Duisburg. Skurrile Duisburger Straßennamen haben ihren Ursprung oft im Volksmund. Wie Kiffward, Vulkanstraße und mehr zu ihren ungewöhnlichen Namen kamen.

Am Kiffward in Duisburg herrscht meistens reger Lkw-Verkehr, und mancher Lkw-Fahrer dürfte sich, gerade nach der Cannabis-Legalisierung, beim Blick auf das Straßenschild ein Grinsen erlaubt haben. Dabei hat der Name der Straße gar nichts mit dem Teufelskraut zu tun. Genauso wenig übrigens wie die Mafiastraße mit dem organisierten Verbrechen. Wir haben uns die skurrilsten Duisburger Straßennamen angeschaut und ihre Ursprünge erkundet. Den ersten Teil des Straßen-Rundumschlags finden sie hier.

Duisburger Straßennamen: Die aus dem Volksmund und aus der Geschichte

„Am Gebrannten Heidgen“ auf dem alten Kasernengelände im Duisburger Süden hat sich sicherlich auch schon der ein oder andere gefragt, ob da in der Stadtverwaltung nicht jemand auf der Tastatur ausgerutscht ist. Tatsächlich aber bezieht sich der Name auf die alte Bezeichnung eines Grenzsteins, der um 1801 den „Huckinger Gemarckenbusche“ und den „Duisburger Wald“ trennte. Der Name selbst, vermutet die Stadt, bezieht sich wohl auf eine abgebrannte Heide – das macht Sinn.

Die Mafiastraße in der Buchholzer Afrikasiedlung hat indes nichts Kriminelles an sich, 1958 wurde die Straße nach der tansanischen Insel Mafia im Indischen Ozean benannt. Die Herkunft einer der schönsten Duisburger Straßennamen, „Die Fröhlichkeit“, ist indes leider nicht bekannt, 1938 wurde die Straße so benannt, wurde zu diesem Zeitpunkt aber im Volksmund schon über 100 Jahre so genannt.

Nichts Kriminelles: Die Mafiastraße in Duisburg-Buchholz hat ihren Namensursprung in Afrika (Archivbild).
Nichts Kriminelles: Die Mafiastraße in Duisburg-Buchholz hat ihren Namensursprung in Afrika (Archivbild). © NRZ | GEINOWSKI, Friedhelm

Die Fiskusstraße lässt schon vermuten, dass der Staat im Spiel ist, und tatsächlich: Um 1870/1880 wurde der Staat, also der Fiskus, der Nachfolger des abteilichen Grund und Bodens in Hamborn. „Im Pfannenstiel“ in Hamborn wurde ebenfalls sehr pragmatisch benannt, nämlich angelehnt an eine spätmittelalterliche Bezeichnung für das Gebiet, das aussah wie ein, nun ja: Pfannenstiel.

Seit der Cannabis-Legalisierung liest sich der Name des „Kiffward“ mit einem noch größeren Schmunzeln, aber obwohl die Gegend schon im 16. Jahrhundert als der große und kleine Kiffert bekannt war, hat sie nichts mit dem Ganja zu tun. Der Wortteil „ward“ geht vermutlich auf das Wort „Werth“ (Insel) zurück.

Ähnlich lief es bei „Runde Hecken“, die 1933 nach der Bezeichnung des Volksmunds für die Gegend benannt wurde, in der Innenstadt kam wohl auch die „Schmale Gasse“ so zu ihrem Namen. Im Adressbuch tauchte die Gasse 1879 das erste Mal auf, 1878 hatte das Sträßchen noch keinen Namen. Vermutlich, so die Stadt, nannte die Bevölkerung die Gasse aufgrund ihrer Beschaffenheit schmal – der Name wurde dann einfach offiziell übernommen.

Nur Bäume in Sicht: Die Duisburger Siedlung „Runde Hecken“ im historischen Foto.
Nur Bäume in Sicht: Die Duisburger Siedlung „Runde Hecken“ im historischen Foto. © WAZ | MILBRET, Udo

Die Vulkanstraßebedarf in Duisburg keiner Vorstellung mehr, obwohl die ansässigen Etablissements ja eher auf Diskretion aus sind. Dass der Name so gut zum Treiben auf der Straße passt, ist allerdings Zufall: Er bezieht sich auf das Duisburger Hüttenwerk Vulkan, 1854 gegründet und 1931 geschlossen, einst nannten die Duisburger die Straße „Weg nach dem Vulkan“.

Auch die Straße „Zum Verschwiegenen Zoll“ an der Sechs-Seen-Platte klingt spektakulärer, als ihr Ursprung tatsächlich ist: Sie wurde 1970 nach einer alten Gebäudebezeichnung aus der Saarner Mark so benannt.

Die Einfach-Nur-Schönen

In Duisburg gibt es indes auch Straßen, die sind nicht skurril, nicht plattdeutsch und nicht historisch bedeutsam, sondern einfach nur wunderschön-poetisch benannt. Stellen Sie sich einfach mal vor, Sie laden ihren Besuch zum „Am Waldessaum“ ein. Oder gehen im „Berg und Tal“ spazieren. Oder kommen nach langer Reise endlich wieder in den heimischen vier Wänden an – die passenderweise auf dem „Heimweg“ stehen.

Wenn es den Besuchern bei Ihnen besonders gut gefällt, passt es ja, dass Sie im „Kehrwieder“ wohnen. Oder als begnadeter Erzähler auf dem „Märchenweg“. Und obwohl ja genau genommen alle Menschen auf der „Milchstraße“ leben, können sich einige Homberger das ganz offiziell in den Personalausweis schreiben. Und geradezu künstlerisch wird es in Bissingheim„Vor dem Tore“, das ganz unverhohlen auf das Volkslied „Am Brunnen vor dem Tore“ anspielt.