Düsseldorf. Riesiges Glück hatten der Fahrer und drei Fahrgäste eines Linienbusses in Düsseldorf: Sie konnten sich gerade noch retten, bevor der Bus an einem Bahnübergang von zwei Güterzügen zerquetscht wurde. Doch auch die Anwohner hatten Glück: Alle Kesselwagen mit Butan- und Propangas hielten dicht.

Unglaubliches Glück hatten Mittwoch Abend ein Busfahrer und drei Fahrgäste in Düsseldorf: Sie konnten sich gerade noch rechtzeitig aus einem Linienbus im Stadtteil Eller flüchten, bevor der Bus der Linie 721 von gleich von zwei Güterzügen zerquetscht wurde. Das Unglück geschah um 20.15 Uhr auf einem Bahn-Übergang an der Straße Am Hackenbruch in Eller.

Die Situation war an Dramatik kaum zu überbieten: Der Linienbus der Rheinbahn wollte gerade die Gleise überqueren, da blieb das Fahrzeug wegen eines technischen Defektes mitten auf den Gleisen liegen. Der Fahrer versuchte noch mehrere Male, den Motor zu starten. Vergeblich. In diesem Moment gingen vor und hinter dem Gelenkbus die Schranken herunter.

Güterzüge zermalmten den Linienbus

Der Busfahrer, laut Rheinbahn ein 61-Jähriger mit langer Berufserfahrung, tat das einzig Richtige: Nur raus, schnell raus. So schnell wie möglich hatten er und die Fahrgäste sich in Sicherheit gebracht. Die alarmierte Leitstelle der Rheinbahn versuchte noch, die Deutsche Bahn zu warnen, damit die Lokomotivführer ihre Züge stoppen könnten.

Nur wenige Augenblicke später wurde der Bus von gleich zwei Güterzügen, die aus entgegensetzten Richtungen kamen, in Stücke gerissen und zermalmt. Es war ein ohrenbetäubendes Krachen, das die Anwohner aufschreckte. Der Zusammenstoß war so stark, dass drei Lokomotiven und mehrere Waggons entgleisten. Unter den entgleisten Waggons waren laut Bundespolizei auch Kesselwagen mit Butangas, Propangas und anderen gefährlichen Stoffen. "Dadurch, dass die Waggons ganz geblieben sind, bestand aber keine Explosionsgefahr", sagte ein Feuerwehrsprecher.

Eine entgleiste Lok zerstörte ein Gartenhaus

Eine Lok rauschte eine Böschung hinab in ein Gartenhaus, das dabei völlig zerstört wurde. Die Feuerwehr untersuchte die Trümmer mit Wärmekamera und Endoskop. Am Morgen konnte sie Entwarnung geben: Kein Mensch war unter den Trümmern.

So gab es nur Leichtverletzte, die einen Schock erlitten. Die beiden Lokführer wurden am Donnerstagmorgen noch im Krankenhaus behandelt. Der Busfahrer kam ebenfalls vorsorglich ins Krankenhaus, erholt sich inzwischen aber wieder zu Hause. "Er war wirklich super. Er hat geistesgegenwärtig reagiert", lobte Rheinbahn-Sprecher Georg Schumacher.

An Übergängen mit Halbschranken bleibt besonders wenig Zeit

Warum es nicht gelang, die Lokführer rechtzeitig zu warnen, war auch am Donnerstagmorgen noch unklar. Rheinbahn-Sprecher Georg Schumacher mutmaßte, dass die Kommunikationskette vom Busfahrer über die Rheinbahn-Leitstelle und von dort über die Bahn zu den beiden Zugführern schlicht zu lang war für die Zeit, die nach der Schließung der Schranken noch blieb.

Nach Angaben von Bahnsprecher Dirk Pohlmann war der Übergang in Eller mit zwei Halbschranken gesichert, die von den herannahenden Zügen automatisch ausgelöst wurden. Bei solchen Anlagen würden die Schließungszeiten bewusst kurz gehalten, damit ungeduldige Autofahrer die Schranken nicht umfahren, sagte Pohlmann. "Viel Zeit wird da für den Busfahrer nicht gewesen sein, maximal im Minutenbereich."

Die Aufräumarbeiten dauern an

Die Bahnstrecke wurde sofort gesperrt, andere Züge wurden umgeleitet. Der Personenverkehr ist allerdings nicht betroffen. Die Aufräumarbeiten sollen Schätzungen zufolge noch bis zum Wochenende dauern. Die Höhe des Schadens dürfte in die Millionen gehen, mutmaßte die Feuerwehr am Morgen. (mit abe, dpa und dapd)