Duisburg. Die Empfängerin des Preises für Toleranz und Zivilcourage in Duisburg spricht von einem denkwürdigen Moment. Es gab noch mehr emotionale Worte.

Keine Organisation, sondern mit Dilan Sahin eine Einzelperson ist in diesem Jahr im Jüdischen Gemeindezentrum vom Duisburger Bündnis für Toleranz und Zivilcourage ausgezeichnet worden.

Die Bundestagspräsidentin Bärbel Bas sprach in ihrer Laudatio an, dass Sahin sich seit 2016 ehrenamtlich in der Flüchtlingshilfe engagiere. Über ihre Tätigkeit als Honorarkraft bei der Arbeiterwohlfahrt hinaus setze sie sich besonders für geflüchtete Frauen und Kinder ein.

Sie helfe dabei, Feste und besondere Aktionen für Kinder und deren Familien auf dem Ingenhammshof zu organisieren. „Die vielen Stunden des ehrenamtlichen Einsatzes von Frau Sahin sind Vorbild für uns alle“, sagte Bas und fügte hinzu, „sie ist bereit, für unsere Gesellschaft und ein gutes Miteinander Verantwortung zu übernehmen.“

Dank an Duisburg für die Solidarität mit Israel

Begrüßt hatte die vielen geladenen Gäste Alexander Drehmann, der Geschäftsführer der Jüdischen Gemeinde, mit ein paar persönlichen Worten. Er sprach besonders die anwesenden Vertreter und Vertreterinnen der Bundes-, Landes- und Kommunalpolitik an: „Ich werde es nie vergessen und es verdient Anerkennung, was Sie alles seit dem Angriff der Hamas auf Israel in Sachen Gazakrieg unternommen haben.“ Auch dankte er der Kommune für die breit aufgestellte Unterstützung der vielen Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine in Duisburg.

Der Einsatz jedes Einzelnen „überall und täglich“ für die Grundwerte der Demokratie sei gelebter Verfassungsschutz, den man nicht nur einer Bundesbehörde überlassen dürfe, sagte der Duisburger Oberbürgermeister Sören Link. „Bei ihrem Geheimtreffen in Potsdam hat sich die AfD demaskiert und viele Menschen wachgerüttelt, die jetzt auf die Straße gehen, um gegen die Pläne und Ziele der neuen Rechten zu demonstrieren“, sagte Link.

Er erinnerte daran, dass in Duisburg 2500 Menschen auf den Aufruf vom Bündnis für Toleranz und Zivilcourage hin, gegen den AfD-Neujahrsempfang in der Glückauf-Halle demonstriert hatten. „Ihr Bündnis wird hier gebraucht, denn es hält die Erinnerung daran wach, dass unser aller Engagement gefordert ist, um ein friedliches Zusammenleben aller Duisburger zu ermöglichen“, sagte Link in Richtung des Bündnissprechers Rainer Bischoff.

Denkwürdiger Moment für Dilan Sahin

Den Preis übergab der Gewerkschaftssekretär Dieter Lieske. Er nannte das aufgeflogene Geheimtreffen der AfD mit ihren Gesinnungsgenossen eine „Wannseekonferenz 2.0“ und freute sich darüber, dass die distanzierte Mitte der Gesellschaft sich angesichts geplanter Massenabschiebungen auflöse und Stellung beziehe. „Mir haben die letzten Wochen Mut gemacht, weil man gesehen hat, wie viele Menschen in Deutschland inzwischen für ihre demokratischen Überzeugungen auf die Straße gehen“, sagte Lieske sichtlich gerührt. Er erinnerte daran, dass der überwiegende Teil der Geflüchteten mitnichten aus freien Stücken nach Deutschland kam: „Diesen Menschen ist in ihrer Heimat ihr Leben buchstäblich zerschossen worden!“

Der Preis für Toleranz und Zivilcourage 2024 geht an Dilan Sahin.
Der Preis für Toleranz und Zivilcourage 2024 geht an Dilan Sahin. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

Dilan Sahin nahm den Preis entgegen und versicherte, dass sie eines Tages ihren Kindern von dem Tag erzählen würde, an dem sie eine Auszeichnung für ihr Engagement bekam. Sie fand ein würdiges Schlusswort. „Wir sind Duisburg. Wir stehen zusammen für Toleranz und Zivilcourage“, sagte sie unter großem Applaus.

>>Über den Preis

  • Seit über 20 Jahren verleiht das Bündnis um den 27. Januar, dem Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust, im Jüdischen Gemeindezentrum den Preis für Toleranz und Zivilcourage.
  • Jaques Marx, der damalige Geschäftsführer der Jüdischen Gemeinde, gehörte zu den Gründern des Bündnisses. Der OB dankte der Gemeinde für ihr Vertrauen, weil sie auch in der neuen Bedrohungslage für jüdische Mitbürger weiter als Gastgeberin für die Preisverleihung ihr Haus geöffnet habe. Und das in einer Zeit, in der jüdisches Leben in Deutschland aus Sicherheitsgründen weniger sichtbar sei, als es lange war.