Duisburg. Mehr als 200 Duisburger solidarisieren sich mit Israel. Sie sind sich einig: Die Pro-Palästina-Demos spiegeln nicht die Stadtgesellschaft wider.
Es ist die größte Demonstration in Duisburg seit der Terror-Eskalation in Israel. Schätzungsweise 200 bis 300 Menschen wollen am Mittwochabend zeigen, dass die viel kritisierten anti-israelischen Kundgebungen der vergangenen Woche nicht die Stadtgesellschaft widerspiegeln. Und sie wollen ein Zeichen setzen für „Israels Recht, sich zu verteidigen, wenn sie angegriffen werden“, sagt zu Beginn Rainer Bischoff vom „Duisburger Bündnis für Toleranz und Zivilcourage“.
Das Polizeiaufgebot ist überschaubar, ganz im Gegenteil zur ersten Demonstration in Hochfeld vor anderthalb Wochen, als Hunderte Einsatzkräfte den Marsch pro-palästinensischer Aktivisten sichern mussten. Als diese an der Gegendemo vorbeigezogen waren, drohte die Lage kurzzeitig zu eskalieren. Das heutige Bekenntnis zur Solidarität mit Israel verläuft dagegen durchgehend störungsfrei.
Hamas-Unterstützer ausbürgern: Duisburgs OB Sören Link polarisiert
Hinter dem „Bündnis für Toleranz und Zivilcourage“ steht der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB). Neben dessen Fahne sind die Israel-Flagge zu sehen sowie die Fahnen mehrerer politischer Parteien. Viele Lokalpolitiker nehmen an der Demonstration teil.
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Die setzt sich um kurz nach 18 Uhr pünktlich in Bewegung und zieht vom Flachsmarkt über die Oberstraße in Richtung DGB-Haus. An der Spitze: Oberbürgermeister Sören Link (SPD) sowie die Bürgermeister der Stadt, Edeltraut Klabuhn (SPD), Volker Mosblech (CDU) und Sebastian Ritter (Grüne).
Sören Link hat am Sonntag für Diskussionen gesorgt, als er in einem Facebook-Post forderte, eingebürgerten Unterstützern der Hamas die deutsche Staatsbürgerschaft wieder zu entziehen und sie auszuweisen. Solche Forderungen sind bei der abschließenden Kundgebung vor dem DGB-Haus nicht zu vernehmen.
„Wir sind Duisburg und kämpfen gemeinsam gegen Antisemitismus“
„Wir lassen nicht zu, dass einige wenige das Bild von Duisburg auf diese Weise beschmutzen“, sagt der OB über die Demonstrationen der Vorwoche, als Aktivisten mit Sprechchören und Plakaten das Existenzrecht Israels in Frage stellten und Angriffe auf die Zivilbevölkerung legitimierten.
„Dieses Land hat eine Existenzberechtigung“, erklärt Rainer Bischoff, „diese Haltung ist aus der deutschen Geschichte heraus unumgänglich“. Angelika Wagner, Regionsvorsitzende des DGB, versichert der Jüdischen Gemeinde Duisburg-Mülheim-Oberhausen jede Unterstützung: „Wir“, betont sie, „sind Duisburg und kämpfen gemeinsam gegen Antisemitismus“.
„Unerträglich“ nennt Wagner die „Verharmlosung und Freude über islamistische Gewalt“, die man zuletzt auf den Straßen gesehen habe. Deshalb fordert sie: „Die Demokratieförderung und politische Bildungsarbeit muss ausgebaut werden.“
Jüdische Gemeinde zeigt Bilder entführter Menschen aus Israel
Während der Kundgebung halten Vertreter der Jüdischen Gemeinde Plakate in den Händen. Sie zeigen Bilder von Menschen, die während des Überfalls der Hamas entführt worden sind. Für die Opfer des Angriffs brennen Kerzen vor dem DGB-Haus, Sören Link bittet abschließend um eine Schweigeminute.
Ein Randaspekt: Ein Vertreter der Marxistisch-Leninistischen Partei Deutschlands (MLPD) verteilt zu Beginn Flugblätter, „eine kritische Einordnung“, wie er sagt. „Solidarität mit dem palästinensischen Befreiungskampf!“ ist darauf zu lesen, aber auch „Keinen Fußbreit der faschistischen Hamas!“. Die MLPD verteidige das Existenzrecht Israels und trete entschlossen gegen Antisemitismus ein, wende sich aber „genauso entschlossen (...) gegen die Aggression Israels“.