Duisburg. In einem renommierten Wirtschaftsranking steigt Duisburg spektakulär auf. Stärken, Schwächen, Zukunftsperspektive: Was die Einstufung verrät.

144 Plätze nach oben geht es für Duisburg in einem der renommiertesten Wirtschaftsrankings für Deutschland: Das Regionalranking des Instituts der deutschen Wirtschaft in Köln (IW) bescheinigt der oft gescholtenen Ruhrgebietsstadt einen deutlichen Sprung nach vorne. Stärken, Schwächen, Zukunftsperspektive: Was die Einstufung über den Wirtschaftsstandort Duisburg verrät.

Johannes Ewald von der Firma IW Consult, die für das Institut der deutschen Wirtschaft das Ranking erstellt hat, lobt „positive Entwicklungen in den Bereichen Wirtschaftsstruktur und Arbeitsmarkt“ in Duisburg. Die Stadt habe „in den letzten zwei Jahren an Momentum gewonnen“.

Duisburg hat in den letzten zwei Jahren an Momentum gewonnen.
Johannes Ewald - IW Consult

Diese Entwicklung macht das Dynamik-Ranking von IW Consult an den Faktoren Wirtschaftsstruktur, Arbeitsmarkt und Lebensqualität fest. Besonders gut unter den analysierten 400 Städten und Landkreisen schneidet Duisburg dabei im Bereich Wirtschaftsstruktur ab:

IW-Ranking: So bewertet das Institut der deutschen Wirtschaft Duisburg

  • Wirtschaftsstruktur: Platz 83, Duisburg lässt also 317 andere Städte und Regionen hinter sich. Getragen wird dieser Erfolg vom Gewerbesteuerhebesatz (Duisburg senkte ihn 2023 zum zweiten Mal in Folge, Rang 69), von Steuereinnahmen (71; unter anderen aus Grund- und Gewerbesteuer) und dem Anteil wissensintensiver Dienstleistungen (87). Negativ wirkt sich hier der Gewerbesaldo aus, also die Differenz zwischen An- und Abmeldungen von Firmen: In dieser Kategorie kommt Duisburg nur auf Platz 187.
  • Arbeitsmarkt: Platz 97. Zugute kommt Duisburg der Altersquotient, also das Verhältnis der 20- bis unter-60-Jährigen zu den ab 60-Jährigen (Platz 42), weil sich hieraus Rückschlüsse ziehen lassen auf die zu erwartende Entwicklung des Arbeitskräfteangebots. Schlecht schneidet die Stadt hingegeben ab, wenn es um den Anteil hochqualifizierter Beschäftigter geht (Platz 220).
  • Lebensqualität: Platz 262. Dieser Faktor zieht Duisburg im IW-Regionalranking runter. Positiv wirken sich nur der Wanderungssaldo unter den 25- bis 30-Jährigen (Rang 40) und der unter den 30- bis 50-Jährigen (Rang 50) aus. Deutlich geschwächt wird der Faktor Lebensqualität durch Duisburgs schlechtes Abschneiden bei Straftaten (Rang 337) und privater Überschuldung (388) sowie beim vergleichsweise geringen Anteil naturnaher Fläche (337).

Wirtschafts-Ranking: Duisburg steigt in vier Jahren um 193 Plätze auf

Insgesamt belegt Duisburg im Dynamik-Ranking 2024 des IW damit Platz 154. Vor zwei Jahren lag die Stadt noch auf Platz 298, vor vier Jahren sogar auf Rang 347 – seitdem ist Duisburg somit um 193 Plätze aufgestiegen.

„Das sind gute Nachrichten für den Wirtschaftsstandort Duisburg“, sagt Alexander Kranki, Vorsitzender des Vereins Wirtschaft für Duisburg, der Mitglied der Unternehmerverbandsgruppe ist. Die wirtschaftsfreundlichen Entscheidungen der jüngeren Vergangenheit zahlten sich aus. Das Jobwachstum in den wissensnahen Dienstleistungen zeige, dass der Strukturwandel vorangehe.

Alexander Kranki ist Vorsitzender des Vereins Wirtschaft für Duisburg. Er sagt über das IW-Ranking: „Das sind gute Nachrichten für den Wirtschaftsstandort Duisburg.“
Alexander Kranki ist Vorsitzender des Vereins Wirtschaft für Duisburg. Er sagt über das IW-Ranking: „Das sind gute Nachrichten für den Wirtschaftsstandort Duisburg.“ © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Johannes Ewald von IW Consult relativiert den Duisburger Sprung um 144 Plätze nach vorne: „Solche großen Veränderungen sind im Dynamik-Ranking nicht ungewöhnlich.“ 60 Städte und Regionen hätten sich um 144 oder mehr Plätze verbessert.

Warum Duisburg im selben IW-Ranking auch schlecht abschneidet

Deutlich seltener seien solche großen Veränderungen im Niveau-Ranking. Während das Dynamik-Ranking die Entwicklung der vergangenen Jahre abbildet, zeigt das Niveau-Ranking den Status quo – und dabei schneidet Duisburg weiterhin nahezu unverändert schlecht ab.

  • Wirtschaftsstruktur: Platz 375. Beinahe bundesweites Schlusslicht ist Duisburg bei den trotz der Senkungen nach wie vor hohen Gewerbesteuerhebesätzen (Rang 397). Positiv: der Anteil wissensintensiver Dienstleistungen (159).
  • Arbeitsmarkt: Platz 396. Runtergezogen wird Duisburgs Wertung durch die geringe Beschäftigungsrate der Frauen (Rang 396). Positiv fließen ein der Altersquotient (Rang 71) und der Anteil hochqualifizierter Beschäftigter (138).
  • Lebensqualität: Platz 395: Duisburgs schwächster Faktor im Dynamik-Ranking beeinträchtigt noch deutlicher die Bewertung im Niveau-Ranking. Nachteilig wirken sich hier private Überschuldung (Rang 396) und viele Straftaten (368) aus. Weniger schlecht schneidet die Stadt ab beim Wanderungssaldo der 25- bis 30-Jährigen (Rand 126) und bei der Ärztedichte (215).

Insgesamt belegt Duisburg damit erneut einen der hintersten Ränge, diesmal den drittletzten Platz. Nur Gelsenkirchen (Platz 399) und Herne (400) stehen im deutschlandweiten IW-Ranking noch dahinter.

Was bedeuten die Ergebnisse für die Zukunft des Wirtschaftsstandortes Duisburg?

Das müsse sich auch durch die deutliche Verbesserung im Dynamik-Ranking absehbar nicht zwangsläufig ändern, sagt Johannes Ewald von IW Consult. „Allein daraus lässt sich noch kein Aufstieg in den nächsten Jahren ableiten.“ Aber: „Wenn in den nächsten Jahren die richtigen Weichen gestellt werden, kann es langfristig zu einem Aufschwung kommen. Es gibt einige vielversprechende Ansätze“, stellt Ewald fest und nennt als Beispiel das in Duisburg geplante neue Zentrum für Künstliche Intelligenz (KI).

Wirtschaft für Duisburg gibt sich optimistisch. Geschäftsführer Alexander Kranki sagt: „Duisburg will. Und ich bin davon überzeugt, dass wir noch viel Potenzial haben.“

>> DYNAMIK UND NIVEAU: GEWINNER UND VERLIERE DES IW-RANKINGS

  • Im Dynamik-Ranking des Instituts der deutschen Wirtschaft, das Auskunft über die Entwicklung der vergangenen zwei Jahre gibt, findet sich unter den Top 10 nur eine NRW-Stadt: Leverkusen auf Position 5. Erste Ruhrgebietsstadt ist Bottrop auf Platz 83. Es folgen Oberhausen (139), Duisburg (154), Herne (157), Dortmund (210), Mülheim (229), Bochum (265), Gelsenkirchen (270) und Essen (320). Sieger in diesem Bereich ist Mainz.
  • Im Niveau-Ranking ist NRW unter den Top 10 nicht vertreten. Auch hier ist Leverkusen die beste NRW-Stadt, auf Rang 19. Beste Stadt im Ruhrgebiet ist Essen (Platz 370), es folgen Mülheim (373), Dortmund (375), Bochum (378), Bottrop (380), Oberhausen (396), Duisburg (398), Gelsenkirchen (399) und Herne (400). Siege in diesem Bereich ist der Landkreis München vor Mainz.