Duisburg. Über die Zukunft der Sana Kliniken verhandeln nun nicht mehr nur die Johanniter. Und: Der Rat könnte alte Standort-Garantien für Sana abschaffen.

Für eine Neuordnung der Kliniklandschaft südlich der Ruhr und den Duisburger Westen könnte es eine „große Lösung“ geben, die zwischen den Sana Klinken, den Johannitern, dem Evangelischen Klinikum Niederrhein (EVKLN) und Helios vereinbart wird. Darüber habe es bereits erste Gespräche gegeben. Das hat der medizinische Geschäftsführer des EVKLN, Dr. Andreas Sander, auf Nachfrage dieser Zeitung am Freitag bestätigt.

Entfall der Standort-Garantie soll Bedingung für weitere Verhandlungen sein

Bekanntlich verhandeln Sana und die Johanniter, Träger des Rheinhauser Krankenhauses, über eine (Mehrheits-)Beteiligung der Johanniter im einst städtischen Klinikum am Kalkweg. Am Montag entscheidet der Rat der Stadt in nicht öffentlicher Sitzung über die Änderung des Konsortialvertrages, der 2014 mit Sana zum Verkauf des kommunalen 50-Prozent-Anteils geschlossen wurde. Die Stadt hält seither noch ein Prozent der Anteile.

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Mit dem Ratsbeschluss soll die seinerzeit vereinbarte Standortgarantie für die Sana-Standorte am Kalkweg und in Rheinhausen (Bertha-Krankenhaus/Psychiatrie) fallen. Das erfuhren Vertreter von Belegschaft und Gewerkschaft Verdi am vergangenen Mittwoch in einem Gespräch mit Oberbürgermeister Sören Link, Stadtdirektor Martin Murrack und Gesundheitsdezernentin Linda Wagner.

Sana-Belegschaft protestiert am Montag vor der Sitzung des Duisburger Rates

Die Gewerkschaft ruft deshalb die Sana-Belegschaft zur Protestaktion vor Beginn der Ratssitzung (ab 15 Uhr, Mercatorhalle) auf. Die Ratsfraktionen stehen vor einer schwierigen Entscheidung. Denn Sana und Johanniter, so heißt es, hätten den Verzicht auf die Standortgarantie zur Bedingung für die Fortsetzung der Gespräche gemacht.

Ein Fragezeichen würde damit hinter dem Bertha-Krankenhaus in Rheinhausen stehen. Denn für das Klinikum am Kalkweg auf der anderen Rheinseite hatte die neue Geschäftsführerin Ines P. Grunewald noch im Januar gegenüber dem Betriebsrat eine Standortgarantie abgegeben (wir berichteten).

Hintergrund ist wohl der hohe Investitionsbedarf für beide Standorte – ihn beziffert der Sana-Betriebsrat auf über 120 Millionen Euro. Sana und Johanniter haben sich bisher weder zu einem möglichen Standort-Konzept noch zu einer medizinischen Strategie für den Fall einer Kooperation öffentlich geäußert. Für die Klinikreform in NRW, die eine Zentrenbildung forciert, sind aktuell alle Träger bemüht, ein wirtschaftlich tragfähiges Konzept aufzustellen.

Fordert eine Strategie für den Stadtsüden: Dr. Andreas Sander, medizinischer Geschäftsführer des Evangelischen Klinikums Niederrhein (EVKLN).
Fordert eine Strategie für den Stadtsüden: Dr. Andreas Sander, medizinischer Geschäftsführer des Evangelischen Klinikums Niederrhein (EVKLN). © FUNKE FotoServices | Kerstin Bögeholz

Auch Helios soll Teil einer gemeinsamen Lösung sein

In wirtschaftlicher Bedrängnis sprechen mittlerweile auch Träger miteinander, die bisher nur in beinharter Konkurrenz verbunden waren. So erklären sich die Verhandlungen zwischen Sana und den Johannitern. Auch das EVKLN (Fahrner Krankenhaus, Herzzentrum) treiben eigene Interessen: Das Bethesda-Krankenhaus gehört zum Verbund, mit Teilen seines Angebots konkurriert dieses mit Sana.

Man habe deshalb das Gespräch mit den Mitbewerbern und der Stadt gesucht, „weil wir eine umfassende Lösung für den Duisburger Süden brauchen“, begründet EVKLN-Geschäftsführer Sander. „Niemand kann ein Interesse daran haben, dass die Sana-Kliniken implodieren.“ Teil der Lösung müsse auch Helios sein. Der Klinik-Konzern betreibt die einstigen Malteser-Häuser St. Anna (Huckingen) und Homberg.

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Ev. Klinikum schließt Sana-Beteiligung aus: „Haben keine Schatzkiste“

Sander verweist auf wichtige Sana-Abteilungen, wie etwa das Neuro-Zentrum sowie Kinderklinik und Perinatalzentrum. „Deren Leistungen können wir mit unseren Kapazitäten nicht auffangen.“ Auf die Notwendigkeit einer Lösung für den Stadtsüden unter Einbeziehung aller Träger, so Sander, habe man in den bisherigen Gesprächen immer wieder hingewiesen.

Verhandlungen darüber solle die Stadt moderieren – als neutraler Akteur und „weil sie als Gebietskörperschaft die stationäre Versorgung einer Stadt organisieren muss. Genehmigen müsse eine wie auch immer geartete Verständigung zwischen den Kliniken das NRW-Gesundheitsministerium – bis zum Ende des Jahres sollen dort die Entscheidungen über die künftigen Strukturen fallen.

Über eine eigene Beteiligung bei den Sana Kliniken Duisburg denke das Ev. Klinikum nicht nach, betont Dr. Andreas Sander: „Wir können nicht mit der großen Schatzkiste kommen, um die Welt zu retten.“

>> STADTDIREKTOR MARTIN MURRACK: BESTE LÖSUNG FÜR BELEGSCHAFT UND PATIENTEN

  • „Ich kann gut nachvollziehen, dass die Beschäftigten der Duisburger Kliniken verunsichert sind“, sagte Stadtdirektor Martin Murrack am Freitag. Die Stadt werde „den anstehenden Veränderungsprozess – im Rahmen der Möglichkeiten unseres Gesellschafteranteils von einem Prozent – weiter konstruktiv begleiten“. Es gelte, für Beschäftigte und Patienten die „bestmögliche Lösung“ zu erreichen.
  • Dabei hätten Rat, Verwaltung, die Kliniken und ihre Belegschaften ein gemeinsames Ziel: eine sichere, qualitativ hochwertige und gut erreichbare medizinische Versorgung der Duisburger. Dieses zu erreichen, bedeute aber angesichts eines unterfinanzierten Gesundheitssystems eine „enorme Herausforderung“.