Duisburg. Polaroid-Kamera, Bollerwagen, Bluetooth-Box: In Duisburg gibt es ein neues und günstiges Leih-Angebot. Was dahinter steckt, wie es funktioniert.

Etwas ältere Semester kennen das vielleicht: Im Keller faulen die alten Dias vor sich hin, irgendwie wollte man die ja schon immer mal digitalisieren. Bloß, dann kauft man sich so einen Scanner, jagt alle Dias einmal durch – und dann steht das Ding im Keller und im Weg. Der Diascanner ist hier sowohl konkret als auch als Metapher zu lesen, für alle Dinge dieser Art, die man sehr unnachhaltig anschafft und dann selten bis nie benutzt. Aber: Auftritt Stadtbibliothek Duisburg. Die schafft jetzt nämlich Abhilfe, ab sofort und erstmal in den Standorten Rheinhausen, Buchholz und Großenbaum – mit der „Bibliothek der Dinge“.

Duisburger „Bibliothek der Dinge“: So funktioniert das Konzept

Das ist ein so schön gewählter Titel, dass eine Erläuterung eigentlich überflüssig ist. Trotzdem, der Vollständigkeit halber: Die Bibliothek der Dinge funktioniert genauso wie die für Bücher, CDs, DVDs und so weiter. Das „Ding“ wird mit einem Bibliotheksausweis ausgeliehen, nach vier Wochen muss es wieder zurückgegeben werden.

Einziger Unterschied: Anders als Medien aller Art müssen die Dinge immer in der Zweigstelle zurückgegeben werden, in der sie ausgeliehen wurden.

Eine Menge im Angebot in der Bibliothek der Dinge in Duisburg: Jutta Flaßhoven, Tobias Hogeweg, Pascal Hömens, Jan-Pieter Barbian und Astrid Neese (v.l.).
Eine Menge im Angebot in der Bibliothek der Dinge in Duisburg: Jutta Flaßhoven, Tobias Hogeweg, Pascal Hömens, Jan-Pieter Barbian und Astrid Neese (v.l.). © Stadt Duisburg | Ilja Höpping

Das Konzept ist also nicht revolutionär – wohl aber die Art und Weise, wie die Duisburger Stadtbibliothek es ausfüllt. „Es geht darum zu schauen: Was brauchen die Menschen?“, sagt Jutta Flaßhove. Die Leiterin des Zweigstellennetzes zieht eine durchsichtige Box aus dem Dinge-Regal, in solchen Boxen werden die Dinge ab sofort verliehen. Der Inhalt steht drauf, und eine Art Rezept, was also noch privat beigesteuert werden muss.

Bibliothek der Dinge unterscheidet sich von Stadtteil zu Stadtteil

In diesem Falle sieben Sachen, Eier und Schmalz, Zucker und Salz – Sie wissen schon. Denn Flaßhove hat eine Geburtstagsbox in der Hand, mit allem drum und dran für einen Kindergeburtstag, zu dem selbstredend ein Kuchen gehört. „In diesem Jahr muss es der Dino-Geburtstag sein, im nächsten Jahr der Piraten-Geburtstag. Da kann man die Dinge viel besser leihen, als alles zu kaufen und nie wieder zu nutzen“.

Deswegen haben sich Schöpfer der „Bibliothek der Dinge“ auch Gedanken gemacht, was denn nun in den Verleih kommt – und haben da auch an die Eigenheiten der drei Start-Bibliotheken gedacht.

In Rheinhausen gibt es zum Beispiel acht Tonieboxen zum Ausleihen, in Großenbaum nur zwei, weil die Vorlesegeräte im Süden wahrscheinlich in vielen Haushalten privat angeschafft werden konnten. Buchholz setzt auf Organisation und Hilfen für das Homeoffice, etwa mit Etikettiergeräten, Großenbaum auf Spielsachen, „weil viele Familien zu uns kommen“, sagt Zweigstellenleiter Pascal Hömens.

Den Kontakt zur Ursprungsdisziplin einer Bibliothek verliert die Bibliothek der Dinge dabei nicht – zu beinahe jedem Verleih-Paket gehört die passende Literatur, damit man auch weiß, was man zu tun hat.

Dezernentin zur Bibliothek der Dinge: „Verbessert Teilhabegerechtigkeit“

Die Bibliothek der Dinge ist natürlich nicht bloß aus einer Laune heraus entstanden. „Es bewegt sich eine ganze Menge“, sagt Direktor Jan-Pieter Barbian, „und die Bibliothek der Dinge ist Teil dieser neuen Herangehensweise.“ Es gehe nämlich auch um Nachhaltigkeit, ohnehin ein Grundgedanke jeder Bibliothek, „und den haben wir mit ‚Dingen‘ jetzt aufgegriffen.“

Bildungsdezernentin Astrid Neese gefällt das neue Konzept, „weil es auch die Teilhabegerechtigkeit verbessert. Und möglicherweise lockt man so auch Menschen in die Bibliotheken, die bis jetzt eine gewisse Schwellenangst haben.“

Für jeden was dabei: Die Bibliothek der Dinge in Duisburg bietet allerhand zum Ausleihen.
Für jeden was dabei: Die Bibliothek der Dinge in Duisburg bietet allerhand zum Ausleihen. © Stadt Duisburg | Ilja Höpping

Jedenfalls kann man davon ausgehen, dass die „Dinge“ ganz verschiedene Menschen locken, wenn man so den Blick über das Regal schweifen lässt. Da gibt es einen Plotter (wer einen braucht, weiß, was das ist), Equipment um professionell zu podcasten, „Kamishibai“-Erzähltheater, eine dicke Bluetooth-Box für den Sommer am See, eine Bollerwagen („der wurde für die Festivalsaison schon angefragt“), eine Polaroid-Kamera, einen Ultraschall-Reiniger für Brillen und Gebisse – und mit dem aufblasbaren SUP-Board auch einen echten Eyecatcher.

>> DAS HAT DIE BIBLIOTHEK DER DINGE ALLES ZU BIETEN – UND DAS KOMMT IN ZUKUNFT DAZU

  • Den ganzen Katalog der Dinge gibt es im Internet unter sb-duisburg.lmscloud.net.
  • Ab sofort werden die Dinge in den Zweigstellen Rheinhausen (Händelstraße 6), Buchholz (Sittardsberger Allee 14) und Großenbaum (Großenbaumer Allee 168, in der Gesamtschule Süd) verliehen. Alle anderen Zweigstellen sollen „kurz- und mittelfristig“ folgen.
  • In der Zentralbibliothek im Stadtfenster wird der Schwerpunkt höchstwahrscheinliche auf der Musik liegen – folgerichtig sollen dort Musikinstrumente verliehen werden.