamtmaßnahme ist aber ein barrierefreier Mittelbahnsteig für die Straßenbahn, wie er bereits für die neue und benachbarte Haltestelle Brückelstraße errichtet wurde. Dazu gehören eine Wartehalle, neue Betriebstechnik, von der Beleuchtung über Lautsprecher, Fahrgastinformationen, Ansagegeräte bis hin zur Verkabelung. Zudem gibt es ein taktiles Leitsystem für Blinde und Sehbehinderte und mit akustischen Tastern für Informationen über Fahrplan, Verspätungen und Schienenersatzverkehr. Die beiden Bushaltestellen werden ebenfalls barrierefrei.
Die Vorarbeiten laufen schon lange. So haben andere städtische Töchter etwa Tiefbauarbeiten an Leitungen und am Kanalnetz vorgenommen, bevor die Duisburger Verkehrsgesellschaft mit ihren Arbeiten begonnen hat. Erneuert sind bereits die Oberleitungen, fertig sind außerdem der Gehweg und der Radweg im Baustellenbereich.
„Wir sind komplett im Zeitplan“, freut sich Felix zur Nieden. Zuletzt wurde Kritik laut, dass ausgerechnet zu großen und beliebten Events wie den Ruhr Games, den Finals oder dem Sommerkino der ÖPNV und der Individualverkehr beeinträchtigt sind. „Großveranstaltungen gibt es in Duisburg immer“, betont der DVG-Sprecher, und die Maßnahme benötige neun bis zehn Monate. Ohnehin sei die Baumaßnahme mit dem Landschaftspark abgesprochen und für die Finals wurde kurzzeitig eine Straßensperrung aufgehoben.
Künftig können mehr Fahrgäste zum Traumzeit-Festival, Sommerkino und Co. mit dem ÖPNV kommen
Sobald aber die Haltestellen fertig sind, so führt er weiter aus, würden die Veranstaltungen profitieren. Denn an dem langen Mittelbahnsteig könnten zwei Straßenbahnen hintereinander halten, die alten und neuen Modelle. Mit Hilfe von Zusatzfahrten könnten dann mehr Besucher mit dem ÖPNV zu Großevents im Landschaftspark. Möglich sei dann auch, dass außerplanmäßig die U 79 nach Norden nicht wie gewohnt am Meidericher Bahnhof endet, sondern weiter zum Landschaftspark fährt.
Vorteile hätten auch Autofahrer, weil die Straßenbahnen künftig eine eigene Fahrspur haben und die Autos daneben fahren. „Dadurch wird es weniger Rückstau geben“, sagt Felix zur Nieden voraus.
Bis die barrierefreien Haltestellen im November fertig sind, wird es zwar noch Beeinträchtigungen im Verkehr geben. Doch letztlich bekommen Fahrgäste, so wirbt die DVG, „wesentlich mehr Komfort“ und gerade Gehbehinderte haben es zudem beim Ein- und Ausstieg leichter.
>> Nächster Haltestellen-Neubau in Meiderich ist um ein Jahr verschoben
● Wegen der Bauarbeiten ist die Zufahrt zum Landschaftspark über die Neumühler Straße, die ehemalige B 8, für Autos und Fahrradfahrer bis zum 16. August gesperrt. Wer die Baustelle umfahren möchte, erreicht den Besucherparkplatz über die A-59-Abfahrt „Alt-Hamborn“ oder kann den Besucherparkplatz an Hamborner Straße 40 ansteuern.
● Der Neubau der Haltestellen „Landschaftspark Nord“ kostet circa sechs Millionen Euro. Das Land NRW fördert rund 60 Prozent, die restlichen Kosten zahlen die DVG und die Stadt Duisburg.
● Bei dem Bauprojekt hat die DVG bisher keine bösen Überraschungen erlebt. Anders bei der geplanten Haltestelle „Bronkhorststraße“, die den jetzigen Stopp „Emilstraße“ ersetzen soll. Ein Bunker, der 2022 entdeckt wurde, wirbelt den Zeitplan durcheinander. Dadurch wird der Neubau dieser Haltestelle nicht 2024 erfolgen, sondern erst im Frühjahr 2025 beginnen.