Duisburg. Jetzt geht die Freibadsaison in Duisburg los. Aufgepasst! In fast allen Baggerseen und Rhein-Abschnitten ist Baden verboten – aus diesen Gründen.
Jetzt geht es richtig los! Die Temperaturen steigen über die 30-Grad-Marke. Und bei einigen wachsen damit auch die Sorgen. Denn: Trotz etlicher Todesfälle und Badeverbote in Duisburg schwimmen immer noch Menschen im Rhein und in den Baggerseen. Es gibt hier zahlreiche Baggerseen, im Stadtgebiet liegen 37,5 Rhein-Kilometer. Und in Duisburg leben viele Menschen, die die tödlichen Risiken unterschätzen und die Baderegeln aufgrund von Sprachbarrieren oder Wissenslücken nicht verstehen beziehungsweise kennen.
Tipp :Diese Duisburger Freibäder aktuell geöffnet: Freibad Wolfssee, Freibad Homberg und Allwetterbad Walsum. Und diese Freibäder liegen im Duisburger Umland.
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Fragen und Antworten zum Baden in Duisburger Gewässern
Obwohl DLRG und Feuerwehr, Stadt und Polizei in Duisburg Sommer für Sommer vor den Lebensgefahren warnen, kommt es häufig zu Rettungseinsätzen, schweren und tödlichen Badeunfällen. Das zeigt ein Blick in unser Archiv (>> Berichte ab 2011): Allein seit 2020 wurden zehn Todesfälle in Duisburg bekannt. Wir beantworten Fragen zum Baden in wilden Gewässern, zeigen Videos und verlinken auf Aufklärungsmaterial in zehn Sprachen:
In welchen Duisburger Seen ist das Baden erlaubt?
In Duisburg sind seit Jahren nur drei Seen als Badegewässer zugelassen – und das auch nur im Bereich der dortigen Freibäder:
- der Kruppsee im Bezirk Rheinhausen (>> seit 3.9. geschlossen; Website des Betreibers: www.sv-rheinhausen.de),
- der Wolfssee an der Sechs-Seen-Platte in Wedau (>> Facebook-Seite des Betreibers) und
- der Großenbaumer See – aber aktuell nicht möglich (>> Instagram-Profil des Freibades Großenbaum).
Dort wird die Wasserqualität regelmäßig getestet und nach der EG-Badegewässerrichtlinie bestimmt (Ergebnisse der Messungen: db.badegewaesser.nrw.de/badegewaesser-nrw).
In welchen Seen in Duisburg ist das Baden verboten?
Alle anderen Seen und Baggerlöcher in Duisburg sind nicht als Badegewässer zugelassen – auch nicht die Bereiche von Kruppsee, Wolfssee und Großenbaumer See, die außerhalb des jeweiligen Freibads liegen. Wenn Gewässer frei zugänglich sind, bedeutet dies nicht, dass das Schwimmen dort erlaubt wäre. Das Badeverbot gilt also zum Beispiel für Masurensee, Loheider See, Toeppersee, Uettelsheimer See und Rahmer See.
Warum gilt für diese Baggerseen ein Badeverbot?
Die Stadt Duisburg warnt: Unbefestigte Uferböschungen können einstürzen, Untiefen und stark unterschiedliche Wassertemperaturen können die Schwimmerinnen und Schwimmer gefährden. Es gibt dort keine Badeaufsicht, zudem werde die Wasserqualität nicht kontrolliert.
Martin Flasbarth, Bezirksleiter der DLRG-Ortsgruppe Duisburg, weiß aus leidvoller Erfahrung, warum in Baggerseen so viele Menschen sterben: „Obwohl das Wasser oft so kalt ist, kühlen sich die meisten gar nicht mehr langsam ab.“ Dann steigt das Risiko von Herz-Kreislauf-Problemen, insbesondere bei Vorerkrankungen, von denen viele Menschen nicht mal wissen. Dies sei ein weiterer Grund, nur dort zu schwimmen, wo Retter im Notfall sofort helfen können. Dass an einem Sommertag viele Kurzurlauber an „Stadtstränden“ Alkohol konsumieren, erhöht das Risiko zusätzlich.
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Was passiert, wenn ich in einem See erwischt werde?
Wer außerhalb der Freibäder in Kruppsee, Wolfssee und Großenbaumer See in einem Duisburger See schwimmt, begeht eine Ordnungswidrigkeit. „Das Verwarnungsgeld beträgt 20 Euro. Gegebenenfalls kann auch ein Bußgeld erhoben werden“, sagt ein Stadtsprecher. Die Höhe werde „individuell durch das städtische Rechtsamt festgesetzt“.
Ist das Baden im Rhein erlaubt?
Es gilt in Deutschland zwar kein generelles Badeverbot für den Rhein. Aber das Baden im Rhein ist in der Nähe von Hafeneinmündungen, Brücken und Anlegestellen verboten. Darüber hinaus gilt in Duisburg ein Badeverbot in gesonderten Bereichen, zu denen auf beiden Seiten die Rheinkilometer 769,3 bis 794,6 zählen. Die Badeverbotszone reicht also etwa vom Hüttenwerk Krupp Mannesmann (HKM) im Süden bis hinter die Walsumer Fähre im Norden.
Warum ist das Schwimmen im Rhein so gefährlich?
Wer sich in den Rhein begibt, begibt sich in tödliche Gefahr. Das gilt auch fürs Flachwasser in Ufernähe. Von Deutschlands größter Wasserautobahn gehen mehrere zunächst unscheinbare Risiken aus: an der Wasseroberfläche nicht erkennbare Soge, Strudel und Strömungen, plötzliche Rückwellen passierender Schiffe und die hohe Fließgeschwindigkeit des Stroms.
Insbesondere die Flachwasserbereiche zwischen den Buhnen sind „Todeszonen“, warnt ein Polizeisprecher. „Sie wirken wie ein abgesicherter Bereich, sind aber besonders gefährlich. An den Spitzen der Kribben bilden sich gefährliche Strudel und Strömungen – das sind Fallen.“ An den Köpfen der Buhnen entstehen durch vorbeifahrende Schiffe zusätzlich enorme Kräfte. „Dagegen kommt kein Schwimmer an“, sagt DLRG-Wasserretter Martin Flasbarth. Die Stille am Fluss und die scheinbare Langsamkeit des gewaltigen Stroms vermitteln darüber hinaus ein trügerisches Sicherheitsgefühl.
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Warum geht von Schiffen eine Gefahr für badende oder planschende Menschen aus?
Die Frachter auf der Wasserstraße verursachen am Ufer zeitversetzt Wellenschläge und Soge. Beides kann Menschen – nicht nur Kinder – von den Beinen holen und hinaus aufs Wasser ziehen. Dieses Video der DLRG Dinslaken zeigt Sog und Rückwellen eines Schiffes auf dem Rhein:
Die Bundesanstalt für Wasserbau veranschaulicht mit diesem Video Sog und Schwell großer Schiffe an Strombauwerken:
Wie reagiere ich richtig, wenn ich einen Unfall im Rhein sehe oder selbst in Gefahr bin?
Wer Personen im Rhein sieht, die in Not geraten sind, soll nicht selbst ins Wasser springen, sondern schnellstmöglich Rettungskräfte verständigen:
- Sofort den Notruf 112 anrufen und das Unglück melden.
- Dabei genau beschreiben, wo und wohin die Person im Rhein treibt.
- Als Orientierung dienen zum Beispiel am Ufer große Schilder mit Nummern (Rhein-Kilometer).
- Auf keinen Fall selbst in den Rhein springen und der abtreibenden Person hinterherschwimmen.
- „Wer selbst in eine Strömung gerät und abtreibt, sollte Ruhe bewahren und sich erst einmal treiben lassen“, rät die Feuerwehr. „Auf sich aufmerksam machen. Auf keinen Fall gegen die Strömung anschwimmen.“
- „Die Devise lautet: Kräfte sparen und versuchen, mit der Strömung und leichten Schwimmbewegungen wieder zu einem festen Punkt zu gelangen.“
Die Stadt warnt mit diesem Video vor Lebensgefahren und gibt Tipps:
Gilt ein Badeverbot nur dort, wo Badeverbotsschilder stehen?
Nein, das Badeverbot gilt nicht nur dort, wo in Ufernähe ein Verbotsschild steht. Das Schwimmen ist in allen Duisburger Seen verboten (zu den Ausnahmen Kruppsee, Großenbaumer See, Wolfssee: siehe oben).
Die „Baden verboten!“-Schilder mit einem warnenden Piktogramm stellen auf städtischem Areal an den Seen die Wirtschaftsbetriebe Duisburg auf – auch zur Einhaltung der Verkehrssicherungspflicht.
Für den Rhein gilt das Badeverbot ebenfalls, auch wenn keine Verbots- oder Warnschilder darauf hinweisen. In Duisburg stehen nur sehr wenige Schilder am Rhein. Nachdem in Marxloh drei Mädchen an einem Abend ertranken, hatte die Stadt im Sommer 2021 an fünf Stellen diese Schilder mit Warnungen in sechs Sprachen aufstellen lassen:
Wie kann ich Menschen warnen, die kein Deutsch verstehen?
Das Amt für Kommunikation hat Warnungen und Erläuterungen in elf Sprachen übersetzen und verbreiten lassen. Diese kann man auf duisburg.de hier kopieren und herunterladen. Gewarnt wird in diesen Sprachen:
- Arabisch,
- Bulgarisch,
- Englisch,
- Farsi (Persisch),
- Französisch,
- Kroatisch,
- Polnisch,
- Rumänisch,
- Russisch,
- Türkisch,
- Bulgarisch.
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Rettungseinsätze und Ertrinkungsstatistik
- Am Sonntag, 23. Juni, rettete die Feuerwehr einen Mann aus dem Rhein bei Ruhrort.
- 2022 zählte die Feuerwehr 19 Einsätze im Zusammenhang mit Badeunfällen, davon neun auf dem Rhein und zehn in sonstigen Gewässern. Laut Priem „war die Feuerwehr achtmal zur Leichenbergung ausgerückt, dreimal konnte eine Person gerettet werden. Achtmal war keine Person festzustellen beziehungsweise die Person konnte sich bereits selbst retten.“
- Im Jahr 2021 zählte die Feuerwehr insgesamt elf Notfälle mit Personen im Wasser, von denen sich neun im Rhein befanden. 2020 waren es 14 Einsätze, davon sechs auf/im Rhein.
- Die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) erfasst die Todesfälle auf Bundes- und Länderebene seit 2000 in einer „Ertrinkungsstatistik“. Die meisten Opfer kommen in Seen, Teichen und Flüssen ums Leben. Die große Mehrheit der Toten sind Männer.
- In Nordrhein-Westfalen zählte die DLRG 2022 demnach 56 Todesfälle durch Ertrinken (2021: 24, 2020: 47, 2019: 65, 2018: 63, 2017: 55). Deutschlandweit sind laut DLRG 2022 mindestens 355 Menschen ertrunken. Die Statistik enthält auch Unglücksfälle in Schwimmbädern.
Wo kann ich in Duisburg im Freien baden?
Es gibt in Duisburg nicht nur die Freibäder an Kruppsee, Wolfssee und Großenbaumer See (siehe oben), sondern auch zwei städtische Freibäder: das Allwetterbad Walsum und das Freibad Homberg. Zu den städtischen Bädern und Öffnungszeiten informiert baederportal-duisburg.de.
Diesen Text haben wir erstmals im September 2023 veröffentlicht und nun überarbeitet.