Duisburg. Eine Musikschule in Duisburg hat sich auf Bandspiel spezialisiert – und auf „ältere“ Schüler. Der Gründer erklärt das außergewöhnliche Konzept.

Auffällig viele Eheringe. Nicht, dass das hier Aufnahmevoraussetzung wäre, der Bund der Ehe. Aber die güldenen Bänder an den Fingern geben schon einen kleinen Hinweis darauf, an wen sich das Angebot von „Band Campus“ in Duisburg richtet. „Die ziehen überall Immobilien für Silver Ager (Menschen zwischen 50 und 70, Anm. d. Red.) hoch, aber Freizeitangebote gibt es für diese Menschen dann überhaupt nicht. Sollen die den ganzen Tag in der Bude hocken oder ins Seniorencafé gehen?“

Pierre Disko, dessen bürgerlicher Name ja irgendwie schon die halbe Miete für eine Musikschule ist, hat Band Campus genau deswegen gegründet. Aber was ist das denn jetzt genau?

Kurz gesagt: eine Musikschule fast ohne Einzelunterricht, die sich ganz auf das Spiel in der Band konzentriert. Pierre Disko, studierter Musiker, „coacht“ die Combos. „Bandspiel für ältere Leute, das habe ich 2015 an der Moerser Musikschule initiiert, da standen ruckzuck 80 Leute auf der Warteliste.“ Aber je populärer das Angebot wurde, desto mehr Probleme habe es gegeben. „Und da habe ich mich 2022 selbstständig gemacht, hier in Rheinhausen, seit kurzem in Düsseldorf, bald soll Essen dazukommen.“

Band Campus in Duisburg: Erfolg nach kurzer Zeit

Und die Zielgruppe ist eben ein bisschen „reifer“. „Da sind viele dabei, die früher ambitioniert Musik gemacht haben und dann kam die Familienplanung“, sagt Disko – wir erinnern uns an die Eheringe – „oder die während der Pandemie angefangen haben und nicht nur im stillen Kämmerlein spielen wollen.“

Wenn Uta singt: Bei der Duisburger Musikschule Band Campus kann sich jeder an seinem Instrument austoben – oder eben am Mikrofon.
Wenn Uta singt: Bei der Duisburger Musikschule Band Campus kann sich jeder an seinem Instrument austoben – oder eben am Mikrofon. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Still ist es im Kämmerlein nebenan sicher nicht. Aber dafür gemütlich. Der gleiche betörende Muff, die gleichern Perserteppiche wie in abertausenden Proberäumen der Republik, nur dass hier keine Anfangzwanziger von der großen Karriere träumen. Sondern Heinz, Gabi, Frank, Christoph und Petra vom Zusammenspiel in der Band. Wobei sie gar nicht mehr träumen müssen, Pink Floyds „Wish You Were Here“, klingt schon ganz schön rund.

Drummerin Gabi ist vom Konzept überzeugt: „Es ist super, das Gelernte auch mal ‚in Echt‘, in einer Band anwenden zu können.“ Pierre Disko nickt: „Das ist nicht wie früher in der Schule. Im Büro geht ja keiner zu seinen Kollegen und sagt: ‚Komm, lass mal ‘ne Band gründen‘.“ Und deswegen übernimmt das eben Diskos Band Campus.

Musikschul-Gründer Pierre Disko: „Den Leuten in den Hintern treten“

Einen Raum weiter probt die nächste Band, anders als Gabi und Co., die heute „unbetreut“ proben, wird die von Pierre Disko gecoacht. „Every Breath You Take“ steht gerade auf dem Programm, „da war die Intonation noch ein bisschen strange“, sagt der Chef, Sigrid stimmt nochmal nach und fummelt am Verstärker rum. Musikerweisheiten gibt es beim Band Campus gratis dazu: „Was nicht brummt, ist nicht an“, oder auch: „Wer übt, kann nix.“

So geht‘s: Band Campus-Gründer Pierre Disko erklärt den Bands in seiner Musikschule, wie sie sich noch verbessern können.
So geht‘s: Band Campus-Gründer Pierre Disko erklärt den Bands in seiner Musikschule, wie sie sich noch verbessern können. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Letztere ist selbstredend mit einem Augenzwinkern zu verstehen. Pierre Disko predigt so gesehen das Gegenteil. Neben den 14-tägigen Proben mit Coaching bekommen die Bands nämlich zwei Gutscheine für jeweils 60 Minuten Probenraumzeit im Monat, die sie sich frei einteilen können. „Ich will den Leuten in den Hintern treten, dass sie noch mehr Musik machen.“

„Es geht hier nicht ums Können, es geht darum, ob es passt“

Und das kommt an. Schlagzeuger Peter lebt als Rentner mittlerweile auf Mallorca, legt sich seine Termine aber so, dass er zu den Proben nach Rheinhausen einfliegen kann. „Die Stimmung hier ist super“, sagt Disko, „es geht hier nicht ums Können, es geht darum, ob es passt. Viele kommen und sagen, dass sie keine Noten lesen können. Da sag’ ich dann: ‚Aber du kannst doch Akkorde auf der Gitarre spielen. Das reicht.‘“

Ein Erfolgsrezept: Pierre Diskos Band Campus kommt super an, Drummer Peter (hinten) fliegt für die Proben sogar von Mallorca nach Duisburg.
Ein Erfolgsrezept: Pierre Diskos Band Campus kommt super an, Drummer Peter (hinten) fliegt für die Proben sogar von Mallorca nach Duisburg. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Da behält Pierre Disko recht. Gerade, 20.15 Uhr, ist „Band Vier“ eingetrudelt, baut sich auf, hält ein Quätschken mit der Vorgängerband und lässt das erste Bier ploppen. „Time To Wonder“ von „Fury In The Slaughterhouse“ steht auf dem Programm, Uta schnappt sich das Mikro. Was folgt, ist eine Ode an die Musik. Und an Ensemble-Musik. So viel Spaß, wie Band Vier da sichtlich hat – den gibt es daheim im stillen Kämmerlein nicht.

>> BAND CAMPUS IN DUISBURG: INFORMATION UND ANMELDUNG

  • Die Teilnahme am Band Campus, also zwei 90-Minütige Einheiten mit Coach und ein Proberaum-Gutschein über zweimal 60 Minuten, kostet pro Monat79 Euro in Duisburg, in Düsseldorf 89 Euro.
  • Es gibt kein offizielles Mindestalter, aber Pierre Disko sagt: „Wenn die Leute jung sind, sind sie 40 Jahre alt.“
  • Mehr Informationen und die Anmeldemöglichkeit gibt es im Internet unter band-campus.de, telefonisch unter 0178 47 44 76 9 (auch Whatsapp) und per E-Mail an info@band-campus.de.