Duisburg. Das Bethesda in Hochfeld verabschiedet Prof. Dr. Dietmar Simon. Warum der renommierte Chirurg nach 42 Jahren seinen Patienten erhalten bleibt.
Diesen Moment, als er erstmals das Skalpell bei einem lebenden Menschen ansetzte, hat er auch nach 42 Jahren als Chirurg nicht vergessen. „Das war schon komisch“, sagt Prof. Dr. Dietmar Simon. Am Donnerstag verabschiedet das Bethesda seinen Chefarzt für Allgemein- und Viszeralchirurgie und ärztlichen Direktor mit einem Festakt (ab 16 Uhr, Kirchsaal). Der renommierte Fachmann für Operationen der Schilddrüse war 23 Jahre lang in der Hochfelder Klinik tätig.
In gut vier Jahrzehnten als Chirurg bis zu 20.000 Patienten operiert
Ungezählt sind die Patienten, die er in mehr als vier Jahrzehnten operierte. „Bis zu 20.000 könnten es sein“, schätzt der 66-Jährige. Die reiche Erfahrung mit Eingriffen an der größten menschlichen Hormondrüse sei wichtig, sagt er. „Die Operation lernt jeder Chirurg, aber das feine, subtile Operieren erfordert viel Hintergrundwissen.“
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Sein Ruf geht weit über die Stadtgrenzen hinausgeht, Dietmar Simon ist Stammgast auf den Listen der Top-Mediziner seines Fachs und prüft als „Europäischer Facharzt“ auch Kollegen für diesen Titel. „Mit meinem Spezialisierungsgrad gibt es nicht viele“, lautet seine angemessene selbstbewusste Selbsteinschätzung.
Was einen Operateur und einen Fußball-Schiedsrichter verbindet
Was macht den gute Operateur aus? „Er muss risikobereit sein und schnell entscheiden können. Wie der Schiedsrichter beim Fußball“, nennt er einen Vergleich, den der Schweizer Schiris Urs Meier bei einem Vortrag zog: „Wenn es falsch war, sehen es anschließend alle.“
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Für den Beruf des Chirurgen habe er sich entscheiden, „weil ich immer schon Spaß am frickeln hatte“, sagt er, „deshalb wollte ich eigentlich Kinderchirurg werden“. Die medizinische Karriere begann nach dem Studium in seiner Heimatstadt Aachen mit einem Jahr als Bordarzt auf dem Forschungsschiff MS Sonne. „Eine tolle Zeit“, sagt er über den Törn durch Pazifik und Indischen Ozean.
Chefarzt wurde durch einen Zufall zum Schilddrüsen-Spezialisten
Zunächst schien alles den geplanten Lauf zu nehmen. „Er wird ein guter Kinderchirurg“, schrieb ihm sein erster Lehrer an der Klinik in Siegburg ins Zeugnis, mit dem er 1987 zur Uniklinik Düsseldorf wechselte. Dort angekommen, wurde die Kinderchirurgie aber eingestellt und Dietmar Simon landete in der Viszeralchirurgie. „Ein Super-Team und ein toller Lehrer, ein Spezialist für die Schilddrüse“, sagt er.
Nach 14 Jahren in der Landeshauptstadt entschied er sich gegen die Uni-medizinische Karriere. „Die zahlreichen Verpflichtungen sind mit Familie kaum zu vereinbaren. Ich wollte an ein Versorgungskrankenhaus.“ So wechselte er ans Bethesda, der Rest ist Geschichte.
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„Man muss ehrlich zu den Patienten sein, das ist sehr wichtig“
Die Hochfelder Klinik ist Lehrkrankenhaus für die Uni, der er auf diesem Weg verbunden blieb. Neben der Leidenschaft fürs Operieren habe er „gern mit Patienten zu tun“. Die gute Kommunikation mit ihnen versteht er als wichtigen Faktor für den Behandlungserfolg. „Man muss ehrlich sein, über Chancen des Erfolgs und Risiken eines Misserfolgs aufklären. Das verhindert Enttäuschungen über das Ergebnis.“
Als Chefarzt und ärztlicher Direktor wird Prof. Dr. Dietmar Simon am Donnerstag verabschiedet, als „Senior Operateur“ bleibt er dem Haus weiterhin erhalten: „Ich habe noch großen Spaß an meiner Arbeit, meine Frau wird auch noch einige Jahre arbeiten, deshalb passt das gut.“
Nachfolger als ärztlicher Direktor ist Prof. Dr. Abdurrahman Sagir
Funktionieren kann das nur bei einem guten Verhältnis zum Nachfolger. Das ist gegeben: Prof. Dr. Simon Schimmack, sein Nachfolger, ist bereits seit anderthalb Jahren im Bethesda tätig, beide kannten sich bereits, weil Schimmack bereits als junger Arzt sein praktisches Jahr in Hochfeld absolvierte. Die Funktion als ärztlicher Direktor hat Prof. Dr. Abdurrahman Sagir bereits übernommen.
„Ich genieße es, die bisherigen Verpflichtungen nicht mehr zu haben“, sagt Dietmar Simon. Keine Lust, noch einmal auf große Fahrt über die Ozeane zu gehen? Muss nicht sein, findet er, aber für die Familie soll mehr Zeit sein. Von der Tochter, die gerade eine Ausbildung zur Schreinerin absolviert, würde er gern die Holzbearbeitung lernen. „Das wäre was für mich.“