Duisburg. Seit anderthalb Jahren geht Jannick (8) nicht zur Schule. So wie ihm geht es noch mehr Kindern in Duisburg. Was die Stadt tut, was es kostet.

Unsere Geschichte über den achtjährigen Jannick, der eine Autismusspektrumsstörung hat und seit anderthalb Jahren nicht zur Schule gehen kann, bewegte viele Menschen. Das Problem betrifft aber noch viel mehr Kinder und Jugendliche in Duisburg, wie die Stadtverwaltung bestätigt.

Allerdings sind nur wenige so jung wie Jannick. Die meisten sind zwischen 14 und 17 Jahre alt, sagt Stadtsprecher Sebastian Hiedels.

Derzeit ist bei rund 120 Kindern und Jugendlichen die Schulpflicht ausgesetzt, sie werden mit alternativen Maßnahmen beschult. Hiedels schreibt, dass sie zum Teil über digitale Fernschulen lernen oder in Schulersatzmaßnahmen bei freien Trägern der Jugendhilfe untergebracht sind. Dazu gehören auch berufsorientierende Angebote für Schulverweigerer.

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In schulpflichtbefreite Kinder investiert die Stadt 7,2 Millionen Euro jährlich

Grundsätzliches Ziel ist, die Kinder im Regelsystem Schule zu reintegrieren, teilt die Stadt mit. Die Kosten für die Alternativmaßnahmen sind unterschiedlich, liegen im Schnitt aber bei rund 5000 Euro monatlich pro Kind, rund 7,2 Millionen Euro im Jahr.

Zum Prozedere: Wenn ein Schüler als nicht beschulbar gilt, wird die Schulpflicht ausgesetzt. Im Falle von Jannick gab eine Förderschule nach neun Tagen auf, weil sie mit seinen Aggressionen nicht umzugehen wussten.

In der Regel bieten Träger der Jugendhilfe dann Schulersatzmaßnahmen an. Bei seelisch behinderten Kindern, dazu gehören Autisten, ist die Eingliederungshilfe des Jugendamtes zuständig.

Eingliederungshilfe und Jugendhilfe prüfen jeden Einzelfall, erklärt Hiedels. Geklärt wird, welche Unterstützung das jeweilige Kind braucht, um etwa am Unterricht teilnehmen zu können. So soll Teilhabe möglich gemacht werden. Die Angebote reichen von einer individuellen Begleitung bis zur stationären Unterstützung.

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Förderschule mit Autismus-Schwerpunkt?

Laut Schulgesetz (§40) kann die Schulpflicht ruhen, wenn Kinder und Jugendliche selbst nach Ausschöpfung aller Möglichkeiten sonderpädagogischer Förderung nicht gefördert werden können. Gewerkschaften wie die GEW fordern schon lange die Einführung eines eigenen Förderschwerpunkts Autismus an Förderschulen. Manche Schulleiter sind hingegen der Ansicht, dass Schulen jedes Kind aufnehmen müssten und sie je nach Bedarf mit einem Team aus Experten begleiten müssten. Nur so könne Inklusion gelingen.

Eine Umfrage des Bundesverbandes Autismus Deutschland ergab, dass jeder fünfte Schüler mit Autismus schon mal von der Schule ausgeschlossen wurde. Für mehr als die Hälfte gab es demnach keine Ersatzschule, weshalb die Eltern Betreuung und Unterricht übernehmen mussten.

Die Bezirksregierung Düsseldorf hat im Herbst ein Themenheft zum Umgang mit autistischen Schülerinnen und Schülern neu aufgelegt. Darin wird erklärt, welche Konzepte an Schulen nötig und möglich sind, wie man mit den Kindern umgeht und sie fördert oder wie man zum Beispiel auf herausforderndes Verhalten reagieren kann. Das Manual zur Inklusion findet man auf der Seite der Bezirksregierung.