Duisburg. Elternhaltestelle und Knöllchen haben nichts genutzt. Jetzt wird vor einer Grundschule in Duisburg für 6 Monate eine Straße zur Einbahnstraße.
Schulleiter Andreas Geselbracht schaut am Donnerstag entspannt aus seinem Fenster auf die Albert-Schweitzer-Straße. „Gestern gab es hier noch größeres Chaos, aber heute läuft ja alles halbwegs geordnet ab.“ Seit Anfang der Woche gilt vor der Grundschule in Duisburg-Huckingen eine neue Verkehrsführung.
Die Albert-Schweitzer-Straße ist ab der Straße „Im Ährenfeld“ in Fahrtrichtung „Am Bruchgraben“ für die kommenden sechs Monate nun eine Einbahnstraße. Das hatten viele Verkehrsteilnehmer am ersten Tag nicht sofort bemerkt, oder aber nicht bemerken wollen.
„Wir haben ja lange darauf gewartet“, sagt der Schulleiter, „die Umsetzung kam dann für viele doch überraschend schnell, ohne Vorankündigung. Ich hätte nämlich gerne mit den Mitarbeitern der Wirtschaftsbetriebe gesprochen.“
Manche Anwohner hatten noch in falscher Richtung auf der Straße geparkt und auch einigen Kollegen musste der Schulleiter die neue Fahrtrichtung mit auf den Weg geben. „Man muss ja schon darauf achten, nicht aus Gewohnheit einfach von der Schule aus gesehen nach links zu fahren“, sagt Geselbracht. Wichtiger ist ihm aber noch zu klären, dass die Einbahnstraße für Radfahrer in beide Fahrtrichtungen freigegeben wird. „Die Radfahrer stören hier ja niemanden.“
Einbahnstraße gegen Elterntaxis im Duisburger Süden: Wird der Schulweg sicherer?
Anders sah es in der Vergangenheit mit den Elterntaxis aus. Dreimal pro Tag – vor der ersten Stunde, zur zweiten Schulstunde und zur Abholzeit am Mittag – gab es regelmäßig Verkehrschaos. „Dabei waren die Wendemanöver vor der Grundschule das größte Problem“, sagt Geselbracht. „Wir hatten eigentlich immer Sorge, dass ein Kind dabei mal übersehen wird.“
Während bei vielen Eltern die neue Einbahnstraßenregelung trotz schneebedeckter Straßen am Donnerstag gut ankommt, finden die neue Verkehrsführung nicht alle Anwohner gut. „Für die Kinder ist es sicher die richtige Entscheidung, aber ich muss jetzt immer einen großen Umweg fahren“, ärgert sich ein Nachbar. „Ich habe die neue Regelung zum Anstoß genommen, mein Verhalten zu ändern“, sagt hingegen eine Mutter. „Ich fahre jetzt erst gar nicht mehr in die Albert-Schweitzer-Straße und parke mein Auto schon vorher. Wir werden einfach weiter laufen.“ Ihr Sohn geht in die erste Klasse, spätestens im Frühjahr soll der Siebenjährige den Kilometer bis zur Schule selbstständig zurücklegen.
„Es hat sich sicher noch längst nicht alles eingespielt, aber die Einbahnstraße ist hier genau richtig“, findet eine Zweitklässler-Mutter. „Im Winter bringe ich mein Kind noch, da nehme ich den weiteren Weg halt in Kauf.“ Ein Anwohner versteht, dass Eltern ihr Kinder sicher zu Schule bringen wollen, aber „doch nicht auf Kosten anderer.“
Schulleiter hatte sich temporäre Sperrung der Albert-Schweitzer-Straße gewünscht
„Bisher habe ich nur positive Rückmeldung bekommen“, sagt Andreas Geselbracht. „Selbst von den Bewohnern des Doppelhauses zu Beginn der Einbahnstraße gibt es noch keine Beschwerden.“ Denn: die Bewohner der rechten Haushälfte können noch nach links aus ihrer Ausfahrt fahren, während die Garagenausfahrt der linken Haushälfte im neuen Einbahnstraßenbereich liegt.
Andreas Geselbracht hätte sich statt der Einbahnstraße eine temporäre Sperrung der Albert-Schweitzer-Straße gewünscht. „Das wäre dann auch für die Anwohner angenehmer. Die Bring- und Abholzeiten sind ja wirklich überschaubar, die Einbahnstraße ist dauerhaft.“ Kontrolliert wurde am zweiten Tag der Einbahnstraße übrigens auch schon. Allerdings kamen die Mitarbeiter vom Ordnungsamt erst, als die Schule längst begonnen hatte.
Einbahnstraßenregelung ist Pilotversuch für sechs Monate
Bei der neuen Einbahnstraßenregelung auf der Albert-Schweitzer-Straße in Huckingen handelt es sich um einen Pilotversuch, um den Bring- und Holverkehr, den sogenannten Elterntaxis, an der Gemeinschaftsgrundschule Albert-Schweitzer-Straße einzudämmen und die Verkehrssicherheit, insbesondere für die Schülerinnen und Schüler, zu erhöhen. Die Bezirksvertretung Süd hatte das Vorhaben im Januar 2022 beschlossen. Zuletzt hatte sich Duisburgs Verwaltung noch dagegen gewehrt, die Forderung der Politik umzusetzen. Nach Ablauf des Pilotprojekts wird ausgewertet, ob sich die Situation vor der Grundschule verbessert hat.