Duisburg. Beim Schützenfest in Duisburg-Großenbaum dürfen Frauen zwar mitschießen, aber nicht um die Königswürde. Zwei Schützinnen kritisieren das.

Das war schade. Ausgerechnet kurz vor Beginn des Festumzugs der Großenbaumer St. Hubertus Schützenbruderschaft am Sonntagnachmittag in Duisburg setzte der Regen ein. Was war zu tun? Die Verantwortlichen der Bruderschaft entschlossen sich kurzerhand, den vorgesehenen Zugweg erheblich zu verkürzen, um die teilnehmenden Gruppen, Musikkapellen und Zuschauer nicht allzu lange dem unwirtlichen Wetter auszusetzen.

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Die am Umzug beteiligten Bruderschaften - neben den heimischen St. Hubertus-Schützen waren noch etliche Schützenabordnungen befreundeter Vereine vor Ort - hatten sich gut auf die Wetterlage eingestellt. So ergab sich das eher seltene Bild eines Festzuges, bei dem diesmal der Regenschirm das wichtigste Utensil war.

Schützen feiern schon seit über 100 Jahren in Duisburg-Großenbaum

Das ungemütliche Wetter hielt aber die Zuschauer nicht davon ab, sich wie in jedem Jahr vor der Ehrentribüne an der Saarner Straße einzufinden, wo den Ehrengästen und den noch amtierenden Majestäten mit der großen Parade traditionsgemäß die Ehre erwiesen wird. Jeweils drei Tage - immer zu Pfingsten - feiert die Großenbaumer Bruderschaft, die 1911 gegründet wurde, ihr großes Heimatfest. In diesem Jahr bereits zum 113. Mal.

Fast wie die Queen: Beim Umzug der Schützen in Duisburg-Großenbaum fuhren auch Kutschen mit.
Fast wie die Queen: Beim Umzug der Schützen in Duisburg-Großenbaum fuhren auch Kutschen mit. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

Die katholisch-kirchlichen Wurzeln der historischen Schützenbruderschaften wurden am Pfingstsamstag deutlich. Da gehörte der Besuch der Festmesse in der Großenbaumer St. Franziskus-Kirche ebenso zum Programm wie der anschließende feierliche Zapfenstreich.

So viele Frauen haben die Großenbaumer Schützen in ihren Reihen

Volker Schumacher ist der erste Brudermeister und somit der „Chef“ der St. Hubertus Schützenbruderschaft. Mit der Entwicklung der Schützengemeinschaft ist er durchaus zufrieden: „Wir haben zuletzt einen Zuwachs zu verzeichnen, zählen jetzt 140 Schützinnen und Schützen. Zudem ist unsere Schießsportabteilung um eine Bogenschützen-Gruppe erweitert worden.“

Schumacher verweist nicht ohne Stolz darauf, dass allein 40 Frauen der Bruderschaft angehören. Da wundert es den neutralen Betrachter, dass die jungen weiblichen Mitglieder durchaus um den Kronprinzen-Titel schießen dürfen und dabei allein seit 2011 siebenmal erfolgreich waren, aber ältere weibliche Mitglieder immer noch nicht in den Wettkampf um die Königswürde eingreifen können, wie es in manchen Bruderschaften im Duisburger Süden mittlerweile möglich ist.

Frauen dürfen zwar auf den Vogel schießen – aber nicht auf den Rumpf

Mitschießen dürfen die Schützenschwestern schon, allerdings nur auf die „Pfänder“ wie Krone, Flügel und weitere Teile des Holzvogels. Wenn es darum geht, den Rumpf abzuschießen und somit Schützenkönig zu werden, sind sie allerdings außen vor.

Viele Frauen, aber keine Königin: Warum das bei den St-Hubertus-Schützen in Duisburg-Großenbaum noch immer so ist, erklärt der Brudermeister.
Viele Frauen, aber keine Königin: Warum das bei den St-Hubertus-Schützen in Duisburg-Großenbaum noch immer so ist, erklärt der Brudermeister. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

Warum das bei der Großenbaumer Bruderschaft bei einem rund 30-prozentigen Frauenanteil immer noch so ist, erläutert Brudermeister Volker Schumacher: „Dafür müssten wir unsere Statuten ändern, die geben das noch nicht her. Zudem sind noch keine unserer Frauen mit dem Wunsch, um die Königswürde zu schießen, an den Vorstand herangetreten.“

Die frischgebackene Kronprinzessin Anika Helmke (23) sieht das anders und spricht auch ihrer 16-jährigen Schießkonkurrentin Greta Fettweiß aus der Seele: „Wir würden gerne auch um die Schützenkönig-Würde schießen, aber das dürfen wir ja bisher nicht.“ Sie schiebt nach: „Da müsste sich im Verein so langsam was bewegen.“

Die neuen Schützenmajestäten in Großenbaum

  • König und Königin: Simon Gyssen und Sarah Baumeister
  • Kronprinzessin und Adjutantin: Anika Helmke und Greta Fettweiß
  • Schülerprinzessin: Marlene Fettweiß
  • Tellprinzessin: Leonie Lenfering

>> DUISBURGER SCHÜTZEN DISTANZIEREN SICH VON RECHTEN GRUPPIERUNGEN

In ihrer aktuellen Festschrift nimmt der Vorstand der Großenbaumer Schützen Bezug auf das Leitmotiv der Historischen Schützenbruderschaften „Glaube, Sitte, Heimat“. Damit sind die Werte beschrieben, die bis heute Grundlage kirchlich geprägter Bruderschaften sind.

Der Vorstand bezieht in seinem Vorwort klar Stellung gegen die Vereinnahmung des Begriffs „Heimat“ durch rechte Randgruppen: „Leider wird der Begriff ‚Heimat‘ von rechten Randgruppen unserer Gesellschaft missbraucht, um ihn mit ihren ideologischen Werten braun zu färben. Davon distanzieren wir uns aufs Schärfste!“