Duisburg. Duisburgs Verkehrsgesellschaft DVG hat erstmals Zahlen zu Verspätungen und Ausfällen veröffentlicht. So viele Bahn- und Bus-Fahrten fallen aus.
Wie (un)pünktlich ist die Duisburger Verkehrsgesellschaft (DVG) insgesamt und ganz genau? Fahrgäste beklagen die Unzuverlässigkeit der unter Fahrzeugmangel leidenden Bahnlinien 901, 903 und U79 seit Jahren. Nach der Fahrgast-Umfrage unserer Redaktion – dem DVG-Linien-Check – wollten wir es Anfang 2023 genau wissen: Es bedurfte auch der Hinweise auf den Informationsanspruch der Presse, ehe Stadt und DVG unserer Redaktion und unserer Leserschaft Gesamtdaten zur Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit im Jahr 2021 zur Verfügung stellten. Solche Kennzahlen sind Teil eines zu veröffentlichenden „Qualitätsberichtes“. Dieser aber war in Duisburg bis dahin „nicht öffentlich“ und „nur für betriebsinterne Zwecke“ (wir berichteten). Am Dienstag hat die DVG nun erstmals einen Qualitätsbericht veröffentlicht. Daraus geht hervor, dass sie die Zielwerte 2022 teils deutlich verfehlt hat.
Zum Hintergrund: Die DVG erfasst mit GPS-Technik und Bordrechnern bei jeder Bus- und Bahnfahrt minutengenau, ob ihre Fahrzeuge pünktlich oder verspätet unterwegs sind. Im Rahmen des öffentlichen Dienstleistungsauftrags (ÖDA) vereinbaren DVG und Stadt seit 2020 Zielwerte: Mit diesen Jahresdurchschnittswerten gibt die Verwaltung vor, wie pünktlich und zuverlässig Busse und Bahnen alles in allem verkehren sollen.
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„Diese Zielwerte werden in Qualitätsgesprächen mit der Stadt und mit Blick auf die zu erwartenden Rahmenbedingungen jährlich festgelegt“, erläutert Pierre Hilbig, bei der DVG der Hauptabteilungsleiter des Betriebsmanagements. Die Zielwerte „basieren auf Prognosen und sollen realistisch und für uns zu erreichen sein“, so Hilbig. Er erklärt: Die Zielwerte waren für 2022 deutlich niedriger als 2021 – wegen des nach Corona deutlich erhöhten Fahrgastaufkommens, wegen des durch die Lieferprobleme Alstoms verschärften Fahrzeugmangels und nicht zuletzt wegen zahlreicher angemeldeter Baustellen auf den Straßen.
Pünktlichkeit: Im Jahresschnitt 2022 waren nur 67,8 Prozent der DVG-Bahnen pünktlich
DVG- So erklären zwei Verantwortliche Duisburgs Bahn-KriseIm am Dienstag veröffentlichten Qualitätsbericht 2022 nennen Stadt und DVG diese „vereinbarten Jahresdurchschnittswerte“ erstmals eigeninitiativ. Die Zielwerte: 2022 sollten 72 Prozent aller Busfahrten und 68 Prozent aller Bahnfahrten pünktlich sein.
DVG und Stadt definieren: „Als pünktlich gilt eine Fahrt, die nicht mehr als drei Minuten verspätet und nicht mehr als eine Minute verfrüht ist.“ Die Pünktlichkeitsquote berechnet sich durch das Verhältnis der pünktlichen zu allen Abfahrten.
Bei den Straßen- und Stadtbahnen (901, 903, U79) lag diese Quote 2022 mit 67,8 Prozent zwar nur knapp unter dem Zielwert von 68 Prozent, aber deutlich unter der Pünktlichkeitsquote des Jahres 2021 (75,6 Prozent). Allerdings betont Nils Conrad, Abteilungsleiter des Kundenmanagements, die Quoten 2021 und 2022 seien allein schon wegen der vielfachen Corona-Effekte und wegen des 9-Euro-Tickets (Juni bis August 2022) nicht vergleichbar: „Je mehr Fahrgäste, desto höher die Fahrgastwechselzeit, desto länger die Fahrt – und desto höher das Risiko einer Verspätung.“
Die Fahrgäste bekommen jedoch letztlich zu spüren: Die DVG-Bahnen waren 2022 nochmals unpünktlicher. In sieben Monaten 2022 wurde der Zielwert nicht erreicht, im Juni lag die Pünktlichkeitsquote bei lediglich 58,3 Prozent (siehe Grafik).
„Der Hauptgrund für die Verschlechterung war, dass der Linienweg der 903 auf dem Nordast stark durch Baumaßnahmen beeinträchtigt war“, erklärt Pierre Hilbig. So sei der Tiefpunkt im Juni 2022 darauf zurückzuführen, „dass Autos und Lkw wegen der Baustellen verstärkt über die Fahrspuren geleitet wurden, die auch von uns genutzt werden. Dadurch werden wir ausgebremst.“
DVG badet Duisburger Fehler aus – Vorfahrt für StraßenbahnenGleichwohl betont Ingo Blazejewski, Kommunikationschef der Duisburger Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft (DVV), viele der qua Definition „unpünktlichen Fahrten“ hätten tatsächlich nur höchstens sechs Minuten Verspätung (siehe Grafik).
Statistik 2022: Bei jeder zehnten Bahn-Fahrt ein Ausfall
Noch ärgerlicher ist für die Passagiere der drei meistgenutzten DVG-Linien allerdings, dass auf der Schiene 2022 ein noch wichtigerer Zielwert durchgängig und teils deutlich unterschritten wurde: die „Zuverlässigkeitsquote“. Diese berechnet sich durch das Verhältnis der tatsächlich gefahrenen Kilometer zu den geplanten Kilometern. Als zuverlässig gilt eine Fahrt, wenn sie von der Anfangshaltestelle bis zur Endhaltestelle erfolgt.
Als Zielwert für die schienengebundenen Linien waren fürs Vorjahr 96 Prozent Zuverlässigkeit vereinbart worden. Die Zuverlässigkeitsquote lag letztlich weit davon entfernt, bei nur 90,3 Prozent (2021: 95,3 Prozent). Nach den ÖDA-Vereinbarungen ist dies sogar eine „unzulässige“ Unterschreitung. Zulässig seien zwei Prozent Abweichung, so die DVG.
Der Tiefpunkt: Im November sind fast 15 Prozent aller Bahnfahrten ausgefallen oder nicht vollendet worden. Die hohe Ausfallquote der Wagen der alten Baureihe (GT 10 NC-DU) sei der Hauptgrund. Die weitere Verschlechterung ab September 2022 sei darüber hinaus auf viele Corona-Erkrankungen unter den Fahrerinnen und Fahrern zurückzuführen, erläutert Nils Conrad.
Busse deutlich pünktlicher und zuverlässiger
Im Busbereich hat die DVG den vereinbarten Zielwert für Zuverlässigkeit (99 Prozent) mit einer Quote von 98,4 Prozent ebenfalls nicht erreicht, aber nur leicht unterschritten (2021: 99,4 Prozent).
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Die Busse waren nicht nur deutlich zuverlässiger als die Bahnen unterwegs, sondern auch viel pünktlicher: 72,9 Prozent der Busse waren pünktlich, also mit maximal drei Minuten Verspätung abgefahren (2021: 76,4 Prozent). Der Zielwert lag bei 72 Prozent.
Die Verschlechterung der Durchschnittswerte führt die DVG im Busbereich ebenfalls auf das erhöhte Verkehrs- und Fahrgastaufkommen nach dem Höhepunkt der Corona-Pandemie und einen mitunter hohen Krankenstand zurück.