Duisburg-Rheinhausen. Lothar Haferkamp gilt als Retter des Freibads am Kruppsee im Duisburger Westen. Er erhält nun eine hohe Auszeichnung – und ist völlig überrascht.

Ein idyllisches Freibad direkt am Kruppsee. Mit 50-Meter-Becken und direktem Zugang zum See. Im Schnitt kommen jährlich rund 15.000 zahlende Besucher. Betrieben wird das öffentliche Naturbad vom Schwimmverein Rheinhausen. Dessen Vorsitzender ist Lothar Haferkamp. Ohne ihn würde es das Bad von 1974 wohl nicht mehr geben.

Jetzt erreichte den 79-Jährigen völlig überraschend ein Anruf aus der Staatskanzlei. Ministerpräsident Hendrik Wüst wird Haferkamp am Mittwochvormittag den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen verleihen. „Ich habe keine Ahnung, warum ich ausgesucht wurde und wer mich vorgeschlagen hat.“

Hohe Auszeichnung für Lothar Haferkamp: Wer hat ihn vorgeschlagen?

Mit dem Orden werden 16 gesellschaftlich besonders engagierte Bürgerinnen und Bürger für ihre herausragenden Dienste am Gemeinwohl geehrt. Bei Haferkamp sind es vor allem mehr als 60 Jahre Engagement für den Schwimmverein. Zudem habe er das Freibad am Kruppsee vor der Schließung gerettet, so die Landesregierung in Düsseldorf.

Mehr als 60 Jahre beim SV Rheinhausen 1913, dazu der Retter des Freibads am Kruppsee: Lothar Haferkamp erhält eine hohe Auszeichnung.
Mehr als 60 Jahre beim SV Rheinhausen 1913, dazu der Retter des Freibads am Kruppsee: Lothar Haferkamp erhält eine hohe Auszeichnung. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Rätselraten im Clubheim direkt am See. „Hat mich jemand von der Stadt oder aus der Politik vorgeschlagen?“ Der pensionierte Mathematik-Lehrer hat ausnahmsweise mal keine Lösung parat. Bleibt eine Vermutung: „Wahrscheinlich bin ich einer der dienstältesten Vereinsvorsitzenden in Duisburg.“

Der frühere Oberliga-Wasserballer führt den Schwimmverein mit zurzeit 1060 Mitgliedern seit 47 Jahren. Der Verein ist im Duisburger Westen seit mehr als 100 Jahren fest verankert und hat bis zur Jahrtausendwende sogar zu Karnevalssitzungen eingeladen.

Freibad am Kruppsee: Daher kommt das Geld für Betrieb und Personal

Vor allem aber betreibt der Verein in eigener Regie das Freibad am Kruppsee, das im Sommer mal mehr und mal weniger Gäste anzieht. Je nach Wetter macht der SV Rheinhausen 1913 e.V. also Miese oder er kann Rücklagen bilden.

Wir mussten schon einige schwere Jahre hinter uns bringen. Ende des vergangenen Jahres waren wir nah dran, unsere finanziellen Möglichkeiten auszuschöpfen.
Lothar Haferkamp - Vorsitzender des SV Rheinhausen 1913

Die Stadt zahlt einen Betriebskostenzuschuss. Die Personalkosten für Hausmeister, Bademeister, Aufsichtspersonal und jemanden an der Kasse werden aus den Eintrittsgeldern finanziert. „Wir mussten schon einige schwere Jahre hinter uns bringen. Ende des vergangenen Jahres waren wir nah dran, unsere finanziellen Möglichkeiten auszuschöpfen“, sagt Haferkamp.

Früher hatte der Verein das Gelände von Krupp gepachtet. Nach der Energiekrise in den 70er-Jahren übernahm die Stadt das Grundstück, der Verein erhielt nur noch einen Nutzungsvertrag, konnte das Gelände aber 1987 zurückpachten.

Das Problem: Der Vertrag war jährlich kündbar. „Wir brauchten Sicherheit, weil wir investieren mussten“, sagt Haferkamp. Also handelte er einen langfristigen Pachtvertrag aus.

Schwimmbad vor dem Aus: „Fackelzug durch Friemersheim“

Dann musste der Rand des Schwimmbades repariert werden. „Keiner wollte, dass das Bad geschlossen wurde. Es gab einen Fackelzug durch Friemersheim. Schließlich hat die Stadt das Becken wieder instandgesetzt.“ Damit war das Schwimmbad einmal mehr gerettet.

Spielte früher Wasserball im kalten See und fettete dafür Lederbälle ein: Lothar Haferkamp.
Spielte früher Wasserball im kalten See und fettete dafür Lederbälle ein: Lothar Haferkamp. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Für den pensionierten Studiendirektor bedeutet der Verein genauso Heimat wie Friemersheim. Sein Vater war bereits Mitglied, der Sohn wurde also reingeboren. Er war zuerst Pressewart, dann sportlicher Leiter und wurde schließlich Vorsitzender.

Vereinsvorsitzender will wieder kandidieren – zum letzten Mal?

Heute wohnt der pensionierte Studienrat, der früher im kalten See Wasserball gespielt und dafür Lederbälle eingefettet hat, mit seiner Frau 200 Meter vom Freibad entfernt.

Noch immer trifft er regelmäßig Mitspieler von früher und schwimmt zweimal 1000 Meter pro Woche. „Danach machen wir das, was alte Männer machen, die mal Sportler waren: Lange duschen und quatschen.“

Ans Aufhören denkt er nicht. Bei der Jahreshauptversammlung im März will er nochmal als Vorsitzender kandidieren. „Wahrscheinlich zum letzten Mal.“