Duisburg. Die Zukunft der Sana Kliniken Duisburg ist eine Zitterpartie. Wird an einem Plan B gearbeitet? Was würde ein Aus bedeuten? Dazu gibt es Hinweise.
Die Zukunft der Duisburger Sana Kliniken steht weiter auf des Messers Schneide. Mit einer Online-Petition versuchen Betriebsräte und die Gewerkschaft Verdi Druck aufzubauen, damit der Klinik-Konzern gemeinsam mit der Stadt und der Landespolitik eine zukunftsfähige Lösung für das ehemalige städtische Klinikum erarbeitet. Nach drei Wochen haben 6740 Duisburger unterzeichnet, berichteten die Initiatoren am Mittwoch.
Sie warnen vor großen Beeinträchtigungen in der medizinischen Versorgung der Patienten.
Auch interessant
Sana Kliniken Duisburg: 30.000 Patienten pro Jahr in der Notaufnahme
„Wir behandeln pro Jahr 30.000 Notfall-Patienten“, sagt Prof. Dr. Kurosch Moussazadeh, Chefarzt der Zentralen Notaufnahme (ZNA) und Betriebsrat, „die kann man nicht einfach so auf die anderen Häuser verteilen.“ Es gebe, betont auch Betriebsrätin Regina Dinsing-Hellmann „einen großen Bedarf für den Erhalt dieses Standortes.“
Das gelte nicht nur für die Versorgung des Südens der Stadt, sondern auch für die Patienten der hoch spezialisierten Abteilungen im Neuro-Zentrum und der Kinderklinik, die oft von weither nach Duisburg kommen.
[Nichts verpassen, was in Duisburg passiert: Hier für den täglichen Duisburg-Newsletter anmelden.]
Große Bedeutung für seinen psychiatrischen Versorgungsbereich habe auch das Rheinhauser Bertha-Krankenhaus, sagt die in der psychiatrischen Klinik beschäftigte Betriebsrätin Nina Dusper. „Diese Einrichtung kann man nicht einfach so verlegen.“ Dass die Zukunft der Klinik ungewiss sei, führe dazu, dass sich Fachkräfte nicht mehr bei den Sana Kliniken bewerben: „Dabei haben wir bereits einen Pflegenotstand.“ Auch bei Patienten greife die Verunsicherung um sich, berichtet Betriebsratschef Helmut Böckeler: „Sie fragen: Geht es hier weiter?“
Auch interessant
Chefarzt warnt: Wichtige Versorgungsstrukturen nicht zerstören
Gleichwohl blickt der Betriebsrat nicht naiv auf die Zukunft des Hauses: „Dass es Veränderungen geben wird, nicht alle Abteilungen am Standort erhalten bleiben, das ist klar und der Belegschaft auch so kommuniziert worden.“ Es dürfe aber nicht dazu kommen, „die Klinik zu filetieren, denn das würde wichtige Versorgungsstrukturen zerstören. Was einmal weg ist, kommt nicht zurück“, erklärt Chefarzt Moussazadeh, „deshalb braucht das Haus eine medizinische Strategie“.
Die vermissen Betriebsräte und Gewerkschafter aber auch weiterhin: „Der gesamte Prozess ist intransparent“, beklagt Verdi-Sekretär Frowin Jaspers. „Das NRW-Gesundheitsministerium streicht zwar Versorgungskapazitäten an der einen Stelle, sagt aber nicht, wo sie für die Patienten an anderer Stelle wieder aufgebaut werden sollen.“ Dabei dränge die Zeit – bis Ende des Jahres sollen die Bewilligungsbescheide verschickt werden für die Leistungen, die jede Klinik künftig noch vergütet bekommt.
Stand der Verhandlungen: Sind die Johanniter raus?
Auch intern stochern die Betriebsräte weiter im Nebel. Zum Stand der Verhandlungen über einen Einstieg der Johanniter in den Sana Kliniken können die Mitarbeiter weiterhin nur mutmaßen. „Es entsteht der Eindruck, dass es keine Verhandlungen mit den Johannitern mehr gibt“, sagt der Betriebsratsvorsitzende. Auf Sana-Seite verhandelt der ehemalige Regionalgeschäftsführer Christian Engler, auch er hat sich bisher nicht geäußert.
Immerhin, so Helmut Böckeler, gebe es Anzeichen, „die darauf hindeuten, dass an einem Plan B zumindest gearbeitet wird.“ Der würde für den Fall greifen, dass es nicht zum Einstieg der Johanniter kommt. Die Belegschaftsvertreter gehen auf Grundlage des bisherigen Genehmigungsprozesses davon aus, dass das Neurozentrum/Geriatrie, die Frauen- und Kinderklinik sowie die Psychiatrie, ergänzt durch die Notfall-Versorgung, die tragenden Säulen eines künftigen medizinischen Konzepts sein werden.
Plan B: Weitere Kooperationen mit anderen Kliniken nicht ausgeschlossen
Ob es, etwa in der Kardiologie, zu weiteren Kooperationen mit den Johannitern in Rheinhausen kommt, mit denen sich Sana bereits den onkologischen Chefarzt teilt, wird sich bald klären, hoffen die Betriebsräte. Auch Kooperationen mit dem Bethesda oder dem Helios St. Anna sind nicht ausgeschlossen. Sana-Vorstandschef Thomas Lemke persönlich werde sich bald dazu äußern, weiß Helmut Böckeler: „Es sollte eigentlich schon vor Ostern geschehen.“