Düsseldorf. Ein Fortuna-Fan ist beim Heimspiel gegen Bayern München im Oktober brutal zusammengeschlagen worden. Noch heute leidet er unter seinen Verletzungen. Er erhebt schwere Vorwürfe gegen den Ordnungsdienst im Fortuna-Stadion. Die Fortuna-Fans fühlen sich von der Vereinsführung im Stich gelassen.

Zwei Männer hielten seine Arme auf dem Rücken fest, ein dritter trat gegen seinen Kopf. Die Szene ereignete sich im Oktober, wenige Minuten nach dem Abpfiff des Fortuna-Heimspiels gegen Bayern München, die Folgen spürt Fortuna-Fan "Obi" bis heute. Noch immer geht er an Krücken, leidet unter Kopfschmerzen und ist auf Antidepressiva angewiesen. Ob er seinen Job jemals wieder ausüben kann, ist fraglich.

Den Tätern wird wohl irgendwann der Prozess gemacht, Fortuna hat bereits ein dreijähriges Stadionverbot gegen sie verhängt. Doch Obis Wut richtet sich inzwischen weniger gegen sie als gegen den Ordnungsdienst der Fortuna. Denn bereits während des Spiels hatten Zuschauer den Sicherheitsdienst über die Gruppe pöbelnder Störenfriede informiert, doch die Ordner griffen nicht ein. Als Obi angegriffen wurde, schlichteten sie einen Streit in einem Nachbarblock.

Schon beim Platzsturm gerieten die Fortuna-Ordner in die Kritik

Dem einzelnen Ordner will Obi gar keine Vorwürfe machen. "Für einen Stundenlohn von sechs Euro" würde er sich auch nicht in Gefahrensituationen begeben, sagte er gegenüber Spiegel Online. Er überlege aber, rechtliche Schritte gegen den Ordnungsdienst einzuleiten, der im Fortuna-Stadion von der Firma Klüh bereitgestellt wird. Denn die Ordner hätten den Sanitätern nicht einmal sagen können, auf welchem Weg der Schwerverletzte aus dem Stadion gebracht werden könne. Klüh weist den Vorwurf zurück: "Den Abtransport von Verletzten zu führen sei nicht Aufgabe des Ordnungsdienstes."

Es ist nicht das erste Mal, dass es Beschwerden über die Ordner bei Fortuna-Spielen gibt. Schon beim Platzsturm im Relegationsspiel gegen Hertha BSC Berlin waren der Sicherheitsdienst in die Kritik geraten. Verein und Unternehmen hatten damals versichert, für professionellere Strukturen sorgen zu wollen. Fortunas Fan-Beauftragter Dominik Hoffmeyer versichert auf Anfrage, das sei auch geschehen: Klüh habe den Einsatzleiter ausgetauscht, die Zahl der Ordner sei erhöht worden, die Führungskräfte seien besser geschult worden. "Bei Klüh ist eine Menge getan worden", sagt Hoffmeyer.

Fortuna-Fans kritisieren Vereinsführung

Die organisierten Fortuna-Fans räumen ein, weniger Einfluss auf die gesamte Anhängerschaft zu haben, als das bei anderen Vereinen üblich ist. 4000 Fans seien im Dachverband "Supporters Club Düsseldorf" gebündelt, die anderen seien verstreut, sagt Supporter Tim Haberland zu Spiegel Online.

Mitschuld daran ist für Haberland auch die Vereinsführung: Manchmal könne man den Eindruck gewinnen, dass es der Vereinsführung seit dem Aufstieg in die erste Liga weniger um die aktiven Fans gehe. Das Wirtschaftliche sei wichtiger. Fan-Beauftragter Hoffmeyer räumt ein, dass die rasante Entwicklung der Fan-Anzahl den Verein überfordert habe. Man sei auf der Suche nach neuen Organisationsformen für die gewachsene Fanszene. "Es wird aber noch eine Weile dauern, bis Fortuna diesem Fan-Zustrom gewachsen sein wird." (dor)