Duisburg. An einer Straßenecke in Duisburg gibt es seit Jahrzehnten eine Gaststätte. Nun hören die Wirte auf. Das sagt die Verpächterin über die Zukunft.
Eine urige Kneipe mit kleiner Snackkarte war das Gebäude an der Ecke Höschenstraße/ Bonnacker in Duisburg-Bergheim früher. Die Betreiber haben mehrmals gewechselt, mittlerweile gibts auch Gyros, Souvlaki und Cevapcici zum Köpi im Restaurant „Zur alten Mühle“. Doch eine Gaststätte ist das Haus immer geblieben. „Und Hähnchen wurden auch immer verkauft, egal, ob es eine Kneipe oder ein Restaurant war“, sagt Verpächterin Nina Benedens.
Beide Konstanten könnten nun aber aus dem Haus verschwinden. Die beiden Betreiber – Gäste kennen sie als Litsa und Joti – wollen nämlich in den Ruhestand gehen. Und Nina Benedens sucht nach Nachfolgern, die dort aber weder Hähnchen grillen noch generell ein Lokal eröffnen müssen: „Die Räume als Gewerbe zu nutzen, ergibt Sinn, aber es muss nicht wieder eine Gastronomie sein.“
Restaurant „Zur alten Mühle“: Wer beerbt Litsa und Joti?
Benedens wäre froh, überhaupt neue Pächter für das Erdgeschoss zu finden. „Das ist für die Räumlichkeiten gar nicht so einfach“, weiß die 43-Jährige. Als die vorherigen Besitzer vor über zehn Jahren die Gaststätte verließen, habe Benedens gut ein halbes Jahr lang mit einem Leerstand zu kämpfen gehabt.
2013 zogen dann Litsa und Joti in die „alte Mühle“ ein, aber eher durch Zufall als durch eine gezielte Suche: „Sie hatten vorher einen kleinen Imbiss in Bergheim und haben über Mundpropaganda davon mitbekommen, das die Gaststätte leersteht“, berichtet Benedens. Einen großen Kreis an Stammkunden hätten sie direkt mitgebracht.
Die beiden Betreiber zeigen, dass ein Lokal im Bergheimer Wohngebiet durchaus gut laufen kann: „Vor allem im Sommer ist viel los, wenn der Biergarten geöffnet ist und Radfahrer vom Toeppersee abkommen“, meint Nina Benedens. Im Winter sei es ruhiger, „aber die Stammkunden kommen trotzdem“.
Verpächterin kennt Nachteile der Räumlichkeiten
Dennoch kennt die Eigentümerin auch Nachteile der Räume an der Höschenstraße. Auf 110 Quadratmetern gebe es neben Küche, Abstell- und Privatzimmer einen Hauptraum mit Theke und einen weiteren Gastraum. Aktuell könnten dadurch nur 30 Gäste drinnen Platz nehmen, „auch die Küche ist recht klein“. Außerdem müsse einiges renoviert werden.
Was bei der Nachfolger-Suche jedoch hilft: Litsa und Joti – beide Mitte 60 – wollen zwar so schnell es geht in den Ruhestand. Der Pachtvertrag läuft aber noch bis zum 1. September 2025 und die beiden seien bereit, die Gaststätte notfalls bis dahin zu betreiben. „Aber ich will ihnen natürlich schnell den Wunsch erfüllen, in Rente zu gehen“, versichert Benedens.
Ungewöhnliche Nachfolger-Suche: So hilft der Stadtteil mit
Deswegen hat sie nun auf ungewöhnliche Weise begonnen, nach neuen Pächtern zu suchen, und zwar soll der ganze Stadtteil mithelfen. Ende April startete sie einen Aufruf bei Facebook in einer Stadtteil-Gruppe: „In absehbarer Zeit wird die Gastronomie in meinem Haus frei.“
Mehr Artikel zum Thema Gastronomie im Duisburger Westen
- Beliebter Italiener feiert: Das Erfolgsrezept des Bellini
- Sternekoch: „Darum will ich jetzt keinen zweiten Michelin-Stern“
- „Kneipe ist mein Leben“: Wirt feiert Geburtstag mit Gästen
- Muscheln essen im Duisburger Westen: Infos zu Preisen
- Beliebte Restaurants im Duisburger Westen: Das sind Top 10
Der Rheinhauser Stadtteil habe schon „eine gute Infrastruktur mit vielen Gerwerben des täglichen Bedarfs“, schrieb sie. Doch die Nutzer sollten Ideen beisteuern, was noch fehlt: „Welche Art von Gewerbe oder Gastro könnte Bergheim bereichern?“
Bergheimer wünschen sich Tierarzt-Praxis statt Kneipe
Die Anwohner kommentieren fleißig – über 40 Mal bisher. Der Top-Kommentar zählt 29 „Gefällt mir“-Angaben und schlägt vor, in den Räumen solle doch ein Tierarzt einziehen. Auf Platz zwei folgt der Vorschlag eines Imbisses „mit leckeren Hähnchen und einer genießbaren Currywurst mit Pommes“.
Mehrfach genannt und auch häufig gelikt wird die Idee eines kinderfreundliches Cafés oder Restaurants. Neben Lokalen mit deutscher Küche oder rein veganen Gerichten werden auch weitere Läden außerhalb der Gastronomie vorgeschlagen, zum Beispiel Optiker und Ergotherapie-Praxis.
Nina Benedens ist mit der bisherigen Ausbeute des Aufrufs zufrieden. Bisher habe sich zwar erst eine Person zwecks der Nachfolge gemeldet – „daraus ist nichts geworden“. Doch es seien durchaus gute Ideen dabei.
Nachfolger für die Gaststätte: Verpächterin setzt weiter auf Mithilfe
Vor allem der Tierarzt-Vorschlag hat sie angefixt: „Eine Praxis wäre hier wirklich praktisch. In der Umgebung wohnen viele Hunde-Besitzer, die keinen Führerschein haben.“ Die nächste Tierarzt-Praxis gebe es erst im drei Kilometer entfernten Businesspark Asterlagen. Daher wolle sie nun gezielter nach Tierärzten für ihre Räume suchen.
Trotzdem könne sich weiterhin jeder bei Benedens melden, der sich dafür interessiert, die Räume zu übernehmen, und zwar per Mail an nbenedens@web.de. Als nächstes will die 43-Jährige noch mal einen Aufruf mit weiteren Infos und Bildern zum Objekt starten. Dabei will sie die Bergheimer auf jeden Fall wieder einbinden: „Sie wissen am besten, was ihr Stadtteil braucht.“