Duisburg. Die Feuerwehr Duisburg hat ihre neue Super-Drohne in die Luft gehen lassen. Warum sie so wichtig ist, wenn es um Leben und Tod geht. Mit Video.
Die drei Rotoren surren und kurz darauf hebt die neue Super-Drohne der Feuerwehr Duisburg ab. Senkrecht nach oben geht es in Sekundenschnelle bis auf 30 Meter Höhe, ehe sie über dem Areal der Feuerwache 5 in Alt-Homberg kreist. Unten auf dem Gelände der Wache steht ein technisch bestens ausgerüsteter Einsatzleitwagen – außen mit einem großen Monitor ausgestattet, auf dem live sofort die ersten Luftbilder zu sehen sind.
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Die Kamera der Drohne liefert weitere Bilder, die über eine Software automatisch in ein Kartensystem übernommen werden – samt der exakten Koordinaten und jeweiligen Himmelsrichtung. In Echtzeit entsteht ein sehr genaues Luftbild, das direkt an die Leitstelle und die Einsatzkräfte weitergeleitet werden kann. Ein riesiger Vorteil und Zeitgewinn bei Großeinsätzen.
Super-Drohne der Feuerwehr Duisburg: Premiere beim Großbrand auf der Schrottinsel
Eine solch besondere Lage hat die Feuerwehr an diesem Donnerstagvormittag zum Glück nicht. Sie stellt die seit 2018 mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) im gemeinsamen Projekt „LiveLage“ stetig weiter entwickelte Drohne erstmals der Öffentlichkeit vor. Ihre Feuertaufe hatte sie bereits im August beim Großbrand auf der Schrottinsel – ungeplant. Eigentlich waren noch ein paar Testflüge vorgesehen.
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Die spontane Entscheidung, das unbemannte Fluggerät doch schon in Ruhrort einzusetzen, habe sich aber ausgezahlt, sagt Feuerwehr-Chef Oliver Tittmann. „Wir haben sehr davon profitiert.“ Wie entwickeln sich Feuer und Rauchsäule? Ist die Schneise, um den Brand noch besser bekämpfen zu können, groß genug? Sind die Wasserwerfer richtig ausgerichtet? Antworten auf diese und weitere Fragen konnte die Drohne schnell liefern.
Auf einer vorher festgelegten Route unterwegs
Sie wird dabei am Einsatzort gestartet, fliegt dann aber auf einer vorher festgelegten Route autark und landet auch wieder selbstständig. „Das Programmieren dauert nur ein paar Minuten und während des Flugs können wir manuell immer eingreifen“, betont Branddirektor Jörg Helmrich, der das Projekt leitet. „Beim Einsatz auf der Schrottinsel hatten wir anfangs nur ein paar Probleme mit der Bildübertragung, die wir aber rechtzeitig in den Griff bekommen haben.“
Der Versatz zwischen Aufnahme und Darstellung liegt nur bei etwa einer Sekunde. Ein weiterer Vorteil: Die Bilder können auch ausgemessen werden. „So bekommen wir bei einem Großbrand wie zuletzt in Ruhrort einen Überblick über die Größe der Einsatzstelle, über Entfernungen“, sagt Helmrich.
Derweil nimmt die Drohne noch eine letzte Kurve auf ihrem Vorführflug über dem Areal der Feuerwache in Alt-Homberg, stoppt dann kurz und gleitet sicher senkrecht zu Boden – nach knapp zehn Minuten. Viel länger ist sie auch sonst nicht in der Luft. Der Akku reicht aber für bis zu zwei Stunden.
Wenn es darum geht, bei großen Flächen schnell einen Überblick zu gewinnen, trumpft die rund acht Kilogramm schwere Drohne mit einer Spannweite von 2,80 Metern auf. Sie fliegt in 120 Metern Höhe mit einer Geschwindigkeit von 70 Stundenkilometern und liefert so in kurzer Zeit viele Bilder. Das kann Gold wert sein, wenn zum Beispiel eine Person im Rhein vermisst wird.
Super-Drohne kann noch keine Wärmebilder liefern
Wärmebilder sind in solchen Fällen ebenfalls von Vorteil, die die Drohne allerdings mit ihrem jetzigen Kamerasystem noch nicht liefern kann. Das soll sich in einem nächsten Entwicklungsschritt ändern. „Dann wollen wir zwischen Wärme- und Normalbildern umschalten können“, erklärt Helmrich. „Wann es so weit sein wird, kann ich noch nicht sagen.“
Bei Dunkelheit könne aus rechtlichen Gründen nicht gestartet werden. Ziel ist es aber, die Drohne irgendwann einmal immer nur von einem festgelegten Standort zum jeweiligen Einsatz fliegen zu lassen, sagt Stadtdirektor Martin Murrack. Dies sei aufgrund der aktuellen Bestimmungen ebenfalls schwierig. „Wir bewegen uns beim Fliegen außerhalb der Sichtweite in einer gesetzlichen Grauzone“, erklärt Helmrich, der sich als Projektleiter Klarheit wünscht. So mussten die Feuerwehrkräfte beim jüngsten Großbrand in Ruhrort mit der Drohne erst zur Schrottinsel fahren, um sie dort zu starten.
Weitere Testflüge geplant
Weitere Testflüge sind nun geplant, etwa am Rhein in Walsum und Homberg oder am Ruhrufer, sagt Helmrich. „Aus Sicherheitsaspekten über unbewohntem Gebiet.“ Rund ein Dutzend Piloten soll im Umgang mit dem Fluggerät ausgebildet werden. Derzeit gibt es vier – überwiegend von der Freiwilligen Feuerwehr, die auch das System verantwortet und im Ernstfall sofort einsatzbereit ist.
>> FEUERWEHR DUISBURG: SUPER-DROHNE IST DEUTSCHLANDWEIT EINMALIG
- Die neue Drohne der Feuerwehr Duisburg ist nach Angaben des Branddirektors Jörg Helmrich in der Form deutschlandweit einmalig.
- Da seit 2018 im Forschungsprojekt „LiveLage“ mit dem DLR Pionierarbeit geleistet werde, habe Duisburg „nur“ rund die Hälfte der Kosten für das 120.000 Euro teure Fluggerät – inklusive Funkübertragung – übernehmen müssen.
- Die Feuerwehr hat noch eine zweite, deutlich kleinere Drohne – einen Quadrocopter. Er kann in der Luft stehen und liefert auch Wärmebilder, hat ansonsten aber nicht die Möglichkeiten der großen Drohne.