Duisburg. Für Duisburg geht es im „Smart City Index“ weiter abwärts. Die Stadt liegt nur noch auf Platz 47. Wo Handlungsbedarf besteht, was Hoffnung macht.

Duisburg hat in diesem Jahr erneut Plätze beim „Smart City Index“ des Branchenverbandes Bitkom verloren: Mit Platz 47 (2022: 41; 2021: Platz 37) rangiert die Rhein-Ruhr-Stadt im ruhmlosen Mittelfeld der verglichenen 81 Städte mit über 100.000 Einwohnern. Damit verschlechtert sich die selbst ernannte „Smart City Duisburg“ im Gesamtranking das dritte Jahr in Folge. 2020 gehörte Duisburg noch zu den Top 20.

Das Ranking bewertet den Fortschritt bei der Digitalisierung. Auf dem Prüfstand stehen fünf Kategorien: „Verwaltung“, „Energie und Umwelt“, „IT und Kommunikation“, „Mobilität“ und „Gesellschaft und Bildung“. Auffällig: In vier von fünf Bereichen hat Duisburg an Boden verloren. In die Bewertungen fließen Parameter wie Breitbandverfügbarkeit oder Online-Terminvergaben der Stadtverwaltung ein. Duisburg erreicht insgesamt eine Gesamtbewertung von 61,4 von 100 möglichen Punkten.

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„Smart City Index“: Nachbarstädte Krefeld und Düsseldorf liegen vor Duisburg

Zum Vergleich: Spitzenreiter München kommt auf 84,5 Punkte. Aus NRW landen Köln (83,2 Punkte/Platz 3), Aachen (79,3/5) und Bochum (76,2/11) in den Top 15. In Nordrhein-Westfalen liegen etwa auch Dortmund (Platz 18), Düsseldorf (21), Essen (27), Mönchengladbach (28), Wuppertal (32), Herne (38) und Krefeld (46) vor Duisburg. Oberhausen (56), Mülheim (65) und Moers (67) schneiden schlechter ab.

Ein Blick auf die bewerteten Themenbereiche zeigt: Im Vergleich zu anderen Städten besteht für Duisburg der höchste Nachholbedarf im Bereich „Energie und Umwelt“. In dieser Rubrik belegt die Rhein-Ruhr-Stadt lediglich Platz 62 von 81. Indikatoren sind etwa intelligente Straßenbeleuchtungen oder emissionsarme Busse.

Gerade einmal 6,2 von 100 möglichen Punkten erreicht die Stadt für den Anteil an E-Fahrzeugen. Auch bei der Ladeinfrastruktur (16,3 von 100 Punkten) lässt Duisburg viele Punkte liegen.

Positive Auswirkung auf das Abschneiden in der Zukunft werden etwa die 100 neuen Wasserstoff-Busse haben, die die Duisburger Verkehrsgesellschaft (DVG) bis 2030 anschaffen möchte, um die gesamte Dieselbus-Flotte zu ersetzen. 25 Busse wurden bereits bestellt, die ersten sollen Ende 2024 leise und abgasfrei über Duisburgs Straßen rollen. Verwaltung und städtische Tochterunternehmen planen bis 2025 auch einen massiven Ausbau der E-Ladepunkte in der Stadt.

Die „Verwaltung“ ist Duisburgs Stärke

Stärken hat Duisburg laut Vergleich in der Kategorie „Verwaltung“. Hier belegt die Rhein-Ruhr-Stadt Rang 21 von 81. Jedoch: Im Vergleich zum Vorjahr verliert Duisburg hier insgesamt elf Plätze. In der Kategorie werden etwa Online-Terminvergaben (etwa Bürger-, Standes- oder Gewerbeamt) oder der Internet- und Social Media-Auftritt der Stadt unter die Lupe genommen.

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Höchstpunktzahlen erzielt Duisburg bei „Bevölkerungsanliegen“ (z.B. Mängelmelder) sowie für das Angebot und die Nutzerfreundlichkeit des Serviceportals.

Lediglich 11,2 von möglichen 100 Punkten bekommt Duisburg hingegen bei der Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes (OZG) und in Hinblick auf die Frage, inwieweit Verwaltungsleistungen (z.B. Eltern-, Bürgergeld, Ummeldung) bereits digital angeboten werden.

Breitband- und Glasfaser-Bewertung sind ein Schlag ins Kontor

Mit Platz 51 von 81 zählt Duisburg laut der Auswertung im Themenbereich „IT & Kommunikation“ zu den Städten mit Potenzial nach oben. Ein Blick auf die einzelnen Parameter zeigt: Die schlechten Bewertungen bei Breitband (10 von 100 Punkten) und Glasfaser (22,5 Punkte) können nicht von Spitzenwerten im Bereich 5G (99 Punkte), Open Data (95 Punkte) und den von der Verwaltung zur Verfügung gestellten Geodaten (100 Punkte) aufgefangen werden. Der Ausbau des schnellen Internets, der in Duisburg voranschreitet, wird sich in Zukunft wohl positiv auf die Platzierung auswirken. Bis Ende 2024 sollen unterversorgte Bereiche im Stadtgebiet verschwunden sein.

Beim Thema „Mobilität“ (Platz 41) punktet Duisburg beim smarten Parken (100 Punkte), auch das Sharing-Angebot erhält eine positive Bewertung. Weniger überzeugend schneidet die Stadt bei der „Letzten Meile-Logistik“ ab, also dem Angebot an Leihfahrrädern und den bei einigen Duisburgern auch unliebsamen E-Scootern. Hier erreicht die Stadt nur 25 Punkte.

Lediglich in der Kategorie „Gesellschaft und Bildung“ hat sich Duisburg im Vergleich zum Vorjahr verbessert. Die Stadt klettert um neun Positionen auf Platz 50. Die volle Punktzahl bekommt die Verwaltung für ihre Umsetzung eines „Digitalisierungskonzeptes“ in Schulen, gute Werte gibt es auch in der Unterkategorie „Öffentlichkeitsbeteiligung“ (91,3 Punkte) zum Beispiel über Beteiligungsplattformen oder die Übertragung der Ratssitzungen per Livestream.

„SMART CITY INDEX“: INSGESAMT 37 INDIKATOREN

  • Für den Smart City Index wurden insgesamt 12.717 Datenpunkte erfasst, überprüft und qualifiziert. Analysiert und bewertet wurden alle 81 Städte mit mehr als 100.000 Einwohnern. Untersucht wurden fünf Themenbereiche. Diese fächern sich insgesamt in 37 Indikatoren auf, die wiederum aus insgesamt 157 Parametern bestehen.
  • Die zugrundeliegenden Daten wurden im Zeitraum von März bis Juli 2023 erhoben. Bei der Datenerhebung wurden die Kommunen aktiv einbezogen, teilt Bitkom mit. Die Städte konnten Daten zur Digitalisierung liefern. Ihren Leistungsstand mussten sie mit Quellen belegen. Davon sollen 94 Prozent der Städte Gebrauch gemacht haben.
  • Beim Smart City Index handelt es sich um ein relatives Ranking, bei dem sich die Bewertung aus dem Vergleich mit den anderen untersuchten Städten ergibt. Das kann dazu führen, dass sich eine Stadt zwar faktisch verbessert, aber im Ranking dennoch schlechter abschneidet als im Vorjahr, weil andere Städte noch schneller vorangekommen sind und so das Bewertungsniveau angehoben haben.