Duisburg. Neubau statt Sanierung: Das plant Duisburg an Schulen. Warum die Kosten für die Green-Gesamtschule über 100 Millionen Euro steigen könnten.

Bei der Sanierung der maroden Duisburger Schullandschaft setzt die Schulbaugesellschaft (SD) nun verstärkt auf Neubau. Die Geschäftsführer Thomas Krützberg und Robin Eckardt steckten im Schulausschuss ein langfristiges Ziel, das bei Lehrern, Schülern und Eltern Beifall finden dürfte: „Wir wollen die Zweigstellen-Lösungen an allen Standorten auflösen.“ Allerdings ist der Finanzbedarf enorm. „Es führt zu einer gewaltigen Erhöhung der Planungskosten“, so Krützberg.

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Einen Vorgeschmack dafür gibt die Planung für die Green-Gesamtschule am Körnerplatz in Rheinhausen –hier steigen allein die Planungskosten von 130.000 auf 9,17 Millionen Euro, die Gesamtkosten für einen Neubau beziffern die Planer noch nicht, sie dürften 100 Mio Euro übersteigen.

Sekundarschule Biegerpark soll komplett nach Wanheim an den Knevelshof

Statt 540.000 werden fast 8,4 Millionen Euro benötigt für die Planung des insgesamt über 70 Millionen Euro teuren Umbaus des Schulzentrums Ziegelkamp (Huckingen) und der alten Hauptschule Beim Knevelshof (Wanheim). Die Sekundarschule am Biegerpark (SAB) soll in Huckingen Platz machen für das Mannesmann-Gymnasium, in Wanheim soll die bisherige Zweigstelle um einen vierstöckigen Neubau und eine neue Sporthalle ergänzt werden für die fortan sechszügige Sekundarschule (wir berichteten).

Dass er kein Freund von Stückwerk ist, hat Robin Eckardt, technischer Geschäftsführer der SD, seit seinem Amtsantritt vor drei Jahren immer wieder deutlich gemacht. Den Anspruch, „Schulgebäude zu bauen, die den Anforderungen an moderne Pädagogik entsprechen“ formuliert nun auch sein Co-Geschäftsführer Krützberg. Bei der Planung zweier neuer Gesamtschulen in Röttgersbach (ehem. Anne-Frank-Hauptschule) und Wanheimerort (Didier-Areal) wollen die Schulbauplaner dort erste Zeichen setzen, Grundschulneubauten in Rheinhausen (Werthauser Straße), Hamborn (Abtei-Grundschule) und Marxloh (noch kein Standort) sollen folgen.

Die ehemalige Hauptschule Beim Knevelshof in Duisburg-Wanheim, bisher Zweitstandort der Sekundarschule Am Biegerpark, soll durch einen Neubau und eine Sporthalle ergänzt werden, um dann die gesamte Sekundarschule aufzunehmen.
Die ehemalige Hauptschule Beim Knevelshof in Duisburg-Wanheim, bisher Zweitstandort der Sekundarschule Am Biegerpark, soll durch einen Neubau und eine Sporthalle ergänzt werden, um dann die gesamte Sekundarschule aufzunehmen. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

SD: Bisherige Planung hat den Zustand der Altgebäude nicht berücksichtigt

Auch mit Blick auf die Rückkehr zum G9-Abitur, die zusätzlichen Raumbedarf an den Gymnasien auslöst, ändert die SD ihre Strategie für Ausbau und Sanierung der übrigen Standorte. Die ursprüngliche Planung, vor Jahren mit der kommunalen Gesellschaft Partnerschaft Deutschland (PD) aufgenommen, kommt dabei nicht mehr zum Tragen. „Dabei wurde lediglich die Schülerzahl in Relation zur Fläche betrachtet, nicht aber baulicher Zustand, Bedarf an Fachräumen und energetischer Zustand der Gebäude“, so Krützberg.

Als Ergebnis einer Neubewertung durch die SD steht für Robin Eckhardt die Erkenntnis, dass Abriss und Neubau das Mittel der Wahl sein muss. Die Green-Gesamtschule ist dafür ein besonders krasses Beispiel: Die jüngste Duisburger Gesamtschule nutzt die ehemalige Realschule am Körnerplatz, Altbau-Räume des benachbarten Willy-Brandt-Berufskollegs und die ehemalige Hauptschule an der Friedrich-Ebert-Straße, die baufällige Sporthalle ist gesperrt – eine pädagogisch wie organisatorisch grenzwertige Situation.

Robin Eckardt, technischer Geschäftsführer der Duisburger Schulbaugesellschaft: Schulgebäude so bauen, dass sie den Anforderungen an moderne Pädagogik entsprechen.
Robin Eckardt, technischer Geschäftsführer der Duisburger Schulbaugesellschaft: Schulgebäude so bauen, dass sie den Anforderungen an moderne Pädagogik entsprechen. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Körnerplatz: Sanierung und Umbau bringen keine befriedigende Lösung

„Viel umbaute Luft, wenig Schulraum“, sagt Eckardt zum Altbau, „keine Variante für Sanierung und Umbau war befriedigend. Deshalb haben wir uns für die große Lösung entschieden.“ Einen Zeitpunkt für die Umsetzung nennt die SD noch nicht, wohl aber einen weiteren Vorteil: Sobald die Dependance Friedrich-Ebert-Straße frei wird, kann sie saniert und als Grundschule genutzt werden.

Ähnlich verhält es sich im Stadtsüden. Dass „Mannesmann“ kann auf dem eigenen Gelände um neue Klassen- Fachräume wachsen, die künftig sechszügige Sekundarschule etabliert sich in Wanheim in der einstigen Hauptschule Beim Knevelshof, die um einen vierstöckigen Neubau und eine Sporthalle ergänzt wird. Dass auch sie womöglich, wie schon die Green-Schule im Westen, in eine Gesamtschule umgewandelt wird, hat Robin Eckardt mit eingepreist: „Dann lässt sich das Gebäude erweitern.“

>> SCHULENTWICKLUNGSPLANUNG BIS ENDE DES JAHRES

  • Eine Schulentwicklungsplanung für die Grundschulen hat das Amt für Schulische Bildung im Frühjahr bereits vorgelegt. Die Betrachtung der Entwicklung an den weiterführenden Schulen soll bis Ende des Jahres folgen, kündigte Amtsleiter Ralph Kalveram im Ausschuss an.
  • Die Planung dürfe nicht nur die Schülerzahlen und Raumbedarf betrachten, mahnen Stadtelternschaft EDuS und Gewerkschaft GEW. Sie vermissen verbindliche Standards, etwa zur Klassengrößen, die in Duisburg auch in Schulen des gemeinsamen Lernens und Brennpunktschulen über dem empfohlenen Durchschnitt liegen.