Duisburg. Der Zoo Duisburg ist auf Zuschüsse in Millionenhöhe angewiesen. Was bei der aktuellen Entwicklung überrascht und wie viele Besucher der Zoo hat.

Der Zoo Duisburg ist ein beliebtes Ausflugsziel für zahlreiche Tierfreunde im Ruhrgebiet. Doch wie viele Menschen beobachten jährlich Koalas, Pinguine oder Delfine am Kaiserberg? 2022 haben die Verantwortlichen insgesamt 700.290 Menschen im Tierpark gezählt. Das geht aus dem diesjährigen Branchenreport Tourismus für Duisburg hervor.

Mit dem Wert konnte der Zoo Duisburg noch nicht ganz an die Vor-Corona-Jahre anknüpfen. So lag die Besucherzahl im Jahr 2019 bei 778.547. Auch in den Jahren zuvor wurden die 800.000 Gäste nur knapp verfehlt (2018: 794.371; 2017: 786.196), 2016 (826.000) konnte diese Marke noch übertroffen werden. 2015 und auch 2014 wurden sogar noch mehr als 1.000.000 Besuche kommuniziert.

Der deutliche Rückgang um fast 200.000 Eintritte zwischen 2015 und 2016 ist jedoch auf eine veränderte Zählweise zurückzuführen. „Damals konnten die Zutritte mit Jahreskarten nicht einzeln und digital erfasst werden“, erklärt der Zoo. Zur Berechnung wurde ein Schlüssel des Verbands der Zoologischen Gärten herangezogen. Jener Schlüssel ist „korrigiert und heruntergesetzt worden“, erklärt ein Zoosprecher den Sprung in der Statistik. Dauerkartenbesucher wurden demnach nur noch mit dem Faktor 10 statt 20 kalkuliert.

Zoo Duisburg: Besucherzahlen 2023 noch unter Verschluss

Für 2023 hält der Zoo Duisburg die offiziellen Besucherzahlen noch unter Verschluss, schließlich werden bis zum Jahreswechsel noch Besucher die Kassen passieren. Dennoch zeigen sich die Verantwortlichen mit der bisherigen Entwicklung zufrieden: „So liegt der Verkauf von Tageskarten derzeit drei Prozent über den Planzahlen für 2023“, sagt der Sprecher. Natürlich sind auch diese Planzahlen ein gut gehütetes Geheimnis.

Einfluss auf den Besucherandrang habe das Wetter. Trotz der vielen Tierhäuser liegen viele Besucherwege auf dem rund 16 Hektar großen Areal unter freiem Himmel. Der Tierpark rechnet für die nun kommenden Winterwochen nicht mit deutlichen Zuwächsen. Rückblickend habe auch das „dynamischen Inflationsgeschehen mit allen Begleiterscheinungen“ einen Einfluss.

Schätzungen sind im Hinblick auf die Besucherzahlen aber heute passé. Mittlerweile werden alle Eintrittskarten über das Kassensystem erfasst, erklärt der Zoo. Auch Jahreskarten werden bei Zutritt eingescannt. Von Januar bis September hatte der Tierpark am Kaiserberg insgesamt 22.000 Jahreskarten abgesetzt, erklärt der Sprecher.

An Sommertagen, so wie hier am 17. Juli 2023, bilden sich auch lange Schlangen vor dem Zoo Duisburg. Gerade in der Ferienzeit und am Wochenende wird der Tierpark gerne von Familien besucht.
An Sommertagen, so wie hier am 17. Juli 2023, bilden sich auch lange Schlangen vor dem Zoo Duisburg. Gerade in der Ferienzeit und am Wochenende wird der Tierpark gerne von Familien besucht. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Zoo Duisburg braucht Zuschüsse in Millionenhöhe

Zwar sind die Besucherzahlen von 2018 bis 2022 gesunken, zugleich hat der Tierpark die Einnahmen um 24 Prozent steigern können. So lagen die Einnahmen 2022 bei 11.336.259 Euro. Zeitgleich sind die Ausgaben inklusive Abschreibungen im selben Zeitraum um 9,43 Prozent auf 13.478.434 Euro gestiegen. Auf das Personal (44 Prozent) und den Bereich Energie (19 Prozent) entfallen die meisten Ausgaben, erklärt der Zoo.

„Die Futterkosten belaufen sich auf ungefähr 50.000 Euro im Monat“, so der Sprecher. Für manche Tierarten ist die Beschaffung komplex – und kostenintensiv: So fressen die Koalas ausschließlich Eukalyptus. Zehn Tonnen braucht der Zoo für die Verpflegung der derzeit neun Bewohner. Ein Großteil der frischen Triebe wird aus Florida eingeflogen. Die reinen Futterkosten summieren sich pro Tag und Tier auf rund 35 Euro, Tendenz steigend, so der Tierpark.

Die Gegenüberstellung der Ein- und Ausgaben zeigt: Der Zoo Duisburg braucht, wie schon in früheren Jahren, Zuschüsse in Millionenhöhe, um die jährlichen Verluste auszugleichen. Wie die Stadt Duisburg auf Nachfrage informiert, lag der Fehlbetragsausgleich im Jahr 2022 bei 2.262.000 Euro. Positiv: So niedrig war das Defizit seit 2014 nicht mehr, damals mussten 2.629.000 Euro ausgeglichen werden. Zum Vergleich: 2020 und im Zuge der langen pandemiebedingten Schließung lag der Fehlbetrag bei über fünf Millionen Euro.

Viele Tierparks werden über öffentliche Gelder finanziert

Der im Vergleich geringe Fehlbetrag für 2022 wirkt sich auch positiv auf den Kostendeckungsgrad, also das Verhältnis von Erlösen zu Kosten, aus. „Im Zeitraum von 2018 bis 2022 ist er von 71 auf 84 Prozent gestiegen“, erklärt der Zoo. Zum Vergleich: Im Zoo Wuppertal lag der Kostendeckungsgrad 2021 bei 51,4 Prozent, heißt es im entsprechenden Jahresbericht. Das Defizit lag bei 4.743.000 Euro.

Dass sich Zoos auch durch kommunale und regionale Zuschüsse öffentlicher Gelder finanzieren, ist keine Seltenheit, informiert der Verband der zoologischen Gärten (VDZ). Häufig sind es die Städte, die Zoos betreiben. Viele Einrichtungen sind gemeinnützige Betriebe oder vereinsgetragen. Durch die hohen Fixkosten, etwa Personal, Tierfutter und Energie, gebe es auch kein nennenswertes Einsparungspotenzial, argumentiert der Verband. „Würden die Förderungen durch die öffentliche Hand wegfallen, dann müssten die Zoos erheblich höhere Eintrittspreise erheben“, erklärt Geschäftsführer Volker Homes.

Da das Tierwohl an erster Stelle steht, so der Verband, wird in Zoos auch in die bauliche Weiterentwicklung investiert. „Dabei steht die Optimierung der Tierhaltung nach aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen im Mittelpunkt“, so Homes. Dies werde von Besuchenden geschätzt. Klar ist aber auch: Um zukunftsfähig zu bleiben, sehen sich Zoos zunehmend mit höheren Erwartungen der Besucher konfrontiert, die Tiere nicht in engen Gehegen, sondern in einer nachgebildeten, naturnahen Landschaft erleben wollen.

Millioneninvestitionen sollen Besucher in den Zoo locken

Es verwundert nicht, dass im Zuge der Umsetzung des Masterplans in den nächsten Jahren insgesamt 76 Millionen Euro in den Zoo Duisburg fließen. Geplant ist etwa eine spektakuläre Savannenanlage mit angrenzender Gastronomie. Dafür werden die Zooterrassen abgerissen. Die Seelöwen sollen ein neues Zuhause bekommen und auch das kritisierte Affenhaus soll modernisiert werden. Mit dem Zukunftskonzept setzt der Tierpark neue Anreize für einen Besuch. „Das soll sich auch in den Besucherzahlen widerspiegeln“, erklärt der Sprecher.

Für die neue Savannenanlage, die im Zoo Duisburg geplant ist, muss auch das Elefantengehege weichen. Wo die drei Kühe zukünftig leben, ist bislang unklar.
Für die neue Savannenanlage, die im Zoo Duisburg geplant ist, muss auch das Elefantengehege weichen. Wo die drei Kühe zukünftig leben, ist bislang unklar. © FUNKE Foto Services | Olaf Fuhrmann

>> WEM GEHÖRT DER ZOO DUISBURG?

  • 1959 wurde die Duisburger Tierpark AG gegründet, mit der Stadt als Mehrheitsaktionär.
  • 2019 wurde die Aktiengesellschaft in eine gemeinnützige GmbH umgewandelt.
  • Die Stadt hat ihre Anteile an die Duisburger Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft übertragen, die nun Mehrheitseignerin (88,81 Prozent) des Zoos ist.
  • Mit etwas mehr als zehn Prozent ist der Förderverein zweitgrößter Gesellschafter. Der „Verein der Freunde des Duisburger Tierparks“ hatte den Zoo 1934 gegründet.