Duisburg. Vor zehn Jahren wurde das Kommunale Integrationszentrum in Duisburg gegründet. Es ist Anlaufstelle für Flüchtlinge und Zugewanderte. So läuft‘s.
Die Arbeit des Kommunalen Integrationszentrums (KI) in Duisburg ist eng verknüpft mit der politischen Lage in der Welt. Vor zehn Jahren gegründet, haben sich die Anforderungen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter immer wieder verändert. 2013 gehörten vor allem Zugewanderte aus Südosteuropa zur Klientel, ab 2015 waren es dann Flüchtlinge. Es war die Zeit von „Wir schaffen das“ und die Menschen kamen in dutzenden Bussen auch nach Duisburg. Während der Corona-Pandemie waren KI-Ansprechpartner Teil des Krisenstabs. Die Mitarbeiter halfen beim Übersetzen von Info-Material und Überzeugen, warum Maske tragen und Impfungen notwendig und sinnvoll seien. Zudem erklärten sie in zahlreichen Sprachen, wie man sich am besten verhält, wenn sich jemand aus der Familie infiziert hatte.
Die eine Krise war gerade überstanden, da begann der Ukraine-Krieg. Die EU setzte die Massenzustrom-Linie in Kraft – die Voraussetzungen, unter denen Flüchtlinge aus der Ukraine einreisen konnten, waren somit komplett andere als einige Jahre zuvor. Inzwischen ist das KI Teil der Ausländerbehörde – ein Organisationsmodell, das es auch in umliegenden Städten wie Düsseldorf oder Wuppertal bereits gibt. Damit Geflüchtete und Zugewanderte nicht ewig auf Termine beim Amt warten und von einer Behörde zur nächsten tingeln müssen, wurde vom Land NRW das so genannte Kommunale Integrationsmanagement (KiM) beschlossen. In drei so genannten Support-Center finden die Menschen nun Ansprechpartner, die sich ganzheitlich um ihren Fall kümmern. In Duisburg befinden sich diese Supportcenter in Hochfeld, Hamborn und Rheinhausen.
Zehn Jahre Kommunales Integrationszentrum in Duisburg - ein Grund zu feiern?
Bei einer kleinen Feierstunde mit Verantwortlichen aus der Verwaltung und Politik wurde nun an die Gründung erinnert. Oberbürgermeister Sören Link, aber auch Asli Sevindim, gebürtige Duisburgerin und Abteilungsleiterin beim NRW-Ministerium für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration, würdigte die Arbeit des KI. Ist der zehnte Geburtstag angesichts der aktuellen Lage also ein Grund zu feiern? Im Gespräch schätzt Marijo Terzic, Leiter des KI, die Situation ein.
Zuwanderung hat in Duisburg eine lange Tradition. In Duisburg leben 237.848 Personen mit Migrationshintergrund. Als die ersten Gastarbeiter kamen, gab es noch kein Integrationszentrum. Hat das Zusammenleben früher besser geklappt?
Es scheint vielleicht so, dass die Menschen, die als sogenannte Gastarbeiter kamen, integrierter sind. Die Arbeitskräfte wurden gebraucht und die gemeinsame Arbeit war häufig ein verbindendes Element. Aber es gibt nicht noch ohne Grund das bekannte Zitat: Arbeiter wurden gerufen und es sind Menschen gekommen. Wenn man die Personen selbst fragt, wie die Zeit für sie war, dann erfährt man oft, wie hart es anfangs für sie in Deutschland war. Aber die Motive und Umstände, warum sie kamen, waren anders gelagert als bei vielen Zuwanderern heute.
Sie meinen die Armutsmigration. Erst vor kurzem wurde in Hochfeld wieder ein Haus geräumt, in dem viele Familien aus Rumänien gelebt haben. Ist das KI eigentlich Teil der Taskforce Schrottimmobilien oder werden sie über anstehende Räumungen informiert?
Das ist unterschiedlich. Wir stehen miteinander im Austausch und erhalten Infos über die Ergebnisse, wenn wieder Häuser überprüft wurden. Wir waren als KI auch schonmal mit vor Ort. Unsere Aufgabe besteht vor allem darin, den Menschen im Nachgang mit unseren Beratungsdiensten zur Verfügung zu stehen.
Täuscht der Eindruck oder war die Debatte über Integration vor ein paar Jahren aufgeheizter?
Als die signifikante Zuwanderung aus Südosteuropa stattfand, wurde mehr über das unsachgemäße Verhalten der neuen Bewohner gesprochen. Ich bin dafür, dass es neben einer Willkommenskultur auch Strukturen geben muss, die das Miteinander regeln. Es geht um die Leitplanken einer Gesellschaft und die Verständigung darüber, wie ein Zusammenleben zum Wohle aller funktionieren kann.
Wie erfahren die Menschen, dass es Kommunale Integrationszentren in Duisburg gibt?
Das spricht sich in den Communitys herum. Dazu muss man wissen, dass viele Menschen, die jetzt kommen, in den Duisburger Ankunftsstadtteilen Hochfeld und Marxloh auf Leute treffen, die aus derselben Region stammen. Allein die Mitarbeiter in den Regionalen Supportcentern haben bislang 1735 Personen erfasst und dabei nahezu 18000 Beratungen durchgeführt. Dahinter stehen dann natürlich auch immer Familien.
Wie viele Mitarbeiter zählt das KI?
Derzeit sind bei uns 55 Mitarbeiter*innen beschäftigt. Bis zum Jahresende sind es noch insgesamt 105 Stellen, das hat etwas damit zu tun, dass auch die Sprachmittler, die etwa im Zuge der Flüchtlingszuwanderung aus der Ukraine kamen, bei uns angestellt sind. Doch diese Verträge laufen nun zum Jahresende aus.
Die Voraussetzungen, unter denen die Menschen nach Duisburg kommen, sind alle unterschiedlich. Die Flüchtlinge aus dem Jahr 2016 leben teilweise immer noch in Wohnheimen, während Ukrainer recht schnell eine Wohnung bekamen und auch hier arbeiten dürfen.
Als Einheit der Stadtverwaltung haben wir nur die Möglichkeiten, die gesetzlichen Vorgaben umzusetzen. Aber es stimmt, dass es manchmal in den Wohnheimen zu Spannungen kommen kann.
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Traditionelle Einwanderungsländer, nehmen wir beispielsweise Kanada, Neuseeland oder die USA, haben ein Einwanderungssystem mit klaren gesetzlichen Regeln und Vorgaben. Das wäre hilfreich. 2021 hat das Land NRW immerhin das so genannte KIM eingeführt, das Kommunale Integrationsmanagement. Das sieht vor, dass Personen einen Ansprechpartner haben, der ihnen entlang des Integrationsprozesses bei den verschiedenen Ämtern wie Jobcenter, Amt für Soziales und Wohnen oder der Ausländerbehörde hilft.
Apropos Duisburger Ausländerbehörde – nach langer Kritik an den Wartezeiten wird das KI mit der Ausländerbehörde zusammengelegt. Was wird sich für die Besucher*innen ändern?
Das KI, die Ausländerbehörde und die Einbürgerungsbehörde werden zu einem neuen Amt für Integration und Einwanderungsservice zusammengeführt – das wird auch in anderen Städten schon so gehandhabt. Damit einher geht auch eine verbesserte Serviceorientierung für die Zusammenarbeit zwischen Bürgern und Verwaltung. Die Wege und Entscheidungen sollen nachvollziehbarer und transparenter werden. Aber es ist manchmal auch schwierig zu vermitteln, warum es in Deutschland derzeit 97 verschiedene Aufenthaltstitel geben muss. Diese komplizierte Materie und die stark gestiegene Nachfrage hat dann unweigerlich zur Folge, dass die Behördenmitarbeiter*innen an ihre Belastungsgrenzen stoßen.
Klingt so, als gebe es für die nächsten zehn Jahre noch jede Menge Arbeit.
Ja. Als wir mit unseren Sprachmittlern bei der Pandemie im Einsatz waren, wurde endlich von einer breiten Öffentlichkeit wahrgenommen, welche wichtige Arbeit wir leisten. Ich würde mich freuen, wenn wir auch weiterhin etwas für ein friedliches und wertschätzendes Zusammenleben in einer diversen Gesellschaft in Duisburg beitragen können.