Duisburg. Mit einem Großeinsatz in Duisburg gehen Polizei und andere Behörden am Samstag gegen kriminelle Clans vor. Was bei den Razzien herumgekommen ist.

Ein Großeinsatz der Polizei Duisburg und weiterer Behörden ist am Samstagabend ab 17 Uhr im gesamten Stadtgebiet gelaufen. Das bestätigt die Polizei auf Nachfrage der Redaktion. Diese „großangelegten Kontrollen“ hätten keinen einzelnen Anlass, wie Polizeisprecherin Bettina Balter ausführt. Sie gehören demnach aber zur Bekämpfung der Clankriminalität und laufen unter dem Stichwort der „1000 Nadelstiche“. Der Einsatz war Teil einer landesweiten Aktion.

Die Duisburger Abschlussbilanz führt eine ganze Reihe verschiedener Gesetzesverstöße auf: vom Drogenbunker über Waffenfunde, unerlaubte Türsteher bis zu Läden, die amtlich versiegelt wurden.

Großeinsatz gegen Clankriminalität: Polizei, Zoll und Stadt Duisburg kontrollieren Gewerbebetriebe

Das gemeinsame Ziel der Polizei und des Duisburger Ordnungsamts, des Hauptzollamts und der Staatsanwaltschaft beim Großeinsatz sei gewesen, heißt es in einer Mitteilung von Sonntagmorgen, kriminelle Clanstrukturen zu bekämpfen und Erkenntnisse über Straftaten im Rotlichtmilieu sowie im Bewachungsgewerbe zu gewinnen, also diese Szenen aufzuhellen.

Demnach kontrollierten die Behörden als „Netzwerkpartner“ insgesamt 15 Gewerbeobjekte im Duisburger Norden und Süden. Zusätzlich soll es auch Razzien im Hochfelder Rotlichtmilieu gegeben haben, bei denen unter anderem ein Bordell überprüft wurde. Dies teilte die Polizei bereits am späten Samstagabend mit.

Der Großeinsatz mit Polizei, Stadt und Zoll in Duisburg war Teil einer landesweiten Aktion, bei der besonders die Türsteherszene in Clubs und Diskotheken überprüft wurde - wie hier am Samstagabend in Essen.


Foto: Andreas Buck / FUNKE Foto Services
Der Großeinsatz mit Polizei, Stadt und Zoll in Duisburg war Teil einer landesweiten Aktion, bei der besonders die Türsteherszene in Clubs und Diskotheken überprüft wurde - wie hier am Samstagabend in Essen. Foto: Andreas Buck / FUNKE Foto Services © FUNKE Foto Services | Andreas Buck

Bei einem Laden mit Clanbezug, so steht es in der aktuellen Mitteilung, hatten Polizistinnen und Polizisten einen „deutlichen Marihuanageruch“ wahrgenommen. Ein Rauschgiftspürhund fand daraufhin einen Drogenbunker hinter einem verschlossenen Kellerabgang. Die Staatsanwaltschaft ließ den Abgang mit Gewalt öffnen. Auf einer Kellertreppe entdeckten die Beamten einen Karton mit „einer nicht geringen Menge Cannabis und Kokain“. Vorläufig festgenommen wurde daraufhin ein junger Mann. Er steht unter dem Verdacht, die Drogen zu verkaufen. Die Wohnung des 21-Jährigen wurde ergebnislos durchsucht.

„Zahlreiche Verstöße“ – von Heroin über Waffen bis zu unversteuertem Tabak

In einer Gaststätte fanden die Einsatzkräfte zur Fahndung ausgeschriebene Autonummernschilder auf und stellten sie sicher. Insgesamt führt die Einsatzbilanz der Polizei vier vorläufige Festnahmen auf. Dabei ging es unter anderem um den Verdacht, sich illegal in Duisburg aufzuhalten, und um Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz.

Die Polizei stellte neun Strafanzeigen, die Betroffenen sollen beispielsweise mutmaßlich mit Rauschgift handeln, sich illegal in Duisburg aufhalten sowie gegen das Waffengesetz und das Arzneimittelgesetz verstoßen haben. Ein weiterer Verstoß gegen das Waffengesetz resultierte in einer Ordnungswidrigkeitsanzeige.

Achtmal hat die Polizei am Samstag Gegenstände sichergestellt, darunter Betäubungsmittel, Potenzmittel, Autokennzeichen, Pfefferspray und Butterflymesser.

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Dagegen hat das städtische Ordnungsamt allen vier Türstehern einer Diskothek untersagt, dort weiterhin Einlasskontrollen durchzuführen. Sie konnten nicht den erforderlichen Sachkundenachweis vorweisen. Die städtischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter leiteten insgesamt acht Ordnungswidrigkeitenverfahren ein. Neben einem Verstoß gegen die Vorgaben im Bewachungsgewerbe wurde zudem das Prostituiertenschutzgesetz nicht beachtet. Zusätzlich fehlten bei zwei Geldautomaten die Abfragen nach dem Spielersperrsystem Oasis, das Glücksspielsüchtige schützen soll.

In drei Betrieben fielen die Verstöße aus Sicht der Kontrolleure so gravierend aus, dass die Stadt Duisburg sie umgehend schloss und zwei sogar amtlich versiegelte.

Das Duisburger Hauptzollamt ahndete „zahlreiche Verstöße“. Insgesamt erfassten die Beamtinnen und Beamten der Finanzkontrolle Schwarzarbeit sieben Ordnungswidrigkeiten. Darunter fielen Sofortmeldepflichtverstöße und nicht mitgeführte Ausweisdokumente. Weiterhin stellten die Zöllnerinnen und Zöllner circa sechs Kilogramm unversteuerten Tabak und 80 E-Zigaretten sicher. Hieraus resultierten weitere Ordnungswidrigkeiten und Steuerstrafverfahren.

Aus Sicht der Behörden sind solche Großeinsätze in Duisburg längst Routine. Die Einsatzkräfte überprüfen bei den Razzien unter anderem, ob alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ausgewählten Lokale korrekt angemeldet sind und sich in Deutschland aufhalten dürfen. Ob in Gastrobetrieben alle Konzessionen vorliegen oder ob beispielsweise Shisha-Tabak korrekt versteuert ist. So war es auch diesmal, erläuterte Polizeisprecherin Bettina Balter noch während des laufenden Einsatzes. Das Augenmerk der beteiligten Behörden habe jetzt auf Gewerbebetrieben gelegen.

Bei den landesweiten Razzien waren rund 650 Polizistinnen und Polizisten im Einsatz

In der Nacht gab es jedoch nicht nur Razzien in Duisburg, sondern auch in Dortmund, Dortmund, Essen, Gelsenkirchen und Köln. Landesweit sollen rund 650 Polizistinnen und Polizisten gemeinsam mit Zoll und städtischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Einsatz gewesen sein. Der Hintergrund: Der Sicherheitskooperation Ruhr liegen Erkenntnisse vor, dass sich kriminelle Clans ein neues Betätigungsfeld aufgetan haben und die Türsteherszene infiltrieren, früher das Metier des Rockermilieus. (mit jes)