Duisburg. Die Duisburger Trattoria „Rosso Picanto“ ist vom Sonnenwall weggezogen. Auf die Qualität hat das keinen Einfluss. Minuspunkte gibt’s trotzdem.

Es ist bereits einige Wochen her, dass das italienische Restaurant „Rosso Picanto“ vom Duisburger Sonnenwall in der City in die ehemaligen Räume des „Einfach Brendel“ umgezogen ist. Der Name „Rosso Picanto“ im Don Camillo“ erinnert an die noch längere Gastro-Vergangenheit, in die sich der Italiener nun einreiht. Im Gastro-Check haben wir dem Lokal einen Besuch abgestattet und nachgeschaut, was sich verändert hat, wie es schmeckt und ob sich ein Besuch lohnt.

Geschäftsführerin Conny Heu bringt bei unserem Test das Essen. Mit dem neuen Standort ist sie zufrieden, erzählt sie.
Geschäftsführerin Conny Heu bringt bei unserem Test das Essen. Mit dem neuen Standort ist sie zufrieden, erzählt sie. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Atmosphäre: Bei rund 19 Grad sind die Sommerabende momentan nicht mehr ganz so lau, aber dank Decken lässt es sich draußen immer noch ganz schön im Wasserviertel sitzen vorausgesetzt, es bleibt mal zwischendurch trocken. An der Fuldastraße ist das abends in jedem Fall netter als in der Duisburger Innenstadt.

Draußen lässt sich gut Leute gucken und weil Duisburg eine Großstadt mit Dorfcharakter ist, man also immer jemanden trifft und kennt, bleibt der eine oder andere auch für einen Plausch stehen oder setzt sich dazu.

Drinnen wirkt es so, als habe sich seit Jahren nicht viel geändert, was in diesem Fall nicht schlecht ist. Das Eck-Lokal mit Gewölbe artigem Charakter ist schön nischig. An diesem Abend sind außer mir und meiner Begleitung allerdings nur wenige andere Gäste eingekehrt. Die Geschäftsführerin Conny Heu, die Essen und Getränke serviert, erklärt trotzdem, dass sie zufrieden ist. „Mit dem Sonnenwall ist ja nix mehr los und unsere Gäste wohnen sowieso überwiegend in dieser Ecke.“ Ein Nachbar aus dem Wasserviertel, der vorbei spaziert, bestätigt: „Das Restaurant ist auf jeden Fall eine Bereicherung für die Gegend.“

„Rosso Picanto im Don Camillio“ in Duisburg: Keine Pizza auf der Karte

Angebot und Geschmack: Fünf Euro ins Phrasenschwein, aber wichtig is‘ auffem Teller. In diesem Fall entscheiden wir uns für Nudeln und probieren Referenz-Gerichte wie Spaghetti Ragu alla Bolognese (16,90 Euro) und Spaghetti Carbonara (13,90 Euro). Klassiker, oft gegessen, kann man einiges falsch machen, schmeckt deshalb leider nicht immer gut. „Wir machen die Carbonara Italienisch“, warnt Conny Heu bei der Bestellung und meint damit, dass die Nudeln nicht in Sahnesoße ertränkt werden. Ei, Speck, Parmesan ergeben gemeinsam eine schöne, cremige Soße. Auch die Bolognese aus Kalbfleisch sieht nicht nur gut aus, sondern schmeckt authentisch und gut.

Ein Pizza-Italiener ist „Rosso Picanto“ übrigens nicht. Hier setzt der Koch auf die mittlerweile recht trendige Pinsa. Die italienische Brotspezialität wird nach dem Backen belegt. Auf der Karte stehen beispielsweise Varianten mit Parmaschinken, Lachs, Garnelen oder Spinat. Kostenpunkt: Zwischen 14,90 und 19,90 Euro. Die Tageskarte listet Besonderes auf, „Riesen-Gnocchi in Trüffelsauce“ (22,90 Euro), „Kalbsschnitzel mit Kartoffelsalat“ (26,90 Euro) oder „großer Salatteller mit gebratenem Steinbeißer-Filet“ (22,90 Euro). Die Vorspeisen haben wir uns gespart. Carpaccio, Vitello Tonato, Burrata oder Garnelen Piri-Piri lesen sind preislich vergleichbar mit den Hauptgerichten – 14,90 bis 19,90 Euro. Das Brot als Gruß aus der Küche hätte warm noch ein bisschen knuspriger geschmeckt. Und der Dipp erinnert die Begleitung an einen Frischkäse, den sie neulich im Supermarkt gekauft hat. Ob der wirklich selbst gemacht ist?

Das Tiramisu ist erstaunlich formstabil und der Frucht-Schoko-Spiegel macht das Ergebnis auch nicht besser.
Das Tiramisu ist erstaunlich formstabil und der Frucht-Schoko-Spiegel macht das Ergebnis auch nicht besser. © FFS | Fabienne Piepiora

Die Kalorien, die wir bei den Vorspeisen gespart haben, kommen beim Dessert doppelt auf den Teller: es gibt Tiramisu (8,90 Euro), das leider etwas enttäuscht. Umgeben ist der Klassiker von einem Schoko-Fruchtspiegel und karamellisierten Kernen.

Richtig gute Desserts können auch ohne Schnick-Schnack überzeugen. Dieses Tiramisu ist erstaunlich stabil in der Konsistenz, wird mit Fruchtsoße vom Teller auch nicht besser und spontan fallen uns einige Duisburger Italiener ein, die uns in Sachen Tiramisu mehr ins Schwärmen bringen. Immerhin: Der Espresso (3 Euro) ist gut. Dafür enttäuscht die Weinkarte.

Fazit: Für das „Einfach Brendel“ sind viele Gäste auch aus anderen Stadtteilen ins Wasserviertel gekommen. Das „Rosso Picanto“ ist ein Nachbarschafts-Italiener für einen unkomplizierten Abend mit Freunden und Familie oder die Mittagspause. Er bietet Grundversorgung, gespickt mit ein paar Besonderheiten in angenehmer Atmosphäre.

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Atmosphäre: 5/5

Service: 4/5

Angebot und Geschmack: 3/5

Preis-/Leistungsverhältnis: 4/5

Adresse: Fuldastraße 20, 47051 Duisburg

Öffnungszeiten: Mittwoch bis Freitag 12 bis 14.30 Uhr, Samstag und Sonntag ab 16 Uhr.

Hinweis der Redaktion: Diese Gastro-Kritik entspricht dem subjektiven Geschmacksurteil der Verfasserin. Bei unseren Tests geben wir uns nicht zu erkennen, bewerten unabhängig und bezahlen das Essen selbst.