Duisburg. Duisburger Landwirte protestieren mit ihren Traktoren vor dem Rathaus und fordern Unterstützung. Wie die Politiker auf diese Aktion reagieren.
Die Bauern aus Duisburg machen Druck auf die Politik vor Ort, so wie auch die Landwirte in Essen, Mülheim und Oberhausen. „Wir wissen, dass der Einfluss der Ratspolitiker auf Berlin gering ist“, sagt Johannes Benger, Landwirt aus Serm. Aber dennoch wollen sieben von insgesamt 57 Duisburger Landwirten, die bei der Landwirtschaftskammer Flächenprämien beantragt haben, nichts unversucht lassen.
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Sie folgen einem Aufruf der Kreisbauernschaft Ruhrgebietsgroßstädte und fahren am Donnerstagmittag mit ihren schweren Traktoren vors Duisburger Rathaus. Dort treffen sie Vertreter von SPD, CDU und der FDP, überreichen ein Positionspapier des Rheinischen Landwirtschafts-Verbandes (RLV) und diskutieren. Aus Sicht der Landwirte ist es „fünf vor zwölf“.
Duisburger Landwirt rechnet vor: Wettbewerbsnachteil durch Auslaufen der Agrardiesel-Förderung und Glyphosat-Verbot
Vornehmlich geht es um das stufenweise Auslaufen der Agrardiesel-Förderung. Landwirt Heiner Sauels aus Rumeln-Kaldenhausen rechnet vor:
Er verbrauche mit seinem 150 PS starken Traktor am normalen Arbeitstag 350 Liter Diesel, die er zum üblichen Marktpreis einkauft. Macht im Jahr rund 10.000 Liter. Ende des Jahres kann er eine Vergütung beantragen und bekommt circa 20 Cent pro Liter zurück, also rund 2000 Euro. Diese Vergütung soll nun schrittweise auslaufen.
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„Viele Bauern in unseren Nachbarländern fahren mit Heizöl, das deutlich billiger ist. Das machen und das dürfen wir nicht“, sagt der 48-Jährige. Daraus ergebe sich ein deutlicher Wettbewerbsnachteil.
Hinzu komme das Glyphosat-Verbot auf deutschen Äckern. Die Landwirte dürfen das Breitbandherbizid nicht mehr einsetzen und fahren jetzt mit großen Harken durchs Feld, um das Unkraut rauszuholen. Das verbraucht zusätzlich Diesel. Das sei auch der Fall, wenn Bauern Sandsäcke zum Hochwasserschutz transportierten, wie jüngst geschehen.
Landwirt Benger: „Wie produzieren Unmengen an Papier, das nicht kontrolliert wird“
Der Agrardiesel-Ärger habe aber im Grunde nur das Fass zum Überlaufen gebracht. „Wir wollen Planbarkeit für unsere Investitionen und nicht ständig vor neue Tatsachen gestellt werden“, kritisiert der 39-jährige Landwirt Johannes Benger. Er klagt über ausufernde Bürokratie: „Es muss Kontrollen geben, aber wir produzieren Unmengen an Papier, das wiederum nicht kontrolliert wird. Dabei wollen wir nur aufs Feld.“
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Bei den Duisburger Kommunalpolitikern, die sich der Diskussion am Donnerstag stellen, treffen die Landwirte auf offene Ohren. Ohne Landwirtschaft keine Lebensmittel, das ist allen klar. „Es wäre aber auch gut, wenn sie mal in unseren Umweltausschuss kämen, um ihren Beitrag für den Umweltschutz vorzustellen“, sagt Manfred Krossa, umweltpolitischer Sprecher der SPD-Ratsfraktion.
Politiker von SPD und CDU wollen Kontakte nach Berlin nutzen
Krossa will die Anliegen der Bauern an Bundestagspräsidentin Bärbel Bas und an den Bundestagsabgeordneten Mahmut Özdemir weitertragen. CDU-Fraktionschef Thomas Mahlberg, der früher als Bundestagsabgeordneter im Agrarausschuss saß, will seine alten Kontakte nutzen, um Einfluss auf die Entscheidung in Berlin zu nehmen. Auch FDP-Fraktionschef Wilhelm Bies stellt sich an die Seite der Landwirte. Er würde lieber an anderer Stelle Subventionen streichen.
In der kommenden Woche werden die Bauernverbände in Berlin für eine Kurskorrektur in der Politik eintreten. Mit dabei werden dann auch einige der Duisburger Bauern sein. Sie fahren aber nicht mit ihren Traktoren an die Spree. „Das würde zu lange dauern und wäre zu teuer“, sagt Karsten Mosch aus Mündelheim. „Es werden ja genug Traktoren aus Brandenburg dort sein“, meint der 33-Jährige.