Duisburg. Die städtische Taskforce Problemimmobilien hat zwei Wohnhäuser in Duisburg-Marxloh geräumt. Was einer der Hausbesitzer über die Aktion sagt.

Die Taskforce Problemimmobilien hat am Montag zwei Mehrfamilienhäuser an der Franz-Julius-Straße in Marxloh geräumt. Nach Angaben der Stadt sind 38 Personen, darunter 13 Minderjährige, betroffen.

In beiden Häusern habe Lebensgefahr für die Bewohner bestanden. Deshalb habe es keine Möglichkeit und keine Zeit mehr für Ermahnungen gegeben, so die Stadt. „Die Vielzahl der Mängel und vor allem die erheblichen brandschutzrechtlichen Mängel führten zur sofortigen Nutzungsuntersagung“, erklärt Stadtsprecher Sebastian Hiedels.

Taskforce Problemimmobilien hat in Marxloh zwei Wohnhäuser geräumt

Nach ersten Erkenntnissen bemängeln die Kontrolleure unter anderem defekte Wohnungstüren, fehlende Rettungswege und Entrauchungsmöglichkeiten im Treppenhaus sowie Brandlasten in den Hausfluren und im Keller.

Das Haus an der Franz-Julius-Straße/Hagedornstraße macht einen maroden Eindruck. Damit es niemand unbefugt betreten kann, wurden die Fenster im Erdgeschoss vernagelt.
Das Haus an der Franz-Julius-Straße/Hagedornstraße macht einen maroden Eindruck. Damit es niemand unbefugt betreten kann, wurden die Fenster im Erdgeschoss vernagelt. © WAZ | Sabine Ring

Eines der beiden Häuser macht von außen keinen so schlechten Eindruck. Der große gelbe Altbau an der Kaiser-Wilhelm-Straße/Franz-Julius-Straße hat im Erdgeschoss einen Laden für türkische Süßigkeiten und Nüsse beherbergt, daneben eine Boutique für Abendmode. An beiden Türen hängt ein Zettel: „geschlossen“. Die Wohnungen sind geräumt. Zählt man die zum Teil unbrauchbaren Klingeln, dann gibt es in diesem Gebäude zehn Wohnungen.

Der Hausbesitzer sagt: „Ich will das Gebäude kernsanieren.“

Das Haus an der Franz-Julius-Straße/Hagedornstraße sieht deutlich verwahrloster aus. Es gehört dem Marxloher Boutique-Besitzer Ömer Gezen. „Ich habe das Haus vor zwei Jahren gekauft und wollte es kernsanieren“, sagt er im Gespräch mit der Redaktion. „Der Vorbesitzer ist mit den Mietern schon nicht klargekommen und ich dann auch nicht.“

Klingeln hat das Haus offenbar schon länger nicht mehr. Einen Tag nach der Räumung ist das städtische Siegel schon zerschnitten.  
Klingeln hat das Haus offenbar schon länger nicht mehr. Einen Tag nach der Räumung ist das städtische Siegel schon zerschnitten.   © WAZ | Sabine Ring

Das Gebäude sei schon beim Kauf ziemlich marode gewesen. „Es gab zum Beispiel Wasserschäden und die Toiletten haben nicht funktioniert. Da konnte man so nicht wohnen.“ Gezen betont, er habe bereits einiges an den Wohnungen gemacht. „Ich habe versucht, sie in einen normalen Zustand zu bekommen.“ Das sei ihm mit den Mietern aber nicht gelungen.

Im Gegenteil: Sie hätten immer mehr zerstört. „Statt den Schlüsseldienst anzurufen, haben sie die Türen aufgebrochen, wenn sie den Schlüssel vergessen haben.“ Das sei wohl auch der Grund für die Räumung gewesen. „Alle Türen sind kaputt. Dadurch ist der Brandschutz nicht gewährleistet.“ Erst vor Kurzem habe er alle Fenster zur Hofseite erneuert: „Sie waren komplett eingeschlagen“, so der Marxloher. Hinzu kämen mutwillig zerstörte Waschbecken, Rollläden und Steckdosen.

Die Stadt hat nun die Schlüsselgewalt über die geräumten Häuser

Außerdem hätten sich die Nachbarn ständig über die Mieter der acht Wohnungen beschwert. „Ich habe versucht, allen Mietern zu kündigen, habe sie aber nicht herausbekommen.“ Zuletzt habe er Räumungsklagen in Betracht gezogen. „Deshalb bin ich der Taskforce echt dankbar. Jetzt sind die Wohnungen frei und ich kann das Haus kernsanieren. Eigentlich hatte ich Glück“, resümiert Gezen. Nur die Kinder täten ihm leid: „Sie kamen aus der Schule, durften nicht mehr in ihr Zuhause zurück und haben geweint.“

Nun hat die Stadt die Schlüsselgewalt über das Haus an der Franz-Julius-Straße. „Bisher habe ich nur eine mündliche Aussage von der Taskforce. Ich warte jetzt auf das Schreiben der Stadt. Dann werde ich die Mängel Punkt für Punkt beseitigen und das Haus kernsanieren.“

Die Fenster im Erdgeschoss wurden als Vorsichtsmaßnahme vernagelt, damit niemand unbefugt ins Haus einsteigen kann. Trotzdem scheint es schon jemand versucht zu haben, denn das am Montag angebrachte Siegel an der Tür ist am Dienstagmittag bereits zerschnitten.

Die Taskforce ist in beiden Häusern auf 38 Menschen getroffen, von denen sieben nicht dort gemeldet waren. Da die Eigentümer der Häuser ihren Mietern keine Ersatzunterkünfte organisieren konnten, hat die Stadt den Betroffenen Plätze in einer Notunterkunft angeboten. Zunächst hätten 14 Personen Bedarf angemeldet. „Letztendlich haben bis jetzt nur vier Personen von dem Angebot Gebrauch gemacht“, sagt Hiedels.

Die Taskforce Problemimmobilien besteht seit 2016

  • Die Taskforce Problemimmobilien gibt es in Duisburg seit 2016. Sie ist also überall dort im Einsatz, wo akute, eklatante und vor allem sicherheitsrelevante bauliche Mängel vermutet werden, so die Stadt. Im Vordergrund steht immer der Schutz von Mietern und Nachbarn vor möglichen Gefahren.
  • Häufig basiert die unangekündigte Kontrolle auf Bürgerbeschwerden, Hinweisen von besorgten Nachbarn, des städtischen Außendienstes des Bürger- und Ordnungsamtes oder auch der Polizei. Erst bei der tatsächlichen Begutachtung der Gebäude kann eine Einschätzung über die akute Gefahr für Leib und Leben festgestellt werden.
  • Die Stadt Duisburg setzt auf eine behördenübergreifende Zusammenarbeit, zum Beispiel mit Polizei, Stadtwerken, Wirtschaftsbetrieben, Steuerfahndung, Jobcenter und Zollbehörde. Auch das Rechtsamt, Bürger- und Ordnungsamt, die Feuerwehr oder das Jugendamt verstärken die Taskforce beispielsweise.