Duisburg. Für den 1. Bauabschnitt der Direktreduktionsanlage gibt es vorzeitig grünes Licht von der Bezirksregierung. Das ist der Zeitplan von TKS.

Thyssenkrupp Steel (TKS) kann mit dem Bau der ersten Direktreduktionsanlage beginnen. Die Bezirksregierung Düsseldorf hat den vorzeitigen Baubeginn für das Großprojekt am Walsumer Werkshafen genehmigt. Mit der Vorbereitung des Baufeldes auf dem Areal des ehemaligen Brammenlagers war bereits im vergangenen Sommer begonnen worden.

DRI-Anlage: Thyssenkrupp Steel (TKS) vollzieht in Duisburg Technologiewechsel in der Stahlproduktion

Den Genehmigungsantrag nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz (BImSchG) hatte TKS im Oktober 2023 eingereicht, bereits im März hatte die damalige Konzernvorsitzende Martina Merz die Investitionsentscheidung für den Bau der rund drei Milliarden Euro teuren DR-Anlage verkündet.

Damit vollzieht Thyssenkrupp Steel den Einstieg in den Technologiewechsel von der bisherigen Roheisenproduktion auf der Basis von Kokskohle auf die Direktreduktion. Die Anlage soll ab der Fertigstellung, die für Ende 2026 geplant ist, mit Erdgas und danach mit regenerativ erzeugtem „grünen“ Wasserstoff befeuert werden.

Bund und Land fördern den Bau mit bis zu zwei Milliarden Euro

Der Bund unterstützt das Vorhaben, nach TKS-Angaben „eines der weltweit größten Dekarbonisierungsprojekte“, mit bis zu 1,3 Milliarden Euro, weitere bis zu 700.000 Euro gibt das Land NRW. Den letzten Förderbescheid von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck erhielt der Stahlkonzern, der nach eigenen Angaben eine Milliarde Euro selbst investiert, im vergangenen Sommer. Die Politik will damit die Zukunft der Stahlindustrie in Deutschland sichern und unterstützt den Einstieg in die Dekarbonisierung des größten industriellen CO₂-Emittenten in Deutschland.

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    Geplant und gebaut wird die Direktreduktionsanlage von der Düsseldorfer SMS Group. Für den Anlagenbauer ist es mit 1,8 Milliarden Euro der bisher größte Einzelauftrag seiner 150-jährigen Unternehmensgeschichte. „Wir kombinieren das erprobte Midrex-Verfahren zur Direktreduktion mit eigens entwickelten Einschmelz-Öfen“, erklärte Burkhard Dahmen bei der Vorstellung des Konzepts. „Das feste Vormaterial aus der Direktreduktion wird dabei unmittelbar in flüssiges Eisen umgewandelt. Das macht die grüne Roheisen-Erzeugung besonders effektiv.“

    Bundespräsident Frank Walter Steinmeier (2.v.r.) ließ bei seinem Werksbesuch im Mai 2023 das Modell der geplanten DR-Anlage von TKS-Chef Bernhard Osburg (links) erklären. Mit im Bild: NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst, Martina Merz (Thyssenkrupp CEO) und der Betriebsratsvorsitzende Tekin Nasikkol (v.r.).
    Bundespräsident Frank Walter Steinmeier (2.v.r.) ließ bei seinem Werksbesuch im Mai 2023 das Modell der geplanten DR-Anlage von TKS-Chef Bernhard Osburg (links) erklären. Mit im Bild: NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst, Martina Merz (Thyssenkrupp CEO) und der Betriebsratsvorsitzende Tekin Nasikkol (v.r.). © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

    Ehemaliges Brammenlager am Walsumer Werkshafen wird zur Großbaustelle

    Das Areal am Walsumer Werkshafen wird sich nach und nach in eine Großbaustelle verwandeln. Zunächst entstehen die bis zu 30 Meter tiefen Fundamente, auf denen später die knapp 150 Meter hohe DRI-Anlage steht. Ihr Aufbau soll laut Zeitplan von TKS nach Abschluss des Genehmigungsverfahrens ebenfalls in diesem Jahr beginnen. SMS wird bis zu 2000 Mitarbeitende auf dem Werksgelände beschäftigen, für den Aufbau der neuen „Stahlstadt“ sollen etwa fünf Millionen Arbeitsstunden erforderlich sein.

    Ab 2027 will Thyssenkrupp Steel mit der klimafreundlichen Technologie pro Jahr rund 2,3 Millionen Tonnen Roheisen produzieren, das ersetzt einen der vier konventionellen Hochöfen im Duisburger Norden. Befeuert wird die Direktreduktion zunächst mit Gas, ab 2028 soll dann der Umstieg auf grünen Wasserstoff erfolgen, der bis dahin verfügbar sein soll.

    Aufträge für die Lieferung von grünem Wasserstoff sind jetzt ausgeschrieben

    Den Auftrag für die Lieferung des klimafreundlichen Brennstoffs hat TKS nun öffentlich ausgeschrieben. Potenzielle Lieferanten können sich jetzt bewerben. Der Bedarf steigt von zunächst 104.000 Jahrestonnen (2028) auf 143.000 Tonnen (2029-2035). Danach will TKS rund 151.000 Tonnen grünen Wasserstoff einkaufen. Die Anlieferung zum Werk muss per Pipeline erfolgen – die Projekte für den Leitungsbau sind ebenfalls in Vorbereitung.