Duisburg. Maria kauerte tagein, tagaus in einem Hauseingang in Hochfeld. Die Obdachlose gehörte seit Jahren zum Straßenbild. Nun ist sie verstorben.
Diese Nachricht berührt momentan viele Menschen in Duisburg-Hochfeld: Maria ist tot. Die stadtteilbekannte Frau saß Tag für Tag in einem Hauseingang an der Wanheimer Straße, meist vor der Sparkasse, manchmal vor der benachbarten Apotheke. Sie war in der Regel zurückhaltend und scheu. Manchmal hüpfte oder tanzte sie aber auch über die Straße. Am Dienstag ist sie verstorben. Dort, wo sie immer saß, stehen nun Kerzen.
Über ihr Leben ist wenig bekannt. Sie soll als Gastarbeiterin aus Jugoslawien nach Duisburg gekommen sein. Ende der 1980er Jahre bekam sie wohl psychische Probleme, verlor ihre Wohnung und landete auf der Straße – so erzählen es andere ehemalige Gastarbeiter. Alkohol und schlechte Erfahrungen sollen dazu geführt haben, dass sie nicht wieder in ein Frauenwohnheim zurückwollte. „Leider hat sie keine Hilfe angenommen, um von der Straße wegzukommen“, schreibt ein Hochfelder unter die Nachricht von ihrem Tod bei Facebook.
Familien und Geschäftsleute aus Duisburg-Hochfeld achteten auf sie
Sie war hutzelig und sonderbar, doch die Hochfelderinnen und Hochfelder achteten auf sie: Im Sommer brachten Familien ihr Wasser. Von den einen oder anderen Geschäftsleuten an der Wanheimer Straße bekam sie etwas zu essen. Regelmäßig holte sie sich beispielsweise ein halbes Hähnchen an der Karl-Jarres-Straße. „Wir wollten nie Geld haben. Aber sie war eine stolze Frau. Wenn sie mal Geld hatte, hat sie es uns auf den Tisch gelegt und ist dann schnell weggelaufen“, erinnert sich eine Mitarbeiterin des Hähnchengrills. Geld nahm Maria nur ungern an.
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„Es ist wirklich seltsam, wie sehr mich die Nachricht berührt. Ich kannte sie nicht, und doch war sie immer da. Man hat sie gesehen und sich gefragt, was wohl passiert ist, um ihr Leben so aus den Fugen zu heben“, beschreibt eine Hochfelderin ihre Gefühle. „Es gibt heute kein anderes Thema als Maria“, bestätigt eine andere Hochfelderin. Ob sie wirklich Maria hieß? Personalien hatte sie nicht dabei. Die Polizei Duisburg rückte am Dienstagnachmittag aus und konnte nur noch den Tod feststellen. Die Einsatzkräfte werden immer hinzugezogen, wenn die Todesursache ungeklärt ist. „Mittlerweile konnten wir die Identität ermitteln. Sie ist im Alter von 68 Jahren verstorben“, erklärt Polizeisprecher Jonas Tepe.
Stadt Duisburg zählte 2023 bisher zehn verstorbene Obdachlose
Angehörige soll es nicht geben. Die Stadt Duisburg zählte bisher im Jahr 2023 zehn Obdachlose, die verstorben sind. Im Oktober gab es für sie eine Gedenkfeier im Kant-Park. Verstirbt ein Obdachloser, versucht die Stadt, Angehörige zu ermitteln. Wird kein Verwandter ausfindig gemacht, übernimmt die Stadt die Kosten für die Bestattung. „Ich kannte sie zwar nicht gut, aber Maria war eine Institution in Hochfeld“, sagt Martin Hoffmann, Pfarrer an der Pauluskirche. Er denkt über eine würdige Trauerfeier nach.
Eine andere Hochfelderin ist überzeugt: „Maria war, ist und wird immer ein Teil von Hochfeld bleiben.“.