Duisburg. Großmaßnahme für die DVG: In Duisburg fuhr keine Bahn, weil Weichenteile ersetzt wurden. Das Datum der nächsten Sperrung steht schon fest.

Die Duisburger U-Bahn-Strecken sind nicht besonders lang. Aber die Auswirkungen sind jedes Mal immens, wenn Wartungsarbeiten in den Tunneln nötig sind und keine Straßenbahn fahren kann. Am Wochenende war zum zweiten Mal in diesem Jahr eine Vollsperrung nötig. Die Duisburger Verkehrsgesellschaft (DVG) hat Weichengroßteile gewechselt, dazu gehörte auch ein „Herzstück“, das nach über 20 Jahren seinen Geist aufgegeben hat.

Mit einer Transport-Lore, die von einer Straßenbahn gezogen wurde, kamen die Ersatzteile in den Tunnel. Das Herzstück allein wiegt schon 2,5 Tonnen und ist von oben betrachtet eigentlich eher eine Art Kreuz aus Schienen, in der Mitte können Gelenke die Elemente bewegen. Es ist das wichtigste Teil in einer Weiche, sagt Ralf Rostek von der – einatmen – Abteilung Infrastrukturmanagement Fahrweg-Bahnbau der DVG.

DVG repariert Weichen im Duisburger Stadtbahntunnel

An den Enden sind die Stahlteile ganz schmal, kaum fingerdick, sie schmiegen sich je nach Fahrtrichtung rechts oder links an eine Schiene und bringen so die Bahn auf die richtige Spur. Für die Reparatur wurde das alte Herzstück herausgebrannt und das neue mit den bestehenden Gleisen verschweißt.

An anderer Stelle wurde nur die Spitze, Zungenblatt genannt, ausgetauscht. Anfangs kann man sie noch regelmäßig schleifen, aber da ein Defekt zu einer Entgleisung führen könnte, muss sie etwa alle zwei Jahre erneuert werden .

Reparaturarbeiten im Duisburger Stadtbahntunnel

Gleisbauarbeiten im Stadtbahntunnel.
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Gleisbauarbeiten im Stadtbahntunnel.
Gleisbauarbeiten im Stadtbahntunnel. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz
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Gleisbauarbeiten im Stadtbahntunnel.
Gleisbauarbeiten im Stadtbahntunnel.
Gleisbauarbeiten im Stadtbahntunnel.
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Rostek kennt die drei Kilometer zwischen den Haltestellen Lutherplatz und Meiderich genau. Wo er nun läuft, fahren alltags alle 15 Minuten Bahnen lang, bis zu 80 km/h schnell. Da sie außerdem „mit relativ starkem Strom“ fahren, sind die Tunnel zu Betriebszeiten „lebensgefährlich“, betont Pressesprecher Felix zur Nieden. Dennoch melden die Überwachungskameras immer mal wieder Unbefugte im Stadtbahntunnel. Sie treibt die Neugierde, die Flucht vor der Polizei oder die Suche nach einem überdachten Schlafplatz. Ihr Eindringen störe den Betriebsablauf massiv, weil der Bahnverkehr ausgebremst oder ganz gestoppt werden muss.

Rolf Rostek ist Abteilungsleiter Infrastrukturmanagement Fahrweg-Bahnbau der DVG und informiert über die Gleisbauarbeiten in Duisburg.
Rolf Rostek ist Abteilungsleiter Infrastrukturmanagement Fahrweg-Bahnbau der DVG und informiert über die Gleisbauarbeiten in Duisburg. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Weder Ratten noch Mäuse im Stadtbahntunnel

Bei jeder Arbeit im Tunnel, bei jeder Sperrung wird parallel die „Brandlastenbekämpfung“ durchgeführt: Männer wie Michell Quittel stehen im Gleis und machen mit blauen Mülltüten und Zangen Strecke. Sie fischen Chipstüten von den Schwellen, Glas und Papiermüll. Außerdem Schnuller, Spielzeuge, Kuscheltiere. „Es sind aber auch schon mal einzelne Schuhe dabei oder Regenschirme“, erzählt Pressesprecher Felix zur Nieden.

Michell Quittel, Handwerker der Haltestellenabteilung, sammelt Müll aus dem Bahngleis. Vor allem getrocknetes Laub und Papiermüll sind brandgefährlich.
Michell Quittel, Handwerker der Haltestellenabteilung, sammelt Müll aus dem Bahngleis. Vor allem getrocknetes Laub und Papiermüll sind brandgefährlich. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Und wie sieht es mit Ungeziefer aus? „Höchstens mal Tauben, aber hier drin sind weder Ratten noch Mäuse oder Spinnen“, sagt Michell Quittel, der als Handwerker in der Haltestellenabteilung der DVG arbeitet. Was allerdings widerlich ist, das sind die menschlichen Hinterlassenschaften etwa auf den für Fahrgäste gesperrten Betriebsgängen zu den Gleisen. Hier kommt man nur mit großen Schritten um die Urinpfützen herum.

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Laub zwischen den Gleisen ist brandgefährlich

Im Alltag bleiben den Aufräumern oft nur kurze Zeitfenster in der Nacht, denn die Betriebspause zwischen 0.50 und 3.15 Uhr ist tatsächlich nur eine Fahrgastpause, Bahnen sind dann trotzdem noch unterwegs, etwa um ihre Ausgangspunkte für die nächste Fahrt zu erreichen.

Vor allem aber ist das viele Laub eine Gefahr: Die Bahnen ziehen es mit hinein in die Tunnel, da trocknet es und ist dann leichtes Spiel für einen Funken. „Wir haben hier zwei Tage durchgearbeitet“, sagt Quittel. Parallel wird auch in Meiderich gekehrt, Leuchtstoffröhren werden ausgetauscht. Alle möglichen Gewerke nutzen den Stillstand unter der Erde, rund 40 Mann von DVG und Fremdfirmen sind aktiv.

Auch wenn gar keine Fahrgäste zu den Haltestellen kommen: Die Anzeigetafeln arbeiten weiter und weisen auf die Gleisbauarbeiten hin.
Auch wenn gar keine Fahrgäste zu den Haltestellen kommen: Die Anzeigetafeln arbeiten weiter und weisen auf die Gleisbauarbeiten hin. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Nächste Vollsperrung für die Bahnstrecken der 901, 903 und U79 steht bereits

Und was kostet das alles? Allein das Herzstück liegt bei rund 20.000 Euro, sagt Rostek. Aber auch der Betrieb des Schienenersatzverkehrs, für den viele Busse und Fahrer hinzugebucht wurden, schlage aufs Budget, ergänzt zur Nieden. An diesem Sonntag steht auf nahezu jedem zweiten Bus „903“. Um die Fahrgäste, die in eine Bahn passen, per Bus zu fahren, brauche es wesentlich mehr Fahrzeuge und Fahrer. Für das Wochenende bewege man sich insgesamt im sechsstelligen Bereich.

Insgesamt sei die Tunnelinfrastruktur in Bau und Unterhalt vergleichsweise teuer, sagt zur Nieden, „wegen der Kapazitäten lohnt sich das aber, die Bahnen bilden das Rückgrat unseres Netzes.“

Einmal pro Jahr wird das gesamte Streckennetz inspiziert und die daraus folgenden Reparaturen werden nach und nach abgearbeitet. Die nächste Vollsperrung ist bereits in der Planung: Im März 2024 müssen Bahnfahrer erneut ein Wochenende lang auf Busse umsteigen.

>>WARUM RIECHEN U-BAHNEN ÜBERALL AUF DER WELT GLEICH?

  • Der Geruch ist markant und unverkennbar, ob in Bilbao oder Duisburg-Meiderich: Die U-Bahn-Luft steigt jedem Fahrgast sofort in die Nase.
  • „Schuld daran sind die Schwellen“, sagt Pressesprecher Felix zur Nieden, sie sind mit Teeröl getränkt und das riecht konstant so, unabhängig von den Außentemperaturen. In den Tunneln liege die Temperatur konstant bei 17 bis 18 Grad.

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