Duisburg. Ein Portal fasst Bewertungen renommierter Restaurantführer zusammen. Duisburger Lokale sind vertreten – doch das Ergebnis wirft auch Fragen auf.

Guide Michelin, Gault Millau oder Gusto – sie alle sind renommierte Lotsen durch die Qualitätsgastronomie und bringen regelmäßig Restaurantführer heraus. Mal werden von den Kritikern Hauben oder etwa Sterne verteilt. Gekrönt werden so jeweils die besten Restaurants des Landes. Das Portal „Restaurant-Ranglisten“ versucht, die unterschiedlichen Bewertungen zusammenzuführen. Entstanden ist ein Ranking, bei dem auch mehrere Duisburger Gastronomen vertreten sind. Doch einige Namen werfen auch Fragen auf.

Spitzenreiter der Stadt ist das „Mod“ von Koch Sven Nöthel. Es erreicht 98,30 von maximal 121,1 möglichen Punkten und liegt auf Platz 167 der besten Restaurants in Deutschland. In einer Liste für Nordrhein-Westfalen erreicht das Lokal in einem ehemaligen Kuhstall in Baerl einen hervorragenden 26. Platz. Die Bewertung ist keine Überraschung: So hat sich das Team bereits einen Michelin-Stern erkocht und wurde im Gault Millau mit zwei Kochhauben ausgezeichnet.

Küppersmühle und Villa Patrizia erhalten ebenfalls Punkte

Ebenfalls genannt werden die Küppersmühle (80,20 Punkte) und die Villa Patrizia (75,20 Punkte). Beide Adressen stehen in mehreren Restaurantführern und werden deshalb im Ranking mit einigen Punkten belohnt. Das Costa Azzurra (12 Punkte) und der Walsumer Hof (10 Punkte) werden in einem der ausgewerteten Restaurantführer erwähnt und bekommen ebenfalls Punkte.

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Für die Ranglisten des Portals werden insgesamt neun Restaurantführer und deren Bewertungen ausgewertet und letztlich in ein Punktesystem nach dem französischen Schulnotensystem übertragen. Beispielsweise ergeben drei Michelin-Sterne 20 Punkte, ein Stern sind umgerechnet 17 Punkte. Für eine Kochhaube im Gault Millau gibt es 13 Punkte. Die ermittelten Punkte werden addiert und ergeben die Gesamtbewertung. Ähnlich wie bei Sportrichtern wird die schlechteste Wertung gestrichen, erklären die Macher auf der Internetseite.

Restaurant-Ranglisten: Ergebnis wirft auch Fragen auf

Für die Gastronomen ist die Nennung durchaus relevant: Das Portal verzeichnet laut eigenen Angaben durchschnittlich 150.000 bis 200.000 Besucher im Monat, sagt Hannes Buchner, Inhaber der in Bayern ansässigen Gourmet-Portal GmbH, zu der die „Restaurant-Ranglisten“ gehören. „Wir erreichen viele Fachleute“, ergänzt er. Doch die veröffentlichten Resultate offenbaren auch Schwächen: Filtert man das Ergebnis nach Adressen in Duisburg, so taucht auch das „Einfach Brendel“ mit 39 erreichten Punkten auf.

Doch das Restaurant ist seit Anfang des Jahres geschlossen, einen Verweis auf die Schließung gibt es derzeit aber nicht. Zwar würden Gäste an der Fuldastraße im Wasserviertel nicht vor der geschlossenen Türe stehen, doch statt „Einfach Brendel“ steht nun „Rosso Picanto“ über der Tür – und Dirk Brendel serviert seine Speisen im neu eröffneten Fine-Dining-Restaurant „Frau Specht“.

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Noch skurriler wird es aber mit den 14 Punkten für das Bistro NT, denn die Küche an der Neudorfer Straße bleibt seit Jahren kalt. Bis Ende 2018 führte Theo Friedrichs das Lokal, in dem es Seeteufelmedaillons in Zitronengras-Sauce oder Perlhuhnbrust mit Trüffelrisotto auf der Speisekarte gab. Der Vorzeige-Gastronom, der für das ehemalige „La Provence“ an der Hohe Straße den ersten Michelin-Stern nach Duisburg holte, ist bereits verstorben.

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Warum werden diese Adressen trotzdem noch geführt? Aufgrund des hohen Datensatzes mit über 10.000 Restaurants komme es bedauerlicherweise auch zu „Karteileichen“, erklärt Hannes Buchner. Führt letztlich auch einer der Restaurantführer noch fälschlicherweise das Lokal, werden die Daten bereits fehlerhaft übernommen, sagt der Macher. So wird das „Einfach Brendel“ tatsächlich weiterhin mit einer Kochgabel im aktuellen Falstaff Restaurantguide genannt. Einmal im Jahr werde der Datenbestand überprüft, sagt Buchner. „Ich bin aber immer froh, wenn uns Nutzer über Restaurantschließungen informieren.“

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