Duisburg. Die Diakonie hat eine Gratis-Weihnachtsfeier mit Live-Musik für Menschen organisiert, die einsam oder mittellos sind. So haben sie reagiert.

Ein paar Stunden Wärme, Kontakt und weihnachtliche Stimmung. Das ist nicht für alle selbstverständlich. Hannelore Wagner hat die Einladung der Diakoniewerk Duisburg GmbH zur kostenlosen „Weihnachtsfeier für alle“ deshalb liebend gerne angenommen. „Ich suche die Gemeinsamkeit, die gegenseitige Wärme und möchte nicht allein sein“, sagt die 63-Jährige.

So fühlen auch andere der mehr als 60 Duisburgerinnen und Duisburger, die am Samstagnachmittag in die beheizte Marienkirche in der Altstadt gekommen sind. „Ich habe die Flyer bei uns im Haus gesehen und dachte, da gehe ich doch mal hin“, sagt ein Duisburger, der das Leben auf der Straße überlebt hat und nun in einer Wohnung des evangelischen Diakoniewerks untergekommen ist. Mit Appetit beißt er vor der denkmalgeschützten Kirche in einen Snack.

Konzert für Menschen in Duisburg, die kein Geld für eine Eintrittskarte haben

Eine Besucherin verarbeitet die unschöne Trennung von ihrem früheren Partner. Sie ist gesundheitlich noch immer nicht auf dem Damm und lebt nach langem Aufenthalt in verschiedenen Krankenhäusern in einer Wohnung der Diakonie für Frauen. „Ich suche den Kontakt zu anderen Menschen, besonders an Weihnachten“, sagt sie und lauscht der Musik der „Adventskalenderband“.

Die engagierten Musiker und Sängerinnen spielten in der Marienkirche für Menschen, die sich sonst kein Konzert hätten leisten können.
Die engagierten Musiker und Sängerinnen spielten in der Marienkirche für Menschen, die sich sonst kein Konzert hätten leisten können. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Es ist ein Konzert für Menschen, die kein Geld für eine Eintrittskarte hätten. Komponist und Produzent Hans Werner Scharnowski, bis Juli Popkantor des evangelischen Kirchenkreises Münster, hat dafür einige engagierte Musikerinnen und Musiker um sich gescharrt. Sie alle überraschen in der frisch restaurierten Kirche mit abwechslungsreicher Musik.

Den Kontakt hat Christiane Caldow, Leiterin des Fachbereichs Soziales, Wohnen und Gesundheit beim Diakoniewerk, eingefädelt: „Wir haben dieses Konzert seit Mai geplant. Es war gar nicht so einfach, einen freien und bezahlbaren Veranstaltungsort wie diese Kirche mit dem Terminkalender der Band unter einen Hut zu bringen.“

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Pfarrerin: „Uns ist egal, welchen Hintergrund ein Mensch hat“

Die Zuhörenden kennen sich größtenteils nicht. Bei der Weihnachtsfeier sind sie für ein paar Stunden gemeinsam der Einsamkeit entronnen. „Uns ist egal, welchen Hintergrund ein Mensch hat. Wir sind für alle da, und das ist sehr ernst gemeint“, sagt Pfarrerin Barbara Montag, Geschäftsführerin des Diakoniewerks.

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Doch wie erreicht man Menschen, die von Armut, Einsamkeit und Obdachlosigkeit betroffen oder bedroht sind? „Wir haben neben dem Kontakt zu Medien und unserer Social-Media-Arbeit vor allem viele Flyer verteilt“, sagt Martina Mengede vom Diakoniewerk. Zum Beispiel über den Verein „Gemeinsam gegen Kälte“, die Bahnhofsmission, Kirchengemeinden, die Wohnungslosenhilfe, die Caritas, die Arbeiterwohlfahrt – also über die Initiativen, die in Duisburg vornehmlich Kontakt zu hilfsbedürftigen Menschen pflegen.

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„Der Personenkreis ist gar nicht so leicht zu erreichen. Mit dem Konzert ermöglichen wir ihnen eine Teilhabe am gesellschaftlichen Leben“, sagt Diakonie-Bereichsleiterin Caldow. Nach ihrer Kenntnis ist es die erste Duisburger Aktion im Rahmen der Initiative „Wärmewinter“, mit der die Diakonie vor einem Jahr deutschlandweit auf die hohen Energiepreise reagiert hatte. Sie will damit Menschen im Land vor sozialer Notlage und Kälte schützen. Der „#Wärmewinter“ geht nun bundesweit ins zweite Jahr. Und Duisburg ist jetzt auch dabei.