Duisburg-Hamborn. Beim Umbau am Hamborner Altmarkt sollen viele Parkplätze weichen. Der Widerstand der Kaufleute ist groß. Die Stadt Duisburg sucht den Kompromiss.

Im Streit um den Umbau des Hamborner Altmarkts lenkt die Stadt Duisburg jetzt ein. Die örtlichen Kaufleute und Gastronomen sind gegen das Projekt aus dem 50 Millionen Euro schweren Förderprogramm „Stark im Norden“. Sie kritisieren vor allem, dass künftig viele Parkplätze wegfallen sollen. Bei einem ersten Treffen mit dem Werbering Hamborn haben die Fachleute aus dem Rathaus einen nachgebesserten Entwurf vorgestellt. Darin wurden Kritikpunkte der Geschäftsleute eingearbeitet und deutlich weniger Parkplätze entfernt. Trotzdem war die Stimmung zeitweilig sehr hitzig.

Denn der Werbering wehrt sich gegen die städtischen Pläne. Sie sehen etwa vor, dass in der Mitte des Parkplatzes eine autofreie Zone entsteht, die etwa für Außengastronomie oder Sitzmöglichkeiten genutzt wird. Die genaue Gestaltung soll später in einem Wettbewerb ausgearbeitet werden. „Seit Jahren prosperiert es hier“, sagte der Apotheker Andreas Rieß. „Warum fasst man hier was an? Ein funktionierendes System sollte man in Ruhe lassen.“ Dieser Meinung schloss sich ein Großteil der gut zwei Dutzend anwesenden Werbering-Mitglieder an.

Künftig autofrei oder weiter kostenloser Kundenparkplatz? Beim Hamborner Altmarkt gehen die Meinungen stark auseinander

Dagegen betonte Stadtentwicklungsdezernent Martin Linne, dass es durchaus auch anderslautende Ansichten gebe und berief sich auf hunderte Hinweise, die durch die Beteiligungsverfahren eingegangen seien. Demnach gibt es in Alt-Hamborn eine sehr breite Meinungsspanne: So wollen einige Anwohner keine Blechlawine mehr auf dem Altmarkt und ihn komplett autofrei haben. Andererseits wollen die Geschäftsleute möglichst keinen Parkplatz opfern.

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Der Werbering blieb skeptisch. „Die Mehrheit will das alles nicht“, sagte Andreas Feller. Der Vorsitzende des Werberings ist zugleich Anwohner. „Die Leute rennen mir den Laden ein, so zornig sind sie.“ Sie seien wütend über weniger Parkplätze auf dem Marktplatz und würden sich sorgen, dass künftig viel mehr Autos in die Nebenstraßen kurven und dort den Anliegern die Stellplätze vor der Haustür zuparken. „Kein Mensch setzt sich auf den Altmarkt, um sich da aufzuhalten“, betonte Feller und wollte so die geplante Freifläche abräumen.

Vergebens. Die Stadt Duisburg machte deutlich, dass sie den Altmarkt umgestalten und ihm mehr Aufenthaltsqualität geben will – auch wenn die Details noch nicht feststehen. Zwar ist der Prozess ergebnisoffen, weil der Stadtrat abschließend darüber entscheidet, ob und wie der Marktplatz umgestaltet wird. Die Handvoll Lokalpolitiker im Publikum ließen aber durchscheinen, dass sie die Fördermillionen gerne in Alt-Hamborn investieren würden. Zudem sei es „einzigartig“ in Duisburg, dass in einem Stadtteil „der zentrale Platz komplett beparkt wird“ und nicht mehr zeitgemäß, ordnete Hendrik Trappmann vom Stadtentwicklungsamt ein.

Nach Widerstand des Werberings Hamborn: Stadt Duisburg macht Zugeständnisse im Parkplatzstreit

Zugeständnisse machte die Stadt dennoch. So verwarf sie ihren Vorschlag von August 2023, rund 160 Parkplätze zu entfernen. Jetzt sollen nur noch knapp hundert Stellplätze weichen, das ist circa ein Drittel der gesamten Parkmöglichkeiten auf und um den Altmarkt. Verboten werden soll künftig jedoch das Dauerparken, entweder durch eine Parkscheibe oder durch einen Automaten.

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Der neue Entwurf erhitzte trotzdem die Gemüter der Geschäftsleute. Die nachgebesserte Version sah weiterhin vor, dass die Jägerstraße und die Parallelstraße als Fußgängerzone zu einer autofreien Mittelfläche führen. Nur war an beiden Seiten des Marktplatzes die Durchfahrt für Kraftfahrzeuge zwischen dem nördlichen Altmarkt an der Richterstraße und dem südlichen Teil an der Alleestraße durch die Fußgängerzone unterbrochen. So waren beide Altmarkt-Abschnitte nur durch umständliche Umwege oder unerwünschte Abkürzungen durchs Wohngebiet für Fahrzeuge erreichbar. Ein künftiges Parkleitsystem sollte jedoch verhindern, dass Autofahrer sich Abkürzungen suchen.

Nach der Aussprache mit betroffenen Geschäftsleuten will die Stadtverwaltung die Durchfahrt zwischen den entstehenden beiden großen Parkflächen nun doch ermöglichen. Aber sollte sich diese Lösung als problematisch herausstellen, werde die Stadt die Verkehrsführung nachträglich ändern und verhindern, dass Autos oder Motorräder dort durchfahren.

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Letztlich gingen die Stadt und der Werbering nach dem Treffen im Quartiersbüro versöhnlich auseinander. Der Widerstand gegen die Umbau-Pläne schrumpfte, als sich die städtischen Mitarbeiter wegen des Durchfahrtverbots gesprächsbereit zeigten. Außerdem betonte Martin Linne, dass trotz neuer Verkehrssituation alle Geschäfte und Lokale erreichbar und belieferbar bleiben würden.

Sorgen der Duisburger Geschäftsleute bleiben: Bald nur noch Leerstand und Schlägereien?

Alle Sorgen der Kaufleute und Gastronomen konnte dieses erste Treffen mit den Stadtplanern jedoch nicht nehmen. So hat sich etwa die Geschäftsfrau Neslişah Mersin aus Duissern vor gut drei Jahren ganz bewusst Alt-Hamborn und die Parallelstraße am Altmarkt als Standort für ihren Seniorenbetreuungsdienst ausgewählt. Ihr Sohn führt inzwischen nebenan das Café Olive. Die Parksituation für Kundinnen und Kunden habe die Entscheidung für den Standort stark beeinflusst. „Wenn die Parallelstraße abgeschnitten wird, bin ich weg“, sagte Neslişah Mersin kurz nach der Veranstaltung.

Der übrige Werbering befürchtet ebenfalls, dass Geschäfte und Schnellrestaurants abwandern oder pleite machen, wenn der Umbau des Marktplatzes nicht den positiven Effekt hat, den sich die Stadt Duisburg davon verspricht. Wenn erst einmal die Ärzte ihre Praxen verlegt und die Cafés geschlossen haben, sagte der Apotheker Andreas Rieß voraus, „dann wird es hier wie vor 15 Jahren, wo es auf dem Altmarkt nichts mehr gab außer Schlägereien“. Nicht zuletzt deshalb warnten die Kaufleute und Gastronomen sowohl Martin Linne und sein Team als auch die örtlichen Lokalpolitiker vor allzu leichtsinnigen „Experimenten“ mit dem Zentrum von Alt-Hamborn, der Herzkammer des Stadtteils.

>> Hamborner Altmarkt: Diskussion über Umbau wird im Februar fortgeführt

  • Wie genau der Hamborner Altmarkt umgebaut und umgestaltet wird, soll ein Wettbewerb entscheiden. Die Stadt Duisburg möchte dafür mit ihrem Entwurf die Rahmenbedingungen festsetzen. Abstimmen und letztlich entscheiden muss darüber die Politik. Zunächst soll die Bezirksvertretung Hamborn darüber im Februar diskutieren. Letztlich entscheidet aber der Stadtrat – auch, ob der Marktplatz überhaupt so umgebaut wird, wie es der spätere Wettbewerbssieger vorhat.
  • Der Wochenmarkt soll auch nach dem Umbau weiterhin wie gewohnt auf dem Hamborner Altmarkt stattfinden.