Duisburg. Immer mehr digitaler Service der Behörden, doch viele können da nicht Schritt halten. Wie die Wohnungslosenberatung in Duisburg ihnen hilft.

Anträge stellen, Unterlagen hochladen, Termine vereinbaren – immer mehr Behörden bieten dafür digitale Möglichkeiten über ihre Webseiten oder Apps. Damit Wohnungslose nicht von der Teilhabe ausgeschlossen werden, arbeiten in der Beratungsstelle des Diakoniewerks Duisburg deshalb seit Jahren Jobcenter und Sozialamt der Stadt Tür an Tür. Der Service an der Beekstraße 45a in der Altstadt wird weiter ausgebaut.

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„Menschen ohne festen Wohnsitz verfügen in der Regel weder über PC, Laptop und Tablet, noch über ein modernes Smartphone“, erklärt Udo Horwat. Ein Konzept, das den digitalen Service und die Möglichkeit persönlicher Beratung aus einer Hand ermöglicht, war lange Zeit in Deutschland „ziemlich einzigartig“, so der Diakoniewerk-Geschäftsführer.

Corona-Pandemie beschleunigte Ausbau digitaler Angebote in Duisburg

Zuletzt wurden die digitalen Angebote als Alternative zu den verschlossenen Behördentüren während der Corona-Pandemie ausgebaut. Seither steht an der Beekstraße ein Terminal des Jobcenters. Dort können Kundinnen und Kunden nicht nur Stellenangebote und Weiterbildungen suchen und auf ein digitales Postfach zugreifen, sondern auch ein Tablet nutzen. Mit dem installierten Scanner lassen sich Änderungen mitteilen und Weiterbewilligungsanträge für Bürgergeld und andere Dokumente direkt in eine elektronische Akte hochladen. Kopieren entfällt, der Scan wird quittiert.

„Wir machen damit sehr gute Erfahrungen“, berichtet Birgit Mölders, stellvertretende Geschäftsführerin des Jobcenters in Duisburg. „Vor allem bei Wohnungsnotfällen, wenn es schnell gehen muss, arbeiten wir mit Diakoniewerk und Stadt auf dem kurzen Dienstweg gut zusammen, um Lösungen zu finden.“

Wo die digitalen Hürden zu hoch sind, helfen die Beratenden

Das hilft Menschen wie Otto Bomberg. Nach zwölf Jahren auf Gran Canaria versucht er, wieder in Duisburg Fuß zu fassen. Noch lebt er in der städtischen Notunterkunft im Hotel Salm in Marxloh. „Kein Luxus, aber besser als die Straße“, sagt er. Internet, Apps und Smartphones sind nicht seine Welt: „Bislang habe ich es nicht gebraucht.“

„Das ist super“, sagt Bomberg über die Anlaufstelle an der Beekstraße. Neue Ausweispapiere, Hilfen zum Lebensunterhalt, Bürgergeld – alles kann er dort beantragen. Ist die digitale Hürde zu hoch, helfen die Mitarbeitenden direkt oder vereinbaren einen Termin. „Das geht schnell“, bestätigt der Klient, der hier auch seine Post zustellen lässt.

Beratungsstelle: In Duisburg werden kleine Wohnungen für Alleinstehende knapp

„Das gemeinsame Angebot ist ein Beispiel für erfolgreiche Netzwerk-Arbeit“, lobt auch Sozialdezernentin Astrid Neese das niederschwellige Angebot. Hilfe bei Schulden und bei der Wohnungssuche werde oft bei den Beratenden nachgefragt. Besonders Menschen wie Otto Bomberg fällt es schwer, auf dem freien Markt, der auch in Duisburg zunehmend enger wird, eine bezahl- und bewohnbare kleine Wohnung zu finden. „Das spüren auch wir“, sagt Ute Bichtawi, die Leiterin der Zentralen Anlaufstelle, „uns hilft das gute Netzwerk mit der Duisburger Wohnungswirtschaft.“

>> JOBCENTER UND DIAKONIEWERK WERBEN FÜR IHRE APPS

  • Die eigene App, die das Jobcenter Duisburg in der Pandemie einführte, um den Kontakt zu ihren Kunden aufrecht zu erhalten, erweist sich mit mittlerweile 21.000 Nutzern und 1500 Kontakten pro Woche als Erfolgsmodell. Nicht alles, aber vieles lässt sich damit ohne persönlichen Termin oder telefonische Beratung erledigen.
  • Seine App „DiaDu“ hat auch das Diakoniewerk während der Corona-Auszeit aus gleichem Grund vor zwei Jahren eingeführt. Nach der Freischaltung können die Nutzer sich über Neuigkeiten und Veranstaltungen informieren, persönlichen Kontakt zu den Beratenden über Textnachrichten, Chat oder Video-Gespräch halten oder Zugang zu Beratungsangeboten erhalten.