Düsseldorf. . Vor einem Jahr wurden weltweit auf einen Schlag mit falschen Bankkarten rund 40 Millionen Dollar abgehoben. Die Landeshauptstadt hat die Federführung für die deutschen Fälle des Millionen-Coups. Der Angeklagte hat den mutmaßlichen Deutschland-Chef verraten und hofft auf eine mildere Strafe.

Es war ein Coup, wie es ihn bisher noch nicht gegeben hat: In einer Nacht hoben weltweit Täter mit falschen Karten rund 40 Millionen Dollar ab. Von Düsseldorf aus kommen die Ermittler der Aufklärung näher: In einem Prozess vor dem Landgericht verriet der Angeklagte den Mann, der den Einsatz in Deutschland organisiert haben soll.

Es war die Nacht auf den 20. Februar 2013. In 22 Ländern zogen rund 400 Mittäter Geld aus Bankautomaten. Möglich war das, weil zuvor Bankdaten gehackt wurden. In Düsseldorf wurde ein Täterduo geschnappt, weil es einem Nachtschwärmer an der Westfalenstraße verdächtig vorkam. Es waren Mutter (56) und Sohn (35). Sie gaben zu, Geld abgehoben zu haben, schwiegen aber über ihre Auftraggeber. Sie wurden jeweils zu über vier Jahren Haft verurteilt.

Düsseldorfer Staatsanwalt für alle Fälle zuständig

Seither ist der Düsseldorfer Staatsanwalt Murat Ayilmaz federführend für alle deutschen Fälle zuständig. Und klagte daher auch den 47-Jährigen an, der mit einer Komplizin in Bremen 166.000 Euro abhob. Dieser Angeklagte ist gesprächiger, hofft auf eine mildere Strafe für Hilfe bei der Aufklärung. Er nannte drei weitere Täter, darunter den Mann (37), der alle zehn Teams in Deutschland auf den Weg geschickt haben soll. 1,8 Millionen Euro erbeuteten sie.

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Der 37-Jährige soll in Den Haag mit einem Partner einen Cannabis-Shop betreiben. An der gleichen Straße wohnt der 47-Jährige, man kenne sich vom Sehen. Eines Tages habe der Shop-Betreiber ihn gefragt, ob er „schnelles Geld“ verdienen wolle. Er wollte. Sei am 19. Februar 2013 in die Wohnung des Mannes gekommen. Mit einer Frau (30) sei er nach Bremen geschickt worden, habe Karten und Handys erhalten. Was genau geplant war, habe er nicht gewusst, er sei nur der Fahrer gewesen.

Drei Verdächtige schweigen

Auf dem Rückweg hatten sie eine Panne, teilten das per SMS dem Team aus Mutter und Sohn mit. Weil deren Handys beschlagnahmt wurden, erfuhr die Polizei davon. Sie fand die Werkstatt, in der das Auto repariert wurde. Dort lag eine Kopie des Personalausweises des 47-Jährigen. Wenig später wurde er verhaftet.

Im Prozess nannte er nicht nur seine Mittäterin und den mutmaßlichen Deutschland-Chef, der in Essen 158.000 Euro abgehoben haben soll. Er erkannte auch einen Duisburger Täter als Geschäftspartner des 37-Jährigen. Die drei wurden auf Betreiben der Düsseldorfer Ermittler in den Niederlanden festgenommen, aber mit Auflagen freigelassen.

Staatsanwalt Ayilmaz hofft für die weitere Aufklärung auf ihre Aussagen: „Es ist ein Riesenpuzzle. Aber wir kommen Schritt für Schritt voran.“ Bisher schweigen die drei Verdächtigen jedoch.