Düsseldorf. . Nur durch das besonnene und geistesgegenwärtige Verhalten des Rheinbahnfahrers gab es bei dem Zugunfall in Düsseldorf keine Toten. Die Unfallstelle im Stadtteil Eller gleicht noch immer einem Trümmerfeld. Die Instandsetzung von Gleisbett, Schranken und Oberleitung werden wohl bis Jahresende dauern.
Der Linienbus ist wie ein Blatt Papier zerschreddert. Das Führerhaus liegt abgetrennt am Bahndamm. An den Schienen weiter hinten erkennt man das Mittelteil. Zwischen den Waggons steckt ein riesiges Metallknäuel, es könnte einmal das Dach oder Heck des Gelenkbusses gewesen sein. An einem Bahnübergang im Düsseldorfer Süden hat sich am Mittwochabend ein spektakulärer Unfall ereignet. Dabei entgleisten auch Teile eines der beiden Güterzüge. Ernsthaft verletzt wurde - wie durch ein Wunder - niemand.
„Dass da nicht mehr passiert ist“, sagt der 25 Jahre alte Marcel fassungslos. Er hat in der Nacht ständig Hubschrauber und Rettungswagen gehört und sieht sich im Hellen die Unfallstelle mit der Lok im Garten an. Geradezu unwirklich steht unbeschädigt inmitten der Ruine ein Regal mit Biergläsern und Flaschen.
Auf den Schienen ging plötzlich der Motor aus
Den Helfern bot sich um kurz nach 20 Uhr im Stadtteil Eller ein Bild der Verwüstung. Nur wenige Teile des Gelenkbusses waren noch als Bestandteile des Fahrzeugs zu erkennen. Die stellvertretende Leiterin der Bundespolizeiinspektion Düsseldorf, Anja Kleimann, schilderte den Ablauf des Unglücks: Demnach war der Bus langsam um eine Kurve gefahren, als auf den Schienen plötzlich der Motor ausging. Noch ein paar Mal versuchte der Fahrer, wieder zu starten, dann verließ er mit den drei Fahrgästen den Bus. Vorher hatte er wohl noch versucht, die Leitstelle der Rheinbahn zu erreichen. Dies funktionierte aber nicht.
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Unmittelbar nachdem alle Menschen den Bus verlassen hatten, sei schon der erste Güterzug aus Norden kommend auf den Bus geprallt. "Wenige Augenblicke später" sei dann ein Zug aus südlicher Richtung ebenfalls auf den Bus geprallt. Er geriet zwischen die beiden Züge und wurde in viele Teile gerissen, schildert Kleimann, die das besonnene und geistesgegenwärtige Verhalten des Busfahrers hervorhob.
Mit dem Handy verständigte der Fahrer dann die Zentrale. Die mitgeschnittenen Gespräche sollen nun ausgewertet werden, um einen genauen Ablauf rekonstruieren zu können.
Tanks waren zwar leer, aber noch nicht gereinigt - keine Explosionsgefahr
Eine der 89 Tonnen schweren Lokomotiven rutschte bei dem Unfall eine Böschung hinab und landete in einer Kleingartensiedlung. Ein unbewohntes Gartenhaus wurde zerstört. Die beiden Züge waren jeweils rund 500 Meter lang. Der eine wurde von zwei Loks gezogen und bestand aus 22 entleerten Kesselwagen, in denen sonst die Gase Butan und Propan transportiert wurden. Weil solche Waggons nach der Entleerung eine Restmenge des Gases enthalten können, seien sie als Gefahrguttransport eingestuft gewesen. "Dadurch, dass die Waggons ganz geblieben sind, bestand aber keine Explosionsgefahr", erklärte ein Sprecher der Düsseldorfer Feuerwehr. Der andere Zug hatte Sattelauflieger geladen.
Insgesamt entgleisten alle drei Lokomotiven und vier Waggons. Über mehrere hundert Meter verteilt lagen Scherben und Trümmerteile. Von dem zerstörten Gartenhaus blieb kaum etwas stehen. Mit einer Wärmebildkamera stellte die Feuerwehr sicher, dass sich keine Menschen unter den Trümmern befanden.
Güterstrecke bleibt wohl bis Jahresende gesperrt
„Es hätte mit Sicherheit auch Tote geben können“, sagt der Feuerwehrsprecher am Morgen. Doch auch die Lokführer blieben äußerlich unverletzt. Einer von ihnen konnte in der Nacht erst befreit werden, nachdem der Strom in den heruntergerissen Oberleitungen abgeschaltet war. Die Erleichterung bei allen Rettungskräften und herbeigeeilten Fachleuten ist groß. „Gott sei Dank, dass es keine Opfer gegeben hat“, sagte einer der vielen Helfer nachts an der Unfallstelle. Andere sprachen von großem Glück im Unglück. Und auch Stunden nach dem Unglück wimmelt es noch von Helfern in Signalwesten.
Die Strecke, auf der ausschließlich Güterzüge fahren, bleibt wegen der Schäden voraussichtlich bis zum Jahresende gesperrt. Eventuell müsse das Gleisbett neu aufgebaut werden. Auch seien die Schrankenanlage und die Oberleitung beschädigt worden, sagte ein Bahn-Sprecher. Die Schadenshöhe bezifferte er auf mindestens einen sechsstelligen Betrag. (dpa)